Jedes Gedicht, schreibt Nora Iuga, sei "eine rätselhafte Statue auf einem leeren Platz". Und mir drängt sich sofort die Frage auf: was ist der Roman auf diesem leeren Platz? Der leere Platz steht für sich und außer Frage. Er ist immer und überall. Omnipräsent.
Nora Iuga ist die Grande Dame der rumänischen Poesie und Übersetzerin (u.a. der Werke Herta Müllers) aus dem Deutschen ins Rumänische. Sie muss alle leeren Plätze dieser Welt kennen, denn sie weiß, dass ihr nicht nur ein Leben, sondern drei Leben zugeeignet wurden. Und jedes, sagt die Dichterin, sei auf seine Art schön.
Der Roman ist heute, so scheint es mir, ein geschmolzener Eisblock. Eine beliebige, willkürliche Wasseransammlung. Diese schale Lache erreicht auf dem leeren Platz unserer Existenz leider nie wieder ihren erratischen, kalten, klaren, fast durchsichtigen und umso geheimnisvolleren Ursprung.
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