In Möringen am Bielersee (holy Switzerland) wurde im 19. Jahrhundert eine Pfeilspitze gefunden. Bei Ausgrabungen einer bronzezeitlichen Pfahlbausiedlung. Wären nicht Profis an der Buddelarbeit beteiligt gewesen, hätte die Minispitze im restlichen Schutt leicht übersehen werden können: 39 Millimeter lang, 2,9 Gramm schwer. Sicherlich wurde sorgfältig gesiebt! Und: man stellte Schleifspuren fest, also wurde die Eisenspitze bearbeitet. Die Siedlung datierten die Archäologen auf die Zeit von 900 bis 800 vor Christus.
Vor der Bronzezeit konnte Eisen nur aus dem Material von Meteoriten gewonnen werden. Der Fundort der Pfeilspitze liege, lese ich, im "Streufeld" des Twannberg-Meteoriten, der vor etwa 170.000 Jahren auf die Erde plumpste. Die Analyse - mittels Lichtmikroskopie, Rasterelektronenmikroskopie, Röntgentomografie, Röntgenfluoreszenz, Gammaspektrometrie - zeige aber, dass die Pfeilspitze aus anderem Material gefertigt sei. Ein "radioaktiver Fingerabdruck" weise "relativ kurzlebige Isotope" nach, die nur im Weltall gebildet werden.
Langer Rede kurzer Sinn: nach knapp eineinhalb Jahrhunderten detektivischer Arbeit sind die Forschenden zur zweifelsfreien Überzeugung gelangt, dass die Pfeilspitze vom Bielersee aus Material gefertigt ist, das von einem Meteoriten stammt, "der lange Zeit im Weltall kosmischer Strahlung ausgesetzt war". Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um den Kaalijarv-Meteoriten, der um 1500 v. Chr. in Estland einschlug, am Boden explodierte, mehrere Krater bildete und in viele splitterkleine Teile zerfiel.
Damals wurde mit "meteoritischem Eisen" wie mit Bernstein gehandelt. Einer dieser Splitter muss also an den Bielersee in die Hände eines Pfahlbauers gekommen sein. Auf welchen verschlungenen Wegen auch immer.
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