Sonntag, 9. Juli 2017

孔子

Sonntagsvollmond. Die Sonne ist eben untergegangen und der Mond steht pünktlich vor meinem Fenster. Ich nehme den Mund voll. Ich bin heißhungrig. Seit der Raum wieder aufgetan ist und ich jeden Tag in der Nordsee bade. Mittlerweile schätze ich die zwölfeinhalb Kilometer, die ich hin, und die zwölfeinhalb Kilometer, die ich zurück radle. Die Fahrzeit addiert sich immer auf das mehr oder weniger selbe eindeutige Resultat: ich brauche seit Tagen, Wochen zwischen 1:06:00 und 1:18:00. Gegen- und Rückenwind heben sich in dieser Rechnung restlos auf und es ist vollkommen überflüssig, sich über Böen zu beschweren. Der Weg ist das Ziel (Konfuzius) - diese DenkArt war mir auf Hooge abhanden gekommen, ohne dass ich es gemerkt hätte. Auf der Hallig ist kein Platz für Wege. Heute habe ich unverhofft ein großes Stück geistiger Gelassenheit zurückgewonnen - so unverhofft, wie zuweilen ein Regenschauer über einen kommt - und erst in dem Moment, als die Schädeldecke sich hob und das Hirn sich die Unendlichkeit zurückholen konnte, wurde ich gewahr, was mir fast zwei Jahre lang gefehlt hatte! 孔子- Fuzzi! Der Weg ist das Ziel! Ungewollt und absichtslos. Auf halbem Weg zum bereits aufgelaufenen Wasser, ungefähr auf der Höhe des Kronenlochs. Ein Geschenk der Speicherkoogtrolle.
Der verschwundene oder "wie eine Brausetablette" aufgelöste Weg in einer zu winzig geratenen Welt bedeutet nicht, dass das Ziel vor Augen läge und mit Händen zu greifen wäre. Oh nein! Ganz im Gegenteil, es ist das Dilemma aller Schurken und Diebe, aller Ehrlosen und Gottlosen, aller Gewissenlosen und Sprachlosen, die sich in der Sackgasse um den Trugschluss, angekommen zu sein, versammeln - und weinen.

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