Der Abendhimmel vor meinem Fenster ist ruhig wie noch nie. Leer. Stumm. Blendend weit, unendlich weit wie immer. Einladend. Für einmal ungestört. Die Venus steht, wo sie immer steht. Hell. Klar. Mit zunehmender Dunkelheit gesellt sich ein Fingernagelneuer Mond zu ihr. Zwei Handbreit, oder ein bisschen mehr, in gerader Linie darüber. Der neue Mond, kaum zwei Tage alt, steht in Konjunktion zur Venus. Hängt spitz auslaufend im Himmel. Schmal und doch riesig. Von Chaos keine Spur. Von Ordnung keine Spur. Keine reglementierten Silberstreifen, keine sichtbare Luftverkehrsordnung, kein geometrischer Verschnitt des Himmels wie im Schlachthof oder auf dem Reißbrett. Kein einziger Kondensstreifen.
Bei uns ist die Luft klar. Besonders nach Sturmböen wie heute. Bei uns ist die Luft sauber. Über unsere Köpfe fliegen abends besonders viele Flugzeuge. Vielleicht, weil dann der Kontrast zwischen bewegten Objekten und Hintergrundbeleuchtung größer wird. Oder weil wir dann Zeit haben, die Augen nach oben zu richten.
Der isländische Gletschervulkan Eyjafjalla ist ausgebrochen. Das Meteorologische Institut in Reykjavik teilt mit, dass es keinerlei Anzeichen für ein baldiges Ende der Eruptionen gibt. Die Lavaasche aus Island säubert den Himmel vor meinem Fenster. Eigentlich ist es keine Asche, sondern ein Konglomerat von winzigen Glassplittern. Sie befreien meinen Himmel von allen unnatürlichen Spuren. Der Westwind ist zu Diensten. Er treibt die Aschewolke über Europa.
Ein schönes Gefühl, für einmal allein zu sein unter der untergehenden Sonne.
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