Mittwoch, 15. März 2017

Puppen

Bis in die Puppen schlafen. Oder bis in die Puppen aufbleiben. Bis in die Puppen arbeiten. Versteht jeder. Lange schlafen, lange aufbleiben, lange arbeiten.
Aber wer oder was sind diese Puppen?
Berlinerinnen! Statuen der antiken Mythologie am Großen Stern im Berliner Tiergarten, der in diesem Fall kein Zoo, sondern ein Stadtpark ist. Ursprünglich war "bis in die Puppen" ein räumlicher Begriff, weil nämlich die am Sonntag flanierenden, eigentlich gehfaulen Berlinerinnen und Berliner im 18. Jahrhundert "bis in die Puppen" gingen. Vom Kuh'damm, zum Beispiel. Oder von Unter den Linden. Bis in die Puppen! Bis zu den Allegorien von Jugend und Schönheit, Kampfeslust und Fruchtbarkeit. Die Berliner Schnauze kennt keine Ehrfurcht, auch vor Marmor nicht. Erinyen sind Puppen, genauso wie Hermes, Helios oder Hera. Der große Stern hieß im Volksmund Puppenplatz. Irgendwann verrutschte die Bedeutung vom Raum in die Zeit. Bis in die Puppen feiern - meint nicht am großen Stern feiern, sondern bis zum Totumfallen. Oder, poetischer ausgedrückt, bis Aurora, die Morgenröte am Horizont erscheint.

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