Vor ein paar Tagen hörte ich am Abend das wunderbare Hörspiel mit dem unaussprechlichen Titel "Die Brautschau des Dichters Robert Walser im Hof der Anstaltswäscherei von Bellelay, Kanton Bern". Ich bin altmodisch und höre nur live am Radio. Ich hasse das Geschwätz auf den Podcasts, dafür fehlt mir regelmäßig die Geduld. Und allein des Titels wegen lohnt es sich, aufgeregt und atemlos am Radio zu sitzen! Ich kenne das Hörspiel, es ist fast so alt und altmodisch wie ich. Aber: in der Anmoderation kürzlich entblödete sich die Anmoderatorin nicht - und das war der Beweis, dass auch sie live am Mikrophon saß, sonst hätte jemand in der Chefetage die Peinlichkeit mitbekommen und kurzerhand rausgeschnitten - von Martin Walser zu sprechen und Martin Walser nicht nur in die Schweiz zu versetzen, sondern eben auch in besagte Anstalt, eine - wie es damals hieß - Nervenheilanstalt für Geisteskranke oder Geistesverirrte. Im ehemaligen Kloster. Der eine wie der andere Walser wird sich Grabe umdrehen und zu Recht verwundert die Augen reiben.
Viel schlimmer sind die Verwechslungen auf meinem Dach. Seit einem halben Jahr streite ich mich mit der neuen Betreiberfirma (es ist ja keine neue Firma, nur eine neue Gesellschaftsform, der Schlendrian ist derselbe geblieben) über die Abrechnungen der Einspeisungen meiner beiden Solaranlagen aus dem vergangenen Geschäftsjahr. Morgen beschreite ich, eine friedliebende Frau, den Weg aller Wege, der zum Anwalt meines Vertrauens führt.
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