Vor einer Woche überschlugen sich die Superlative zum längsten Tunnel der Welt. Der Gotthardbasistunnel. 57 Kilometer, 17 Jahre Arbeit, 11 Millionen Euro Kosten. Zu Spitzenzeiten waren 2'400 Bauarbeiter in drei Schichten gleichzeitig am Werk, die allerwenigsten von ihnen besaßen ein Bleiberecht in dem Land, das sich rühmen kann, dass das Zentrum der Alpen, das Gotthardmassiv vollständig auf seinem Territorium liegt. Steigungsfrei kann inskünftig der Verkehr mit Höchstgeschwindigkeit unter den Alpen durchrauschen. Ein Dithmarscher user (Name und Adresse der Red. bekannt) auf facebook fragt zurecht: "Hätte
man den Gotthard-Basistunnel nicht gleich bei Basel beginnen und in
Como enden lassen können? Dann bliebe uns bei der Reise nach Italien die
Schweiz gänzlich erspart."
Ich aber lese statt ewig sich wiederholender Pressemeldungen den Bericht von Mona Blatter, die "in eine absolute Männerdomäne eingebrochen" ist, als sie am 21. Juli 1999 - vermutlich als erste Frau der Welt - zu Fuß durch einen Tunnel ging. Durch den nunmehr "alten" Gotthardscheiteltunnel: 15 Kilometer unter durchschnittlich 1800 Metern Gestein, ein Tagesmarsch von 8 Stunden bei einer Durchschnittstemperatur von über 30° sowie einer mittleren Luftfeuchtigkeit von mehr oder minder 100°. Mona Blatter läuft von Süd nach Nord, von Airolo nach Göschenen, folgt zwei italienisch sprechenden Streckenwärtern auf ihrem wöchentlichen Kontrollgang. Kurz nach der Hälfte, kurz vor dem Tunnelscheitel, dem höchsten Punkt im Tunnel (bei km 8,315) notiert sie: "... Windstill. Wie wenn die Zeit stillstehen würde. Ich frage, warum es diese vielen Wechsel von Windstille, Südwind und Nordwind gebe. Wenn zwei Züge aus beiden Richtungen in den Tunnel fahren, wird die Luft im Innern gestaut. Sie steht. Wenn kein Zug im Tunnel ist, ist ebenfalls Windstille. Sonst weht der Wind je nach Richtung des Zuges, entgegengesetzt." (Mona Blatter, È la prima - Zu Fuss durch den Gotthardbahntunnel).
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