Wir radeln die Küste von Norden ab. Von Lunden wollten wir auf dem schnellsten Weg an die Eidermündung, und von dort mit dem Wind im Rücken gemütlich nach Süden, über Büsum und durch die Meldorfer Bucht nach Hause fahren.
Aber der Zehnuhrzug hielt nicht in Lunden. Sondern erst in Friedrichstadt. So verlängerte sich unser erster Tag auf dem Fahrrad um gute fünfzehn Kilometer, die Überquerung der Eider auf der seit heute wieder offenen Eiderbrücke, mehrere Schafweiden und blühende Rapsfelder sowie einen unendlichen Himmel zwischen Sankt Annen und dem Lundener Moor. Die erste Pause machten wir beim Geschlechterfriedhof in Lunden (13 Grüfte, Erdhügel mit verwaschenen Steinplatten der mächtigsten Familien Dithmarschens, Sühnestein für den 1537 ermordeten Dithmarscher Regenten Peter Swyn - mutet alles etwas heidnisch an, in der St.-Laurentius-Kirche ein kurzer Abriss der blutrünstigen Lokalgeschichte).
Zweite Pause am Seglerhafen bei Schülperneuensiel. Käsebrötchen. Quakende Knäkenten. Löffelenten. Reiherenten. Und eine halbe Banane. Dann bei heftigem Gegenwind durch den Wesselburener Koog und die Sommerköge an die Küste. Ebbe. Aufgeregtes Kreischen in der Luft. Uferschnepfen, Feldlerchen, Wasserrallen, Tüpelrallen, Teichrohrsänger, Schilfrohrsänger, Rohrammer, Kiebitze, Austernfischer, Wiesenpieper, Rotschenkel ... alles hält Festmahl im Watt. Dritte Pause ohne Verpflegung, mit kontemplativem Lauschen.
Vierte Pause am Badestrand vor Büsum. Ich gehe Wattsammeln (siehe 15:20), der Professor fotografiert.
Fünfte Pause in Deichhausen. Endlich Kaffee und kein Erdbeerkuchen (ausverkauft), dafür warmer Apfelstrudel mit Eis.
Sechste Pause im Garten, letzte Sonnenreste und Sekt. 77 Kilometer sagt der Fahrradkomputer. Meine Höchstgeschwindigkeit 35,2.
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