Mittwoch, 31. März 2010

Das Schmerzende

Schmerzerfahrung sei unumkehrbar, sagen die, die es wissen müssen. Und: der Mensch könne Schmerz nicht verlernen. Was sie nicht sagen: Schmerz hat lange Beine. Schmerz kann weglaufen.
Am liebsten hätte ich meinen Termin heute abgesagt und mich weiter gequält. Die Zahnärztin sagte, das Medikament müsse ausgewechselt werden. Ich hätte gerne wenigstens eine kurze Auszeit gehabt. Eine Schonzeit. Eine Verschonzeit. Eine Woche ohne Zahnarztstuhl.
Sie wechselte das Medikament aus. Ich weiß nicht, wie. Sie zog zwei Papierröllchen aus dem Zahn, roch daran. Und nickte irgendwie zufrieden. Ich spürte nichts.
Sie stopfte wieder etwas hinein in die leeren Stellen. Wahrscheinlich Papierröllchen, getränkt mit einem anderen Medikament. Ich weiß es nicht. Ich spürte nichts. Sie schliff etwas an. Ich spürte nichts. Sie setzte die provisorische Krone wieder auf. Drückte. Fragte. Nein. Ich schüttelte den Kopf. Ich spüre nichts.

Zu Hause spüre ich immer noch nichts. Ich kann es nicht glauben und laufe durch das ganze Haus. Den ganzen Garten. Gucke in jede Ecke. Hinter den Komposthaufen. Vergeblich. Die Sonne scheint. Der Schmerz ist weg. Hat sich nicht versteckt, sondern das Weite gesucht. Pünktlich zum Ende des Monats.

Dienstag, 30. März 2010

Vollmond

Heute früh wurde der Märzmond voll. Ich habe es nicht geschafft, rechtzeitig meine Samen auszusäen. Draußen ist es zu kalt und drinnen bin ich nicht in Form. Nun muss ich entweder auf den nächsten vollen Mond warten oder auf diesen Aberglauben verzichten.

Montag, 29. März 2010

Das Schmerzgedächtnis

Bevor ich eine Betäubungsspritze bekomme, sagt die Zahnärztin immer zu mir "tief einatmen". Sie sagt es nicht nur, sondern macht es auch vor. Oder mit. Sie atmet, während sie irgendwo in meine linke hintere Mundhöhle sticht, hörbar tief ein. Durch die Nase.
Vor der letzten Spritze fragte ich sie, warum ich immer tief einatmen müsse. Ich kenne "tief einatmen!" nur vom Hausarzt, wenn er die Lunge abhört. Damit du den Einstich nicht spürst, sagte sie.

Heute lese ich, dass Wörter das Schmerzgedächtnis aktivieren. Warum auch nicht, denke ich. Ist nicht jedes Gedächtnis voller Wörter? Psychologen wollen herausgefunden haben, dass nicht nur Erfahrungen und Assoziationen das Schmerzgedächtnis alarmieren, sondern auch verbale Reize. Sie vermuten, dass "Gespräche über Leiden die Aktivität der Schmerzmatrix im Gehirn stimulieren und es so zu einer Verstärkung der empfundenen Schmerzen kommt". Untersuchungen an Probanden zeigten, dass Wörter wie "quälend", "zermürbend" oder "plagend" oder andere negativ besetzte Wörter wie "angsteinflößend", "widerlich" oder "ekelig" die betreffenden Hirnregionen voraktivierten. Schmerzhafte Erfahrungen im Schmerzgedächtnis abzuspeichern, sei biologisch sinnvoll, erklären die Forscher. Der Mensch könne so Erlebnissen, die potenziell eine Bedrohung für Leib und Leben darstellten, künftig aus dem Weg gehen. Schmerzerfahrung sei ein unumkehrbarer Lernprozess, sagen die Psychologen, Schmerz zu verlernen nahezu unmöglich. Medizinern raten sie, statt auf das "pieksen" vor einer Impfung hinzuweisen, besser mit dem Patienten über dessen letzten Urlaub zu reden.

Meine Zahnärztin sagt "tief einatmen". Denn ich kann, während sie in meinen Mund sticht, schlecht berichten von Strapazen auf dem Fahrrad durch die Dolomiten.

Sonntag, 28. März 2010

Tagessichtmarke

Der Leuchtturm Roter Sand sei weltberühmt. Lese ich. Benannt nach der Stelle, an der er errichtet wurde. Roter Sand ist eine Untiefe in der Wesermündung. Ein gefährliches Riff, bestehend aus feinsandigem Untergrund. Der Leuchtturm Roter Sand war einst ein Seefeuer, wies den Schiffen mit seinem Haupt- und Quermarkenfeuer den Weg nach Bremen und Bremerhaven. Er wurde 1885 erbaut, ist das erste Offshore-Bauwerk der Welt, war bis 1964 in Betrieb, steht seit 1992 unter Denkmalschutz, ist seit 1999 eine Touristenattraktion - er kann nicht nur besichtigt, sondern auch bewohnt werden. Navigatorisch, lese ich, sei er heute nur noch eine "Tagessichtmarke".

Das erste weibliche Gesicht - Gessicht mit Doppel-s in der Mitte zur besseren Unterscheidung der Silben -, dem ich in meinem Leben begegne.

Samstag, 27. März 2010

Die Wurzel

Gestern wurde die Wurzel des halsstarrigen Zahns behandelt. Zwei Nerven herausgezogen. Den dritten fand weder die Zahnärztin noch der herbeigerufene Chef. Normalerweise hat jeder Zahn drei Nervenkanäle. Nerven kann man sehen, lerne ich. Denn sie leben und bluten und tun weh, wenn der ganze Zahn nicht gerade stocktaub ist und nicht hört, wo der Zahnarzt bohrt. Auf dem Bildschirm sehe ich das Röntgenbild. Zwei ineinanderlaufende Kanäle. Ich glaube alles, was ich sehe. Es gibt Patienten, die haben vier Nerven in einem Zahn, sagt die Zahnärztin. Und ich habe zwei Nerven in meinem halben Backenzahn.
Er würde nun Ruhe geben, versicherten mir der Chefzahnarzt und die Zahnärztin. Nichts dergleichen. Er pocht den ganzen Tag hartnäckig von innen an meine Wange.

Freitag, 26. März 2010

Regentonnenfüllung

Der erste kleine Frühlingsweltuntergang am Abend. Die Tonne läuft schon nach zwei Stunden über.

Donnerstag, 25. März 2010

Treibsandteppich

Ich fahre an die Meldorfer Bucht. Zum ersten Mal nach dem langen Winter. Keine Menschenseele weit und breit. Keine Schafe. Es ist noch fast kein Gras gewachsen auf dem Deich. Die Osterlämmer guckten mir im alten Hafen auf wackligen Beinen nach. Kein Wasser. Kein Segelschiff im Segelhafen. Nur eine röhrende Plattform. Saugt den Schlick ab und pumpt ihn rabenschwarz auf die andere Seite. In die Bucht.
Ich fahre bis zu den Stufen, die an der letztjährigen und diesjährigen Badestelle ins Watt führen. Das Geländer wird erst montiert, wenn die Saison eröffnet ist. Trotz Winterzeit ziehe ich Schuhe und Strümpfe aus. Kremple beide Hosenbeine hoch und meine Ärmel zurück. Bestücke mich mit einer Plastiktüte und einem leeren Schweizer-Bienenhonig-Glas und marschiere los. In der Zeitung wurde gewarnt vor Treibsandteppichen und Schlicklöchern. Die bildeten sich durch die riesigen Eisschollen, die sich im Winter über das Watt geschoben hatten. Treibsand ist eine heimtückische Mischung aus Sandkörnern und Wasser, die man nur zügig überqueren kann. Sobald man darauf anhält, sackt man sofort in die Tiefe.
Das Watt ist tatsächlich weich. Und warm. Weit gehe ich trotzdem nicht. Der Bericht über fünf Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer sitzt auch mir in den Knochen. Eine Frau sank bis über die Hüfte ein, die anderen waren drei Meter von ihr entfernt. Sie konnten nicht zu ihr, sonst wären sie alle versunken. Sie waren gut ausgerüstet, zogen ihre Kollegin mit einem Seil heraus. Ich habe weder Begleiter noch eine Ausrüstung, schmiere meine Handgelenke ein, fülle das Honigglas und gehe zu den Steinstufen zurück. Meine Gelenke brauchen Medizin.

Mein Problem ist nun fehlendes Wasser. Ich habe nur Tee dabei. Und die Duschen sind noch nicht wieder installiert. Winterzeit am Strand. Ich laufe mit matschigen Füßen über den Deich, werfe die matschigen Arthrosehände in die Luft. Warte, bis der heilende Schlamm etwas antrocknet. Ziehe mit dreckigen Händen meine sauberen Strümpfe über die dreckigen Füße. Komme mit Sand zwischen den Fingern gegen den Wind an.

Dienstag, 23. März 2010

Die Krone

Seit letztem Freitag sitzt auf meinem halben Backenzahn eine provisorische Krone. Der Zahn ist halb, weil ich mir die andere Hälfte abgebissen hatte. Die Zahnärztin hatte mir die alte Amalgamfüllung herausgebohrt, den Stummel mit einer neuen Füllung aufgefüllt, alles rundum abgeschliffen und gesagt, das sei für sie das Schönste. Den Zahn so herrichten, dass alles wieder passt. Schön wie Mathematik. Ihre schönste Zeit war meine Vorhölle. Das Bohren tat nicht weh. Das Geräusch drang nur auf unangenehme Weise direkt ins Hirn. Und bis die Betäubung sich verflüchtigt hatte, stimmte gar nichts mehr in meinem Kopf. Die wahre Hölle begann aber erst mit der Krone. Der Zahn rebellierte. Ich stamme aus einem urdemokratischen, antiaristokratischen Land. Die Töchter Tells sind keine Monarchistinnen. Heute war ich notfallmässig in der Praxis. Die Zahnärztin konnte sich meine Schmerzen nicht erklären, kalt-heiß-empfindlich ist der Zahn nicht, seine Nerven "pochen" nicht. Der Zahn tut nicht weh, wenn sie darauf herumklopft. Aber ich kann nicht beißen. Und nachts wandert der Schmerz unbarmherzig durch den Kiefer. Sie schliff und rechnete. Spritzte mir eine desinfizierende Salbe um und in den Zahn und ich schrie.

Montag, 22. März 2010

Windstille

Wir warten auf einen windlosen Moment, um die erschöpften Windpferde in unserem Garten unter freiem Himmel dem Feuer, der Luft, dem Boden zurückzugeben. Aus reiner Vernunft gießen wir anschließend Wasser aus der Regentonne über die Feuerstelle.

Sonntag, 21. März 2010

"Om mani padme hum"

ॐ मणिपद्मे हूँ - oṃ maṇi-padme hūṃ, tibetische Aussprache: om mani peme hung

Ich nagle die Windpferde an jede Seite unserer Welt. Sie sind bedruckt mit dem traditionellen tibetischen Mantra "Om mani padme hum". Im Wind vom Wattenmeer werden unsere Pferde das Glück für immer und ewig in die Welt tragen - für alle fühlenden Wesen.

Manipadma ist ein zusammengesetztes weibliches Substantiv im Lokativ. Genauer gesagt: ein weiblicher Vorname, gebildet aus mani (Juwel) und padma (Lotus). Eine Frau mit dem Namen Manipadma wird angesprochen, angerufen, angebetet: „O Manipadma!“. Dieser Name bezog sich ursprünglich wahrscheinlich auf den Bodhisattva bzw. auf eine weibliche Erscheinungsform von ihm.
Die Anfangssilbe oṃ hat keine semantische, nur eine klangliche Bedeutung. Sie ist im Hinduismus als eigenständiges Mantra beliebt. Auch die abschließende Silbe hūṃ dient nur der stilvollen Bekräftigung. Ein ausgeschriebenes Ausrufezeichen!

Windpferd

Die Gebetsfahnen, die tibetischen Windpferde (tibet. rlung rta) hingen nach drei Wintern und zwei Sommern zerfetzt und traurig, ohne Farbe und ohne Kraft an unserem Brombeerzaun.
Ich entfernte sie schweren Herzens, lasierte am ersten Sonnentag den alten Zaun, schraubte am zweiten die losen Latten zusammen.
Und entdeckte in W's Arsenal von Reisemitbringseln neue, fröhliche, in allen fünf Farben, große, noch etwas steife, nach Wind von fern und Stein von weit riechende Pferde. Die blauen für den Himmel, die weißen für die Wolken und die Reinheit, die roten für das Feuer, die grünen für das Wasser und die gelben für die Erde.

Samstag, 20. März 2010

Frühlingsanfang

Der astronomische Frühling beginnt jetzt - um 18:33 MEZ. Wenige Minuten vor Sonnenuntergang. Nach Sonnenaufgang regnete es. Dazwischen gelang es mir, die wildwuchernden Ahorntriebe aus dem Fallrohr der Regenrinne zu entfernen. Und ich war auf dem einen Garagendach. Schnitt das wildwuchernde Efeu zurück und befreite auch dort die Stelle, wo das Regenwasser abfließen sollte, von den Überresten des Herbstes, die den ganzen Winter unter Schnee und Eis verborgen waren.
Nun fällt der Regen, wenn er fällt, wieder ungehindert durch unsere Welt.

Donnerstag, 18. März 2010

Seeregenpfeifer

Wir leben mitten im trinationalen Gebiet des Wattenmeers. Mit uns immer weniger Vögel, wie der NABU mitteilt.
Die Bestände von 19 der 33 untersuchten Zugvogelarten nahmen in den letzten 20 Jahren drastisch ab. Besonders betroffen seien seltene Arten wie mein Lieblingsvogel, der Seeregenpfeifer. Aber auch Charakterarten (wer kennt nicht ihr ekstatisches Kreischen bei ablaufendem Wasser?) wie der Austernfischer, der Knutt oder die Brandgans.
Die Rückgänge dieser Arten liegen bei 30 bis 50 Prozent.
Die Muschelfischerei bedroht die Vögel, nimmt ihnen wervolles Futter weg. Aber auch die zunehmende Verschmutzung des Meeres durch Plastikmüll und Öl bedroht die Vögel. Sie finden nur noch wertloses Futter. Plastikteile werden zu Magenfüllern. Seevögel verhungern mit vollen Mägen. Elternvögel stopfen Kunststoffreste in die offenen Schnäbel ihrer Brut.

Mittwoch, 17. März 2010

Trilaterale Wattenmeer-Konferenz

Heute und morgen diskutieren auf Sylt Vertreter der drei Anrainer-Staaten Dänemark, Deutschland und Niederlande sowie weitere internationale Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Naturschutz über die Zukunft des Wattenmeers.

Ein gemeinsamer Wattenmeerplan soll verabschiedet werden, der eine Strategie "für eine nachhaltige und naturverträgliche Entwicklung des Tourismus in der Wattenmeerregion, den Umgang mit eingeschleppten Tier- bzw. Pflanzenarten und die Untersuchung und Minderung der Auswirkungen des Klimawandels auf das Wattenmeer" beinhaltet.

Eine übersichtliche Karte (mit Dank an das CWSS!) und wir leben mittendrin.

Dienstag, 16. März 2010

Gymkhana

Auch Gymkhana ist ein Neutrum. Ein Fachbegriff aus der Pferdezucht.

"Das Gymkhana ist als Geschicklichkeitsprüfung bekannt. Die Gymkhanaprüfung testet, ob ein Pferd schreckhaft ist bzw. Angst vor unbekannten und furchterregenden Gegenständen hat. ..."

Wer mehr wissen und wieder einmal lachen will, klicke das Video in untenstehendem link an. Es dauert 2 Minuten, enthält eine Unfülle von unschätzbar schönen Wörtern und für einmal ein herzerfrischendes Bild der höchsten Schweizer Politikerin:

http://bazonline.ch/panorama/vermischtes/Doris-Leuthard-lacht-SVPPolitiker-aus/story/30963529

Montag, 15. März 2010

Lustrum

Lustrum ist ein Neutrum und hat nichts mit Lust zu tun.
Das Wort Lustrum hatte ursprünglich etwas mit Licht zu tun. Etymologisch gehört es zu lateinisch lustrare = hell machen, reinigen.
Heute hat Lustrum - wenn überhaupt - nur noch etwas mit Zeit zu tun. Auch mit Vergänglichkeit. Denn kaum jemand, außer den Polen, dürfte das Wort noch in seinem aktiven Wortschatz haben. Und es hat mit Rhythmus, Takt, Reim, Sinn und Form zu tun. Angeblich mochten schon die römischen Dichter das Wort nur noch aus metrischen Gründen.

Die Polen haben das Substantiv zu lustrare, nämlich lustratio übernommen, um ihre Staatsbediensteten auf Verstrickungen mit dem eigenen oder mit fremden Geheimdiensten zu überprüfen. Sie nennen den Vorgang "lustracja", es gibt "raport lustracyjny" oder "plany lustracyjne" oder "akta lustracyjne". Man kann jemanden "lustrować" oder "poddawać lustracji" oder an jemandem "dokonać lustracji".

Lustrum war in der altrömischen Zeit ein Reinigungs- oder Sühneopfer. Damit beendeten die Censoren die Steuerschätzung und Musterung der Bürger. Es fand statt auf dem Marsfeld vor den Toren Roms. Drei Opfertiere, meist Eber, Widder und Stier, wurden um das versammelte Volk herumgeführt und dann dem Gott des Krieges geopfert. Das Lustrum fand alle fünf Jahre statt.
Seit dem Ende des 3. Jahrhunderts vor Christi steht das Wort nicht mehr für die Sache, sondern nur noch für den Zeitraum. Die 5 Jahre. Und so ist das bis heute geblieben. Lustrum bedeutet in der gehobenen deutschen Sprache ein Jahrfünft.

In meine Stube gelangte das Jahrfünft über meinen angeheirateten Berliner. Der liebt das englische Quinquennium über alles. Kürzlich hielt er auf einer internationalen Tourismusmesse einen Vortrag in Englisch. Der wurde simultan ins Deutsche übersetzt. Fürsorglich wies er den Dolmetscher vor Beginn darauf hin, dass er das altertümliche Wort Quinquennium benützen werde. Der Dolmetscher erklärte meinem verdutzten Berliner, dass für Quinquennium das adäquat altertümliche deutsche Wort Lustrum existiere. Nach dem Vortrag trat ein Kollege aus Neuseeland auf meinen Berliner zu. Er habe, sagte der außer sich vor Freude, ein neues englisches Wort gelernt.

So kommen die Wörter in die Welt. Über Münder, Mägen, Messen, kranke oder gesunde Hirne, Zielmikrofone, Geheimagenten, Steuererklärungen ...

Samstag, 13. März 2010

Frühlingssonne

Es ist so weit: Die Sonne fällt JETZT (8:52 Uhr MEZ) durch das Martinsloch auf die Spitze des Kirchturms der einzigen gotischen Kirche weit und breit. In etwa zwei Minuten verschwindet sie wieder hinter dem großen Tschingelhorn, hinterlässt noch für ein paar Sekunden im Dunst einen fünf Kilometer langen Strahl und geht dann ordnungsgemäß um 9:02 Uhr MEZ über Elm auf.

Übrigens wussten die Architekten natürlich damals schon, warum sie die Kirche an diesem und keinem anderen Standort errichteten. Und weshalb der Turm so hoch sein musste, wie er nun einmal ist.

Etwas verkürzt ist das Spektakel vor Ort morgen zur selben Zeit noch einmal zu sehen - falls das Wetter so ist wie heute.

Webcams und Winterlandschaftlich Schönes (Schnee, Eiszapfen!) hier:
http://www.elm.ch/

Freitag, 12. März 2010

Fasanenrennen

Die Hahnenkämpfe in unserem Garten haben längst begonnen. Wetter hin oder her. Schnee. Sturm. Regen. Böen. Ostwinde oder andere Kapriolen wie Rückkehr des Winters. Überfrierende Glätte. Massenkarambolage. Heute früh verkeilten sich auf der A8 ausgerechnet bei Friedberg 170 Fahrzeuge auf einer Länge von etwa einem Kilometer ineinander. Hahnenkämpfe also auch auf der Autobahn Richtung München. Der Frühling ist da!
Vor ein paar Tagen beobachtete ich zwei Amselmännchen, die sich lautstark beschimpften, brutal mit den gelben Schnäbeln aufeinander einhackten, sich unerbittlich verfolgten, am Boden, in der Luft, mit den Flügeln schlugen, bis der eine Eindringling endlich nachgab und in Nachbars Garten verschwand. Und der andere in unserem blieb. Wo er auch hingehört. Ich beobachte die Rotkehlchen. Die Buchfinken. Die Meisen. Sie beziehen Stellung. Die Blauen. Die Kunterbunten. Die Zitronengelben. Die Dompfaffen. Die Turteltauben. Die Ringeltauben. Die Drosseln. Die Kolkraben. Die Krähen. Die rabenschwarzen riesigen Saatkrähen, die eigentlich nach Warschau gehören.

Heute früh beobachtete ich unseren Hausfasan. Wie er einen Fremdfasan in die Flucht schlug. Aber wie! Zu Fuß. Am Boden. Rannte der eine dem anderen nach. Auf dem Bürgersteig, den ich seit drei Monaten schneefrei halte. Himmel, wo ist der Schnee geblieben? Rund um unser Grundstück verfolgt ein bunter Vogel den anderen bunten Vogel. Im Schutz der Ligusterhecke legen sich beide in die Kurve, als wollten sie Schumi in Bahrain übertrumpfen. Letzte Woche staksten sie noch ausgehungert und einsam über die vereiste Straße.
Ich wusste nicht, dass Fasane so schnell laufen können.
Ich wusste nicht, dass Fasane ihr Revier lieber am Boden als in der Luft verteidigen.
Ich weiß überhaupt nichts von Fasanen.

Donnerstag, 11. März 2010

Passate

Passate sind richtungsbeständige, mäßige Tropenwinde. Also etwas, worauf man sich verlassen kann. Sie folgen gehorsam der Erdkrümmung, der ablenkenden Kraft der Erdrotation, den Temperatur- und Druckunterschieden. Im Gegensatz zu anderen Winden werden Passate kaum von der Erdoberfläche beeinflusst. Auf der Nordhalbkugel entsteht der Nordostpassat, auf der Südhalbkugel der Südostpassat. Überschreiten sie den Äquator, werden sie auf der anderen Erdhalbkugel in östliche Richtung abgelenkt. Der Nordostpassat wird auf der Südhalbkugel zum Nordwestpassat. Der Südostpassat zum Südwestpassat. Der Südwestpassat bestimmt den Sommermonsun in Indien. Zeiten und Orte, von denen wir gerade weit entfernt sind.

Der Passat bekam seinen Namen aus dem Portugiesischen, "passar" heißt vorbeigehen, -ziehen, -laufen sowie von der Himmelsrichtung, aus der er kommt, bevor er wieder geht.

Anaximander von Milet beschrieb als erster den Wind als "ein Strömen von Luft". Vor etwa zweieinhalbtausend Jahren. Auch dies sind Zeiten und Orte, von denen wir gerade sehr weit entfernt sind.

Mittwoch, 10. März 2010

Sernifit

Sernifit ist roter Ackerstein. Seinen wissenschaftlichen Namen bekam der Stein von der Gegend, aus der er stammt, dem Sernftal. Der Sernf ist ein rechtsseitiger Nebenfluss der Linth und seit der 21. Auflage Bestandteil des Dudens. Sernf ist neben fünf, Genf, Hanf und Senf das fünfte deutsche Wort, das auf -nf endet. Der Name dürfte auf indogermanischen "ser" für strömen oder "ser" für rot zurückgehen. Oder auf beides. Sernifit ist roter Stein im Wasser. Sozusagen die Vorstufe zu Sand am Meer.

Das Sernftal ist weltweit bekannt durch das Martinsloch. Das Martinsloch ist Bestandteil der Glarner Hauptüberschiebung. Die Glarner Hauptüberschiebung gehört seit Juli 2008 zum UNESCO Welterbe.

Sernifit gilt als Leitgestein des Linthgletschers. Nach der Alpenfaltung verfrachtete der Linthgletscher den roten Sandstein weit ins östliche Mittelland. Beim Bau der Nationalstrasse N 20 / A4 auf Urdorfer Gebiet stieß man 1984 auf größere und kleinere Findlinge, die nach der letzten Eiszeit von den Reuss-, Linth- und Rheingletschern dort zurückgelassen worden waren. Vor dem Gemeindehaus Urdorf entstand ein kleines Findlingsmuseum. Am großen Sernifit der Findlingsgruppe ist die Wirkung der Erosion nicht zu übersehen. Während etwa 15’000 Jahren blieb der mehrere Tonnen schwere Brocken unversehrt im Boden. Aber schon nach fünf Jahren an der frischen Luft vor dem Gemeindehaus zerfiel er in mehrere Teile. Die natürliche Witterung hatte ihn zersprengt. Durch Mikrorisse war Wasser eingedrungen. Im Winter gefror es und dehnte sich aus. Die Risse wurden größer, es konnte mehr Wasser eindringen, das sich weiter ausdehnte. Bis das Sandsteingefüge nachgab. Und ächzend zerbrach.

Dienstag, 9. März 2010

nach uns die Sintflut

Barcelona liegt unter Schnee begraben. Das Niederschlagsradar aus der Region von heute früh, 8 Uhr Ortszeit zeigt ausgedehnte Niederschläge, die bei Temperaturen um 1 Grad als Schnee fallen. Mehr als 100.000 Schüler haben wegen des Schnees schulfrei, viele Straßen sind nur noch bedingt befahrbar oder komplett gesperrt. In mehr als 200.000 Haushalten ist der Strom ausgefallen. Die Universität von Barcelona wird evakuiert. Der Schnee fängt gegen Mittag an zu tauen. Böige, teils stürmische Winde verschlimmern die Situation. Meterhohe Schneeverwehungen. Autos ohne Winterreifen. Unbeheizbare Häuser. Brrrrr.

Montag, 8. März 2010

in eigener Sache

Andrzej Stasiuk schreibt in der polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza: "Pisarz jest kłamcą, chociaż jemu samemu może się wydawać, że pisze prawdę. Pisze się zawsze we własnej sprawie, a nie w imię prawdy." In den deutschen Medien wird prompt nur der erste Satz zitiert und übersetzt: "Ein Schriftsteller ist ein Lügner, auch wenn es ihm scheint, dass er die Wahrheit schreibt." Ich liefere hier den zweiten Satz nach: "Man schreibt immer in eigener Sache und nicht im Namen der Wahrheit."
Dieses verallgemeinernde "man schreibt" ("pisze się") würde ich Herrn Stasiuk übel nehmen, wenn dies meine Sache wäre. Aber es ist nicht meine Sache. Sondern es ist Sache der Polen, wie sie ihr Selbstverständnis in die Welt tragen.
Ein Streit ist entbrannt um den Mythos des polnischen "rasenden Reporters", Ryszard Kapuściński. Die Polen huldigten ihm jahrzehntelang mehr als einem König oder Kaiser und viele waren enttäuscht, als er vor drei Jahren im Alter von erst 74 Jahren starb - mit dem Tod erlosch nämlich sein nach Ansicht seiner Landsleute berechtigter Anspruch auf den Literaturnobelpreis.
Wer zur Zeit des kalten Krieges hinter dem Eisernen Vorhang soviele offensichtliche Freiheiten (unbeschränktes Reisen, unbeschränktes Schreiben, unbeschränktes Veröffentlichen) genoss wie Kapuściński, musste sich dafür bei den Mächtigen hinter diesem Vorhang in irgendeiner Form erkenntlich zeigen. Dies ist weder neu noch ein Geheimnis. Viele der vermeintlichen Nationalhelden trugen dem Geheimdienst Informationen zu. Diese Erkenntnis mussten mittlerweile viele Polen schlucken. Ob sie auch verdaut sind, bleibt fraglich. Nun wirbelt eine neue Biografie mit einem polnischen Titel, den man praktischerweise nicht übersetzen muss, nämlich: "Kapuściński non-fiction", noch vor Erscheinen soviel Staub auf, dass jeder glaubt, seinen Senf dazu geben zu müssen. Sogar die Deutsche Presse. Oder der Übersetzer Kapuścińskis ins Deutsche. Man(n) ist plötzlich hellauf empört darüber, dass offen gelegt wird, wie wenig begabt Kapuściński als IM funktionierte und wie oft er in seinen Reportagen lügt.
Wen wunderts heute, dass Kapuściński eitel war und in seinen Texten Begegnungen mit historischen Persönlichkeiten erfand? Wen wunderts heute, dass Kapuściński schlau war und in seinen Texten das Schicksal des eigenen Vaters ins politisch angebrachte Licht rückte? Wen wunderts heute, dass Kapuściński manipulierte und in seinen Texten die eigene Rolle in der Weltgeschichte feinschliff? Wen wunderts heute, dass Kapuściński kalkulierte und mit seinen Texten die ganze Nation ein halbes Jahrhundert lang an der Nase herumführte. Wen wundert das heute?
Statt den eigenen Verstand einzuschalten und die eigene Wahrnehmung zu schärfen, will nun Andrzej Stasiuk das besondere Recht eines Schriftstellers, Reporters und Journalisten auf die Lüge im moralischen Gewissen seiner katholischen Landsleute verankern.

Jeder, der lügt, lügt in eigener Sache.

Hier ist Stasiuks Manifest in Polnisch nachzulesen: http://wyborcza.pl/1,76842,7615303,Stasiuk__A_jesliby_nawet_to_wszystko_zmyslil.html

Und hier kann die vollständige polnische Kapuścińskiade verfolgt werden:
http://wyborcza.pl/kapuscinski/0,104742.html

Weltfrauentag

Zum Frühstück in meiner Küche sieht er so aus:
In der Mitte die Chinesin.
In der Mitte des Tages. In der Mitte des Blattes. In der Mitte der Welt.

Sonntag, 7. März 2010

Sonntagsevangelium

Wir besitzen seit kurzem ein neues rotes Küchenradio. Das alte Blaue verstummte eines Abends aus unerklärlichen Gründen.
Zum Frühstück überträgt das rote Radio heute einen katholischen Gottesdienst. Aus St. Pankratius in Odenthal-Altenberg. Zu Beginn erfahren wir etwas über die Geschichte der Kirche sowie die landschaftlichen Besonderheiten des Bergischen Landes. Die Predigt zum dritten Fastensonntag hält Pfarrer Mike Kolb.
Er bezieht sich, wen wunderts, auf das Sonntagsevangelium. Im Lukas-Lesejahr ist das Lukas 13, 1-9. Der Evangelist berichtet von zwei - wie es heißt "zufälligen aber aktuellen" - Ereignissen zur Zeit Jesu. Die Botschaft Jesu knüpft darin sozusagen an zwei Zeitungsmeldungen aus der Rubrik "Unglücksfälle und Verbrechen" an: die Brutalität des römischen Statthalters Pontius Pilatus, der unter den Galiläern ein Blutbad anrichtete, sowie ein Bauunglück, den Einsturz des Turms von Schilóach, bei dem 18 Menschen umkamen.
Der Radioprediger exemplifiziert das Thema Umkehr und Buße am letzten Brief eines im zweiten Weltkrieg getöteten jungen Soldaten. Man soll sich Gott anvertrauen, sagt er in meiner Küche, im Leben wie im Sterben. Das Gericht, die Begegnung mit dem lebendigen Gott, komme. Sicher und für jeden.
Ich höre aus meinem roten Küchenradio etwas verklausuliert die Botschaft, katholische Vorzeigeschüler und katholische Vorsingsänger sollen sich ruhig psychisch drangsalieren, physisch grün und blau schlagen, sexuell missbrauchen lassen - und: notfalls auch töten. Im Vertrauen auf Gott. Den gütigen Vater.
Ehe ich kotze in meiner Küche am Sonntagvormittag, drehe ich den Lautstärkeregler unseres neuen Radios auf Null. Es verstummt nämlich nur auf Befehl.

Samstag, 6. März 2010

Sonnenaufgang und Schneeberge

Wir schaufeln mit vereinten Kräften seit Sonnenaufgang Schnee. Räumen die Zufahrten zu beiden Garagen frei, obwohl wir keine benützen. Räumen den Zugang zu beiden Haustüren frei. Die eine benützen wir als Eingang, die andere als Ausgang. Das Haus dazwischen ist sozusagen der Durchgang. Räumen den Bürgersteig rund um unser Eckgrundstück frei. W. hat ausgerechnet, dass dies etwa einhundert Meter öffentlichen Straßenbodens sind, die wir seit zweieinhalb Monaten in regelmäßigen Abständen, je nach Witterung, oft mehrmals täglich, je nach Niederschlagsmenge, frei schaufeln, säubern, trocken legen, salben, streicheln, tätscheln ... Wie einen Babypo.

Freitag, 5. März 2010

Winterschmerz

Der Frühling ist von kurzer Dauer am Wattenmeer.
Am Morgen war ich beim Zahnarzt und die Zahnärztin drehte die Jalousie herunter, weil die Sonne sie blendete.
Am Mittag zog sich der Himmel zu.
Am Nachmittag lege ich mich mit geschwollener Backe ins Bett.
Gegen Abend kommt wieder Gefühl ins Gesicht und vor dem Fenster fängt es an zu schneien. Es hört nicht auf, solange ich die Augen offen habe.

Donnerstag, 4. März 2010

Windstärken und Wasserberge

Wir taten gut daran, gestern vormittag im Dauerregen Barcelona schleunigst zu verlassen. Denn danach bildeten sich vor der spanischen und der französischen Mittelmeerküste extrem heftige Sturmwirbel.
Grund dafür war ein Sturmtief, dessen Haupttiefdruckgebiet eigentlich vor der portugiesischen Küste lag, wie heute die auf Seewetter spezialisierten Meteorologen melden. Ein Teiltief habe sich mit kleinen, aber kräftigen Wirbeln über den Balearen gebildet. In der Nähe von Marseille wurden Orkanböen gemessen. Also Windstärke 12. Und bei Korsika wirbelte das Tief gegen den Uhrzeigersinn. Aus dem Rhonetal stieß der Mistral dazu. Der Wind tobte mit bis zu 100 Stundenkilometern auf dem Meer zwischen dem Golf von Lyon und den Balearen.
Wir waren längst in der Sonne über Norddeutschland angekommen, als vor der spanischen Küste riesige Wasserberge ein zyprisches Kreuzfahrtschiff trafen und es mit kaputten Scheiben auf dem fünften Deck, einem verwüsteten, überfluteten Salon, zwei Toten und mindestens 14 Verletzten zur Umkehr in den Hafen von Barcelona zwangen.
"Auf einer Strecke von 600 bis 700 Kilometer konnten sich die Wellen hochschaukeln", vermuten Experten für Seegang ohne den genauen Mechanismus von Monsterwellen zu kennen. Sie klassifizieren sie nach Erscheinungsform in "Kaventsmänner", "Drei Schwestern" oder "Weiße Wand".
Monsterwellen, lese ich, sollen "ähnlich chaotischen Gesetzen" gehorchen wie Börsencrashs oder Erdbeben. Einer anderen Theorie zufolge könnten sie entstehen, wenn Wolken im Gleichtakt mit den Wellen über dem Wasser schaukeln. Die unter Wolken übliche Thermik schubse dann womöglich die Wogen rhythmisch an. Hört sich irgendwie zu nett an. Logischer scheint mir die Regel, dass auf dem offenen Meer die Wellen durch den Wind entstehen. Das kann ich täglich an der Küste bei auflaufendem Wasser beobachten: Der Wind wirft die Wellen auf. Es entstehen kleinere und immer größere Wellen. Sie entwickeln sich. Die Wellen werden länger in ihrer Wellenlänge und höher in ihrer Amplitude. Also ist der Wind der entscheidende Faktor, der die Kraft ins Wasser bringt, die Wellen produziert.
Wellenforscher sagen, das gehe erstaunlich schnell. Innerhalb einer halben Stunde können Wellen ein bis zwei Meter hoch werden, nach etwa sechs Stunden sechs bis acht Meter. Das Zerfallen von Seegangsenergie hingegen vollziehe sich relativ langsam. Forscher verfolgen "Energiepäckchen" um den halben Erdball. Sie entstehen in der Antarktis, wandern über den Pazifik und werden noch in Alaska gemessen. Bei hohen Windgeschwindigkeiten und ausreichend freier Fläche entstehen entsprechend große Wellen. Die Wellen werden nie so schnell wie der Wind, sagen die Fachleute, können aber bei Orkanwindstärken schon mal "mit mehreren Dutzend Kilometern pro Stunde übers Wasser rasen". Satelliten entdeckten in den vergangenen Jahren Monsterwellen in allen Weltmeeren. Erst wenn eine Welle doppelt so hoch ist wie der Durchschnitt, sprechen die Experten von einer Monsterwelle. Bei schwerer See, einem mittleren Seegang von zwölf Metern, sind das 24 Meter. Wenn sich alles schön fügt, werden sie bis zu 40 Meter hoch.

Ich trete in meinen schnee- und sturmfreien Garten hinaus und hänge Wäsche auf.

Mittwoch, 3. März 2010

Sonne

Die Sonne scheint, als wir in Hamburg landen. Bis wir über den Nordostseekanal sind und zu Hause angekommen, ist sie natürlich untergegangen. Aber auch im Dunkeln ist vom Schnee der letzten Wochen rund um unsere Häuser nichts mehr zu sehen. Unfassbar!

Regen

Barcelona 5: Es regnet in Strömen. Also packen wir unsere schmutzigen Sachen ein, verlassen das Atico an der Suïssa 13, fahren mit dem Lift ins Erdgeschoss, werfen die Schlüssel in den Briefkasten und fliegen schleunigst nach Hause.

Dienstag, 2. März 2010

Batlló

Barcelona 4: Noch mehr Gaudí. Die Casa Milà gehört einer Bank und kann besichtigt werden. Auf dem Dach wachsen Köpfe über den Treppenhäusern in den Himmel hoch. Und wachen über dem Ganzen. Der "Steinbruch" wirkt neu und altmodisch zugleich.
Die Casa Batlló ist heute ausnahmsweise nur für VIPs zugänglich, wir zwei sparen pro Nase 17,80 Euro Eintritt und vergnügen uns nebenan. Mit Architekturgeschichte auf katalanisch und Schokolade. Überall wo Gaudí ist, sind auch Japaner.

Montag, 1. März 2010

Gaudí

Barcelona 3: Einen Tag lang Gaudí. Heutzutage gibt es außer der Tramvia Blau keine Straßenbahn mehr in Barcelona. So entgehen wir im Gegensatz zu Antoni Gaudí i Cornet (1852-1926), dem Hauptvertreter des Modernisme, dem traurigen Schicksal des Unfalltodes. Im Park Güell treffe ich die Hang wieder, ein Schweizer Musikinstrument, von dem es angeblich nur 3000 Stück auf der Welt gibt, wie mir der britische Musikant inmitten der hundert Stützpfeiler für die niemals fertiggestellte Markthalle versichert.
Die Sagrada Familia zieht vor allem japanische Touristen an. Im Prospekt steht, dass im Jahre 2010 zum ersten Mal Gottesdienste in der Kathedrale zelebriert werden sollen, deren Bau im Jahr 1882 begonnen wurde. Der Innenraum sieht heute nicht danach aus.
Wir erholen uns im Abendlicht am Stadtstrand, bevor uns der japanische Kellner eine Dreifachportion Magno einschenkt, um Tapas und Fisch herunterzuspülen.