Schmerzerfahrung sei unumkehrbar, sagen die, die es wissen müssen. Und: der Mensch könne Schmerz nicht verlernen. Was sie nicht sagen: Schmerz hat lange Beine. Schmerz kann weglaufen.
Am liebsten hätte ich meinen Termin heute abgesagt und mich weiter gequält. Die Zahnärztin sagte, das Medikament müsse ausgewechselt werden. Ich hätte gerne wenigstens eine kurze Auszeit gehabt. Eine Schonzeit. Eine Verschonzeit. Eine Woche ohne Zahnarztstuhl.
Sie wechselte das Medikament aus. Ich weiß nicht, wie. Sie zog zwei Papierröllchen aus dem Zahn, roch daran. Und nickte irgendwie zufrieden. Ich spürte nichts.
Sie stopfte wieder etwas hinein in die leeren Stellen. Wahrscheinlich Papierröllchen, getränkt mit einem anderen Medikament. Ich weiß es nicht. Ich spürte nichts. Sie schliff etwas an. Ich spürte nichts. Sie setzte die provisorische Krone wieder auf. Drückte. Fragte. Nein. Ich schüttelte den Kopf. Ich spüre nichts.
Zu Hause spüre ich immer noch nichts. Ich kann es nicht glauben und laufe durch das ganze Haus. Den ganzen Garten. Gucke in jede Ecke. Hinter den Komposthaufen. Vergeblich. Die Sonne scheint. Der Schmerz ist weg. Hat sich nicht versteckt, sondern das Weite gesucht. Pünktlich zum Ende des Monats.
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