Montag, 31. Mai 2010
Weltuntergang
Nein, sagt er, der Weltuntergang stand gestern auf der Tagesordnung.
Also hat es wieder einmal nicht geklappt.
Oder: der Weltuntergang ist bereits so omnipräsent, dass wir vor lauter Wald die Bäume nicht mehr sehen.
Sonntag, 30. Mai 2010
Minzepesto
Es regnet den ganzen Tag ohne dass wirklich Wasser vom Himmel fällt. Und ohne, wie angekündigt, Blitz und Donner.
Samstag, 29. Mai 2010
Rhabarberernte
Aus Übermut gab ich gestern noch ein dickes Stück Ingwer klein gehackt dazu und ließ das Gemisch mit einem Pfund Gelierzucker 2:1 (der Professor meinte, die Angabe auf der Packung sei ein Vorläufer der Fußball-WM) über Nacht Saft ziehen.
Heute Morgen setze ich den Topf auf den Herd und koche das Dickflüssige sechs Minuten sprudelnd. Sechs meiner Zwergenwiesegläser, die ich das ganze Jahr sammle, werden voll.
Was über ist, eine gute Frühstücksportion, bekommt der Professor auf seine Samstagskliffkante.
Wir beschließen, keines der sechs Gläser zu verschenken, so gut schmeckt ihr Inhalt (wer was abhaben will, muss schon für B&B zu uns kommen), und radeln an den Strand.
Freitag, 28. Mai 2010
Dreiecksgeschichten
Sie legte zwei Original Menznauer Meierisli-Pflanzen, die Wurzeln sorgsam mit feuchter Watte und einem wasserundurchlässigen Umschlag umwickelt, in den Schuhkarton.
Sie überlebten den harten Winter oder den Kulturschock nicht. Jedenfalls zeigten sie sich in diesem Jahr nicht mehr an der Stelle, an der ich sie eingepflanzt hatte.
Dafür spießen nun Maiglöckchen, wahrscheinlich Meldorfer Ursprungs, dort, wo ich den Giersch bereits relativ erfolgreich mit Haut und Haar ausgegraben habe. Im Internet lese ich, dass Maiglöckchen den Giersch verbannen, denn sie bilden ähnlich unendliche unterirdische Wurzeln, nur viel kräftigere. Also auch Maiglöckchen wird, wer sie einmal zu sich eingeladen hat, nicht mehr los.
Außerdem lese ich und überprüfe es sofort an Ort und Stelle, dass Giersch einen dreieckigen Stängel hat. Tatsächlich! Wozu braucht eine Pflanze drei Ecken? Auch produziert das wuchernde Unheilkraut (ich habe bereits Suppe daraus gekocht!) "doppelt dreizählige oder zweifiedrige" Blätter mit an den Rändern eiförmig-länglichen, gesägten Abschnitten.
Donnerstag, 27. Mai 2010
Mittwoch, 26. Mai 2010
Gierschrezepte
Für mich kommt Umziehen in diesem Leben nicht mehr in Frage. Höchstens noch im Sinne von "schmutzige Kleider wechseln".
Also experimentiere ich.
Zuerst mit Wörtern. Giersch trägt auch Trivialnamen wie Dreiblatt, Ziegenkraut, Ziegenfuß, Hinfuß, Zipperleinskraut, Podagrakraut, Schettele, Baumtropf oder Wiesenholler, Erdholler. Weil er in der Volksmedizin Verwendung fand. Seit jeher. Zur Linderung von Schmerzen. Bei Rheumatismus oder Gicht (lat. podagra).
Dann mit Krankheiten. Giersch soll den Stoffwechsel anregen, krampflösend, abführend, antirheumatisch, beruhigend, entgiftend, harnsäurelösend, entzündungshemmend und blutreinigend wirken. Die getrockneten oder frischen Blätter können als Tee aufgebrüht werden. Das frische, zerquetschte Kraut wirkt als Umschlag gegen Rheuma und Gicht. Auch gegen meine Rhizarthrose. Praktisch soll das zwischen den Fingern zerriebene Kraut auch unterwegs sein. Bei Wanderungen. Gegen Insektenstiche. Oder bequem zu Hause. In der Badewanne. Im Sitzbad gegen Hämorrhoiden.
Dann in der Küche. Giersch soll ein wohlschmeckendes Wildgemüse sein. Enthält viel Kalium, Vitamin C, Karotin und Eisen. Frische Triebe wirken im Frühjahr als Salat entschlackend. Aber auch Pesto, Kräutersuppe oder Kräuterquark kann mit Giersch zubereitet werden. Wir kochen heute Spargeln und Pellkartoffeln. Dazu eine Buttersauce mit gehackten jungen Gierschblättern. Schmeckt hervorragend!
Dienstag, 25. Mai 2010
Tomatenpflanzen
Und heute standen sie vor der Tür, kräftig, aufrecht, fordernd mit den ersten Blüten, wunderbar duftend, säuberlich beschriftet:
Black Cherry (eine Stabtomate, angeblich die erste und einzige schwarze Cocktailtomate), Flavance (Mehltautolerant, sehr wüchsig, deutlich höherer Zucker- und Säuregehalt als herkömmliche Sorten, hoher Lycopingehalt), Kirschtomate, Berner Rose (alte Schweizer Sorte, Fleischtomate, dicke dunkelrosa Früchte mit hellen Punkten) und Kleine Gelbe aus Estland (reichtragend, milde, gelbe Früchte).
Ich gehe also in den Garten. Trotze dem scharfem Wind. Und pflanze meine internationale bunte Mischung in der Abendsonne in die immer noch wärmste Ecke.
Sonntag, 23. Mai 2010
Sandsalzkäfer
Im Herbst lassen sich die Salzkäfer von den Stürmen an die Küste spülen. Dort graben sie sich ein und überwintern dicht an dicht. Bis zu 20.000 Exemplare finden pro Quadratmeter im Sandboden Platz! Ab April fliegen die Käfer wieder hinaus auf die weiten Sände.
Samstag, 22. Mai 2010
Unser Erster Tag des Fahrrads
Aber der Zehnuhrzug hielt nicht in Lunden. Sondern erst in Friedrichstadt. So verlängerte sich unser erster Tag auf dem Fahrrad um gute fünfzehn Kilometer, die Überquerung der Eider auf der seit heute wieder offenen Eiderbrücke, mehrere Schafweiden und blühende Rapsfelder sowie einen unendlichen Himmel zwischen Sankt Annen und dem Lundener Moor. Die erste Pause machten wir beim Geschlechterfriedhof in Lunden (13 Grüfte, Erdhügel mit verwaschenen Steinplatten der mächtigsten Familien Dithmarschens, Sühnestein für den 1537 ermordeten Dithmarscher Regenten Peter Swyn - mutet alles etwas heidnisch an, in der St.-Laurentius-Kirche ein kurzer Abriss der blutrünstigen Lokalgeschichte).
Zweite Pause am Seglerhafen bei Schülperneuensiel. Käsebrötchen. Quakende Knäkenten. Löffelenten. Reiherenten. Und eine halbe Banane. Dann bei heftigem Gegenwind durch den Wesselburener Koog und die Sommerköge an die Küste. Ebbe. Aufgeregtes Kreischen in der Luft. Uferschnepfen, Feldlerchen, Wasserrallen, Tüpelrallen, Teichrohrsänger, Schilfrohrsänger, Rohrammer, Kiebitze, Austernfischer, Wiesenpieper, Rotschenkel ... alles hält Festmahl im Watt. Dritte Pause ohne Verpflegung, mit kontemplativem Lauschen.
Vierte Pause am Badestrand vor Büsum. Ich gehe Wattsammeln (siehe 15:20), der Professor fotografiert.
Fünfte Pause in Deichhausen. Endlich Kaffee und kein Erdbeerkuchen (ausverkauft), dafür warmer Apfelstrudel mit Eis.
Sechste Pause im Garten, letzte Sonnenreste und Sekt. 77 Kilometer sagt der Fahrradkomputer. Meine Höchstgeschwindigkeit 35,2.
handcare
Freitag, 21. Mai 2010
Rasenlüften
Donnerstag, 20. Mai 2010
Europäischer Tag der Meere
Den Europäischen Tag der Meere hat - wie könnte es anders sein - die EU in die Welt gebracht. Er soll „Teil der Strategie für eine integrierte Meerespolitik“ sein.
Denn: Die Meere sind ökonomisch und ökologisch von zentraler Bedeutung. Zwei Drittel der Europäischen Grenzen verlaufen entlang von Küsten. 22 von den 27 Mitgliedstaaten der EU sind Insel- oder Küstenstaaten. Mehr als 400.000 Menschen arbeiten in der Fischerei und fischverarbeitenden Industrie Europas. Die Fläche der zur EU gehörenden Hoheitsgewässer ist größer, als das gesamte kontinentale Hoheitsgebiet der Staatengemeinschaft.
Die Europäischen Meere, sagt der NABU, seien Orte intensiver industrieller Nutzung geworden. Aber eben nicht nur die Europäischen. 99% der belebten Biosphäre finden sich in den Meeren, sie beherbergen Hunderttausende faszinierende Arten. Aber nur ein Bruchteil davon sei unter Schutz gestellt. 88% der kommerziell genutzten Fischarten in den europäischen Gewässern seien überfischt. Bestimmt nicht nur in den Europäischen. Auch im offiziellen UN-Jahr der biologischen Vielfalt, klagt der NABU, sei es nicht gelungen, stark bedrohte Arten wie den Roten Thun, den Heringshai oder Dornhai effektiv zu schützen.
Mittwoch, 19. Mai 2010
Miesmuschelhoffnung
Miesmuscheln bevorzugen kälteres Wasser. Erste Jungmuschelfunde stimmen die Beobachter positiv. Besonders viele junge Miesmuscheln entdeckten sie auf dem Kniepsand vor Amrum. Nun hoffen sie, dass die Miesmuscheln die freien Plätze der erfrorenen Pazifischen Auster besetzen und so wieder an Meeresboden gewinnen.
Auch Schwertmuscheln und Strandkrabben starben, sowie ein Drittel der Herzmuscheln. Für die Zugvögel blieb nur verdorbene Ware übrig, das Festmahl hatten die heimischen Vögel.
Montag, 17. Mai 2010
Kartoffelsetzen
Sonntag, 16. Mai 2010
Apfelblüte
Samstag, 15. Mai 2010
Triticum Turanicum
Mein Koch kredenzt zum besseren Ankommen nach der langen Reise Nudeln mit Gemüse. Die Nudeln sind hergestellt aus Kamut® Khorasan-Weizen (Triticum Turanicum) und sollen verträglich sein auch für Personen, die auf Hartweizen sensibel reagieren. Ich reagiere nicht sensibel auf Weizen. Diesen Weizen mit dem angehängten R sollen schon die Ägypter angebaut haben. Das R im Kreis stammt aber sicher nicht von ihnen. Kamut enthält 20-40% mehr Eiweiß, Aminosäuren, Vitamine, Mineralstoffe und ungesättigte Fettsäuren als herkömmlicher Weizen. Der Inhalt an Selenium soll bis zu vier mal höher sein und bis zu 50% des Tagesbedarfs decken. Ich kann das alles nicht überprüfen. Der Geschmack von Nudeln aus Kamut® Khorasan-Weizen soll an den "knusprigen Duft frischgebackener Brötchen" erinnern. Ich kann mich an keinen Duft erinnern, der knusprig wäre. Aber das Essen meines Kochs schmeckt heute ausgezeichnet wie schon lange nicht mehr.
Freitag, 14. Mai 2010
Donnerstag, 13. Mai 2010
Donnerstag, der Dreizehnte
Mittwoch, 12. Mai 2010
Hundert Improvisationen
Am Abend im Klub Powiększenie Klancyk! - Impro oder Improv. Das erste polnische Improvisationstheater, erklaert man mir. Aber ich kann oder will das nicht recht glauben. Dass auf der Warschauer Nowy Swiat (= Neue Welt) mit einem halben Jahrhundert Verspaetung die Kunst der Improvisation eingetroffen sein soll. Der Name der Gruppe setzt sich aus engl. "clan" (poln. klan) und einem onomatopoetisch kraftvollen Ausruf wie "cyk!" zusammen.
Dienstag, 11. Mai 2010
Hundert Seiten Einsamkeit
Vielleicht, denke ich heute, reicht auch nur ein Text vor Augen. Ein Satz an einer Werbetafel. Zum Beispiel. Literarische Qualitaet, gereimte Prosa, rhytmische Elegien - ueberfluessiges Beiwerk. Formales Konstrukt. Die reine Anwesenheit von Sprache genuegt. Der charakteristische Schriftzug eines weltweit bekannten Getraenkes. Vertreibt die Einsamkeit in die hintersten Ecken des Dschungels.
Montag, 10. Mai 2010
Die lange Ankunft
http://wyborcza.pl/10,105623,7728779,__Ksiazki_wybrane___Tadeusza_Konwickiego___reklama.html
Sonntag, 9. Mai 2010
Samstag, 8. Mai 2010
Die schwarze Frieda
Freitag, 7. Mai 2010
Der gruene Blick
Mittwoch, 5. Mai 2010
Die blonde Frieda
copyright: Hildegard Skowasch, "avec Frieda, la blonde"
siehe auch: http://www.hildegardskowasch.de/
Dienstag, 4. Mai 2010
Die Strömungsarme
An strömungsarmen Stellen kann das Land, der Boden um mehrere Zentimeter jährlich in die Höhe, Breite und/oder Länge wachsen.
Dies muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Flut macht Land. In Westerland auf Sylt jammern die Behörden seit langem, die Flut reiße ihnen jedes Jahr mehr von ihrem schönen Sandstrand weg. Denn: Je weniger schöner Strand, desto weniger zahlende Gäste.
Ich kenne mich nicht aus mit mathematischen Gleichungen und verwechsle grammatische Kategorien. Ich sehe Strömungsarme, nicht zwei, sondern viele, gierige, die sich das tonnenschwere Material greifen, das zweimal täglich umsonst, pünktlich und draußen vom Meer angeliefert wird.
Samstag, 1. Mai 2010
Sprung über die Bahn
Der Sprung über die Bahn ist ein Sprung über die Bahn für Autos. Für Gefährte also, die mangels Sprunggelenke gar nicht springen, sondern höchstens lenken, einlenken, in die richtige Spur kommen können.
"Sprung über die Bahn" ist ein Straßenname. Der Name einer Brücke, die in elegantem Bogen über die Bahngeleise der Strecke Hamburg - Westerland führt, und auf der an normalen Tagen weder Fahrräder fahren noch Fußgänger laufen dürfen.
Heute ist die Brücke für den Durchgangsverkehr gesperrt und frei für Geschöpfe mit Achillessehnen, Fersenbeinen und Wadenmuskeln.
Um 10.30 Uhr beginnen die Testfahrten, um 12.30 Uhr das Seifenkistenrennen nach Altersgruppen, um 15 Uhr das Bobbycar-Rennen für die Kleinsten. Danach Siegerehrung mit Medaillen und Pokalen, wie es sich gehört.