Sonntag, 2. Juli 2017

Luftkurort

Sonntagsausflug: Petri-Kirche in Burg in Dithmarschen. Burg ist ein Luftkurort, das wird jedem Bahnreisenden durch den entsprechenden herrlich altmodischen Schriftzug am Bahnhof im fahrenden Zug klar. Ganz egal, ob er aussteigt oder nur durchfährt. Ich steige aus. Und besuche die Ulme im Windschatten der Kirche. Die Kirche - die älteste Kirche Schleswig-Holsteins! - ist eine Sühnekirche! Erbaut als Sühneleistung für den Mord am Landesherrn, dem Stader Grafen Rudolf II. Die Burger Bauern erschlugen ihn im Jahr 1145 aus Not auf seiner stolzen Böckelnburg, weil er ungeachtet schlechter Erntejahre den (das?) Zinskorn unerbittlich eintrieb. Rudolfs Bruder Hartwig, der spätere Erzbischof von Bremen, ordnete im Rahmen eines Rachefeldzugs den Bau der Sühnekapelle auf einer Anhöhe am Rand der Süderdithmarscher Geest an. Im Schatten der Kirche wächst unbeeindruckt von Legenden und Schietwetter ein Naturdenkmal. Die Feldulme - Ulmus minor. Im Gegensatz zur Flatterulme (Ulmus laevis) oder Bergulme (Ulmus montana oder U. scabra). Ulmen sind seit 100 Jahren durch das Ulmensterben bedroht, aber die Burger Ulme im Schatten der Petri-Sühnekirche steht! Ulme ist die Bezeichnung nur für den lebendigen Baum, das Holz einer gefällten Ulme heißt Rüster. Oder Rusten. Die Ulme, wenn sie denn gesund bleibt, ist ein Kernreifholzbaum. Die Informationstafel klärt die Baumbesucherin über die Krankheit auf: "Der Ulmensplintkäfer überträgt eine aus Ostasien eingeschleppte Pilzerkrankung. Dabei werden die Wasserleitbahnen verstopft und der Baum vertrocknet." Sanfter Landregen fällt unaufhörlich über Süderdithmarschen.

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