Dienstag, 31. August 2010
Das erste Fahrradfrei
Montag, 30. August 2010
Der erste Hagel
Machen Siesta. Stellen die Fahrräder unter die Sonnenschirme des einzigen offenen Lokals im Ort. Es ist weder eine Cafeteria noch eine Gelateria noch ein Restaurant. Aber es gibt Toilette, Wasser, Seife, Papier. Wir waschen die Hände und setzen uns ins abgedunkelte Innere. Eine junge Chinesin nimmt keine Notiz von uns, starrt unverwandt auf ihren Bildschirm. Eine ältere Chinesin versteht nicht, was ich in meinem fließenden Italienisch bestelle. Acqua minerale con gaz i Cola.
Kaum sitzen wir, geht ein gewaltiger Wolkenbruch nieder, gefolgt von einem gewaltigen Temperatursturz und faustgroßen Hagelkörnern. Wir warten mit Cappucio.
Nach einer Stunde sind wir wieder auf dem Deich, vollenden Destra Po oder auf FE 20 unsere heutige Schicht, gute 90 km, bis Ferrara bei schönstem Sonnenschein und kristallklarer Luft.
Zurück: Sinistra Po
Sonntag, 29. August 2010
Zurück: Destra Po
Das Ende des Po 3
Das erste Reisfeld
Samstag, 28. August 2010
Das Ende des Po 2
Das Ende des Po
Das erste Gewitter
Freitag, 27. August 2010
Die zweite Brücke über den Po
Piccola Oasi Colena del Po
Bei Seravalle zweigt der Po di Goro ab, dort beginnt geographisch und offiziell durch ein Hinweisschild am Fahrradwegrand auf dem Deich das Po-Delta. Während wir noch in der Piccola Oasi sitzen und weiter schwitzen, schreibe ich die erste Postkarte an meinen Meister in Warschau, klebe eine Briefmarke auf, die ich vor Beginn der Siesta im Postamt gegenüber der Wehrkirche von Guarda Ferrarese gekauft habe.
Donnerstag, 26. August 2010
Zum ersten Mal in der Provinz Ferrara
Erste einsame Strecke.
Erste Libellenwiese bei Ravallo, zweite Apfelpause.
7 Kilometer vor Ferrara verlassen wir den Po und fahren in die heiße Stadt hinein, kaufen in der ersten Apotheke Augentropfen und Mückenspray.
Wir wohnen in der Innenstadt direkt neben dem Castello Estense. Wir sind 75 Kilometer gefahren bei ungebrochenem Sonnenschein.
Buskers Festival in der Stadt. Lauter Musikanten, Gaukler, Akrobaten. Die Tessiner Radfahrer tauchen natürlich plötzlich auch auf mitten in der ausgelassenen schwitzenden Menge. Beim Essen am Dom (wunderbare Pasta!) wette ich auf einen halben Liter Prosecco della spina, dass wir sie im Podelta noch einmal antreffen werden.
Die erste Pause am Po
Tapfer überqueren wir zum ersten Mal den Po. Auf einer alten und vielbefahrenen Brücke in Ostiglia. Mit holprigem Fußgänger- und Fahrradstreifen in einem. Mit niedrigem Geländer. Zum Fürchten mit unseren schwerfällig bepackten Rädern.
Dann folgen wir dem "Percorso Cicloturistico Destra Po" - dem Fluss zu seiner rechten Fließseite.
Bis Carbonara di Po weht uns noch ein frischer Morgenwind entgegen, danach steht die Hitze wie eine Wand in der Landschaft.
Bei Isola Schiavi gibt es Bänke und Tische. Wir verzehren die Lufthansa-Schokoriegel, die uns vom Flug nach Mailand geblieben sind. W. zieht ein trockenes T-Shirt an und legt die Kopfschmerzen am Flussufer nieder.
Die ersten blauen Sandalen
Mittwoch, 25. August 2010
Der erste Blick auf den Po
Die erste Tagesetappe unter einem wolkenlosen Himmel: von Verona nach Ostiglia 65 Kilometer bei durchschnittlich 33° Celsius im Schatten.
Jeder von uns hat mindestens 3 Liter Wasser getrunken.
Die erste Gelati-Pause in Bonferraro - wir verzichten zum ersten Mal darauf, an der frischen Luft draußen zu sitzen und kühlen unsere klebrigen Körper im lauten, verrauchten aber wohltemperierten Inneren der Cafeteria.
Die erste heiß ersehnte kalte Dusche.
Die ersten Radwanderer getroffen - natürlich Helvetier, aus dem Ticino. Kein Italiener tut sich so etwas an bei dieser Hitze.
Die erste Pasta mit Porcini.
Der erste vino della spina.
Im Hotel Doria der erste Error (E7) der Klimaanlage, die erste Nacht bei offenem Fenster, die ersten Alpträume klettern vom Fahrradabstellraum herein.
Die erste Apfelpause
Ab San Bernardino erster Schatten unter Bäumen.
Der erste Apfel bei der Marienkapelle an der Wegkreuzung in Ca' degli Orsi.
Der erste platte Reifen in der schlimmsten Nachmittagshitze bei Torre di Masimo. Ein Maisbauer öffnet mir seine Werkzeugkiste. Ich fluche über den Fahrradhändler, der uns eine Pumpe mitgegeben hat, die nicht kompatibel ist mit den Ventilen an den Ersatzschläuchen.
Die ersten weißen Reiher gesehen.
Die ersten Umwege auf Kies gefahren.
Das erste Stück am Canal Bianco.
Der erste ...
Dienstag, 24. August 2010
Ponte Pietro
Montag, 23. August 2010
Zur Sonne
Samstag, 21. August 2010
Herzmuscheln
Bei Überflutung strudeln die Herzmuscheln das Wasser mit den kurzen Schnorcheln durch ihren Körper. Dabei werden Sauerstoff und Nahrung aufgenommen. Kiemen filtern das Wasser. Genießbare Bestandteile führen feine Flimmerhärchen zu einer inneren Mundöffnng. Ungenießbares Material schleudert die Muschel zusammen mit dem Kot mit Schwung davon. Damit es nicht gleich wieder von den Schnorcheln eingestrudelt wird. Den nötigen Schwung erzeugt die Herzmuschel mit den Schalenhälften, von denen ich ihr Alter ablese. Sie zieht sie ruckartig zusammen.
Freitag, 20. August 2010
Wattknistern
Einige Hundert Herzmuscheln sollen hier auf einem Quadratmeter siedeln. Ich erkenne ihre Spuren im Kieselalgenrasen an unendlich vielen Stellen, bin aber zu faul, sie zu zählen: zwei kleine rundliche Öffnungen pro Herzmuschel. Die größere gehört dem Einströmsipho, die kleinere dem Ausströmsipho. Bei der Herzmuschel sind die Schnorchel getrennt. Das Knistern entsteht, wenn beim Einziehen der Schnorchel ein kleines Gasbläschen zerplatzt.
Donnerstag, 19. August 2010
Küstenwälder
Mangrovenwälder gedeihen am besten im Salzwasser der tropischen und subtropischen Gezeitenzonen rund um den Äquator. Sie bestehen aus Bäumen, Palmen und Büschen und gehören zu den produktivsten und biologisch wichtigsten Ökosystemen der Welt. Sie passen sich extremsten Umweltbedingungen an und ertragen sowohl hohen Salzgehalt wie auch sengende Hitze. Die Mangroven verankern sich mit ihren Wurzeln fest im Boden. Mit diesem starken Geflecht schützen sie die Küstengebiete vor Tsunami-Wellen, Erosion und Stürmen. Laut einer Studie sind in Orten mit einem breiteren Mangrovengürtel nach Tropenstürmen bedeutend weniger Tote zu beklagen als in jenen mit einem schmaleren Mangrovenstreifen oder gar keinen dieser Pflanzen. An der Ostküste Indiens sterben nach der statistischen Analyse in Dörfern ohne Mangrovenschutz bis zu zehn Menschen je Dorf. Bei einem Kilometer Mangrovengürtel sind es rund 4 Tote, bei drei Kilometern nur noch einer.
Zugleich sind Mangroven bedeutende "Kinderstuben" für viele Meerestiere. Die flachen Wälder filtern das Wasser, bieten Fischen Laichplätze und Fischlarven Schutz.
Im Weltatlas der Mangroven ist nachzulesen, dass seit 1980 etwa ein Fünftel der Mangroven vernichtet wurden - durch Stürme, Abholzung oder aufgrund des Klimawandels. Neue Satellitenbilder zeigen nun, dass die Mangrovenwälder der Welt rund zwölf Prozent kleiner sind als bisher geschätzt. Die Weltnaturschutzunion IUCN berichtet, 11 der 70 Mangrovenarten seien vom Aussterben bedroht. Einige Arten könnten bereits innerhalb der nächsten Dekade verschwinden, wenn keine Schutzmaßnahmen durchgesetzt werden. Die beiden am stärksten bedrohten Arten sind "Sonneratia griffithii" und "Bruguiera hainesii". Der Verlust der Mangroven könnte "verheerende" Folgen haben, warnen die Wissenschaftler von IUCN.
Aber vielleicht wandern die Mangroven bereits. Zu uns. In den Norden. Ans Wattenmeer.
Mittwoch, 18. August 2010
Der erste Herbststurm
Stürmische Windböen schlagen mir ins Gesicht. Starkregen prasselt auf meinen Rücken. Mittelwind an der freien See. Ein schwacher Trost. Da ist kein Hin- oder Wegkommen.
Montag, 16. August 2010
Polnisches Trauerspiel
Fanatische Kreuzritter vor dem Präsidentenpalast in Warschau. Fanatische Patrioten in Ossów. Ein allein gelassener eineiiger Zwilling, der sich schlimmer aufführt als eine allein gelassene Liebe, der emotional angeschlagen geistige Brandstiftung quer durchs Land betreibt.
Lacrimosa dies illa ... 96 Menschen starben beim Flugzeugabsturz von Smolensk. Falls es einen Gott gibt, dann hoffen wir doch, dass vor seinem letzten Gericht alle gleich behandelt werden. Ungeachtet dessen, wen sie auf Erden zurückgelassen haben ... qua resurget ex favilla judicandus homo reus.
Liber scriptus proferetur ... die Polen haben ein erschreckend kurzes Gedächtnis. Bereits beginnen einstige glühende Anhänger laut über die Rolle des verlassenen Zwillings als Oppositionführer nachzudenken. Er beschädige das Andenken des verstorbenen Präsidenten, heißt es. Oder: Mit ihm sei kein Schritt in die Zukunft mehr möglich. Fachleute wie Trauertherapeuten bestätigen ihm hingegen vorbildliches Trauern. Wie aus dem Lehrbuch. Nur: Trauern bedarf eines geschützten Raums, sagen sie. Trauern habe keinen Platz auf dem blank polierten Parkett der Politik ... in quo totum continetur, unde mundus judicetur.
Libera animas omnium ... Nur Künstler sind Gratwanderer von Gottes Gnaden. Weder Zwillingen noch Politikern ist dies vergönnt ... fidelium defunctorum de poenis inferni.
Sonntag, 15. August 2010
Zu Hause
Meist beginnt der Tag zu Hause früh mit seelenloser Aktivität. Aufatmen, Auspacken, Aufräumen. Aufreißen von Briefumschlägen, Aufsperren der Fenster, Aufhängen von nasser Wäsche.
Aufgeben aller Träume.
Samstag, 14. August 2010
Polskie Requiem
Wie viel "aufrüttelnde" Kraft sich in dieser Musik entlädt. Wie viel aufbauende Energie. Ohne Versklavung durch eine Kirche. Aber unter der Fuchtel der [polnischen] Geschichte. Geräuschmysterien an den Abgründen der menschlichen Existenz. Ich hatte Angst, dass der betagte Maestro nach dem Finale. Libera animas am Dirigentenpult unter seinem Mammutwerk zusammenbricht. Aber Künstler sind Gratwanderer von Gottes Gnaden. Sie schätzen Grenzen und Gefahren richtig ein. Gehen nie am eigenen Ehrgeiz zu Grunde.
Mir poltert das Herz in der Brust noch immer. Obwohl wir längst wohlbehütet mit unseren Fahrrädern in der NOB den Nordostseekanal überquert haben und auf unserer Insel der Glückseligen angekommen sind.
Das Trostpflästerchen
Diese Portalbrücke, erbaut 1897-1899, ist die letzte ihrer Art in Hamburg. Die Eisenfachkonstruktion trägt die erste feste Straßenverbindung über die Süderelbe. Die Sandsteinportale erinnern mit den Wappen Harburgs und Wilhelmsburgs an alte Stadttore.
Heute nur noch für Fußgänger und Fahrräder offen.
Der Nullpunkt
Hinter der Alten Harburger Elbbrücke steht dann meine Tour, die gestern in Bremen begann, plötzlich auf jämmerlichen 3,3 km. Zum ersten Mal in Altona angekommen, auf 16,8. Wir durchqueren noch einmal die Stadt hin und wieder her = 24,7.
Ein hinterlistiges Signal der Stadtautobahn, bestimmt nur bestimmt für LKWs und deren korrekte Abrechnung der Mautgebühren, durchkreuzt meine hehren diaristischen, dokumentarischen, statistischen Ewigkeitspläne.
Freitag, 13. August 2010
Sittensen: Siebzehn Uhr Neununddreißig
Bremen: Acht Uhr Fünfundvierzig
Zu sehen sind auf dem Foto meine rechte Hand und die Bremer Stadtmusikanten.
Wir sind gestern Abend von Hamburg nicht nach Hause zurückgekehrt. Sondern mit dem Metronom und unseren Fahrrädern nach Bremen gefahren.
Jetzt frühstücken wir in der Stadt, in der um diese Tageszeit alle Läden geschlossen sind und machen uns dann auf den Weg nach Hamburg zurück.
Meldorf: Neun Uhr dreizehn
Mittwoch, 11. August 2010
Camazotz
Der Legende nach hat Zotz auch mit meinem Vornamen zu tun. Die Mayazwillinge Hunahpú und Xbalanqué mussten zur Strafe für lautes Ballspiel eine Nacht im Haus von Zotz verbringen. Um sich vor den herumfliegenden Fledermäusen zu schützen, nutzten die Zwillingsbrüder ihre magischen Kräfte und versteckten sich in ihren Blasrohren. Als Hunahpú seinen Kopf herausstreckte, um zu sehen, ob die Sonne schon aufgegangen und die Nacht endlich um war, biss ihm Zotz den Kopf ab. Und warf ihn den Göttern für ihr nächstes Ballspiel vor.
Durch eine List gelang es Xbalanqué, die Götter abzulenken und den Ball unbemerkt wieder als Kopf auf den Körper seines Zwillingsbruder aufzusetzen.
Dienstag, 10. August 2010
Zotz
Montag, 9. August 2010
Grüner Kürbis 2
Sonntag, 8. August 2010
Grüner Kürbis
Samstag, 7. August 2010
Wunderkürbisse
Freitag, 6. August 2010
Wanderkürbisse
Donnerstag, 5. August 2010
Wölfe im Wallis
Nun wurde von der Walliser Jagddienststelle ein Wolf zum Abschuss freigegeben. Die geschädigten Älpler bezeichnen dies als "Hoseschiisserentscheid", das sei so, wie wenn man zwei Mörder habe und einen laufen lasse. Abgeschossen darf aber auch der eine Wolf erst nach Drucklegung des Amtsblattes. Denn die Abschussfreigabe muss publiziert sein, ehe der Wildhüter auf die Pirsch gehen, bzw. wahrscheinlich erstmal bei einer der geschädigten Rinderherde ansitzen darf.
Dienstag, 3. August 2010
Polarlicht
Heute Nacht werden zwischen Schleswig und Elmshorn (also genau über Meldorf!) sowie in der Umgebung von Rostock am Nordhimmel grün leuchtende Bogen sowie weißliche Strahlen erwartet. Polarlichter über Norddeutschland.
Am 1. August hatte es auf der uns zugewandten Sonnenseite eine riesige Eruption gegeben. Einige Regionen der Sonne sollen dabei heißer, andere kälter geworden sein, sagen Experten. Eine Folge der Eruption ist die Wolke von Sonnenteilchen, die seit heute Nachmittag auf die Erdatmosphäre stößt und dabei Teilchen der Lufthülle zum Glühen bringt.
Die Sonne ist in einem Zyklus von etwa elf Jahren mehr oder weniger aktiv. Das vergangene Sonnenmaximum gab es 2001. Die neue Eruption sei die erste wirklich bedeutende in Richtung Erde seit längerer Zeit, teilt das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge (USA) mit. "Diese Eruption ist eines der ersten Zeichen, dass die Sonne aufwacht und ein neues Maximum ansteuert", schreibt das Institut.
Montag, 2. August 2010
Mein Bester Erster
Das im Bild zu sehende astronomisch-kultischen Zwecken dienende Gebäude in Chichenitza ist eigentlich schon eine späte Mischung aus Maya- und Toltekenkultur. Das hindert die Fremdenführer aber nicht daran, sie als typisch Maya vorzustellen und als El Castillo (Das Schloss) zu bezeichnen. Und es hindert die Touristen nicht daran, Chichenitza zur zweithäufigst besuchten Sehenswürdigkeit in Mexiko zu machen. Die Tacos, die dort beim Lunch als Mayan Food serviert werden, kannten die Maya übrigens auch noch nicht.