Der Literatursommer SH, organisiert vom Literaturhaus SH in Kiel beginnt hoffnungsvoll - jedenfalls für uns Dithmarscherinnen und Dithmarscher - in Meldorf. Special guests in diesem Jahr: Autorinnen und Autoren aus den Niederlanden. Angereist nach Meldorf zur Eröffnungsveranstaltung ist Marente de Moor. Mit ihrem nicht ganz neuen Roman. Aber natürlich spielt das keine Rolle und kann ein Sommer nicht ohne hochdotierte Gäste eröffnet werden. Im kleingedruckten Programm sind Reden von Menschen mit sehr langen Namen und sehr langen Titeln aufgeführt.
Beginn 19:30 Uhr, Getränke werden ab 19 Uhr ausgeschenkt. Erstes Gitarrenduo, erste Begrüßung, zweite Begrüßung, erste Danksagung, zweite Lobhudelei, dritte Danksagung, erstes Grußwort mit Kindheitserinnerung, zweites Grußwort mit Erinnerung an die Pubertät und ausgedehnten Passagen aus dem damaligen Lieblingsbuch, drittes Grußwort, noch ein Gitarrenduo (oder verwechsle ich jetzt etwas?). Dazwischen hüpft eine lange Haare schlenkernde Moderatorin im hellblauen Kleid ans Rednerpult und springt wieder von ihm weg, und erzählt von ihrer großen Freude. Um 20:30 Uhr verkündet sie wie eine Glücksfee im Fernsehen eine halbe Stunde Pause. Applaus! Kaltes Büffet vom heimischen Schlachter. Und kostenlose Getränke. Ich würde die Veranstaltung gerne verlassen, habe aber die Hoffnung auf Marente de Moor noch nicht aufgegeben. Auf Fleisch und Alkohol verzichte ich freiwillig. Auf Wasser auch. Nach der Pause (21:05 Uhr) Gitarrenduo mit einleitenden Worten des ersten Gitarristen, passend zwar zum Thema, aber unpassend zur vorgerückten Stunde. Wenn redselige Menschen in Veranstaltungspausen dem Wein zusprechen, sind sie danach noch redseliger. Die Moderation hat das Geschlecht gewechselt (alles gendergerecht durchdacht) und liegt nun in den Händen des Leiters des Literaturhauses, der mit erfreulich weniger Haar auskommt. Und uns einmal mehr (wie in den diversen Grußworten) ermuntert: zu lesen! Vorzulesen! Dann: Vortrag einer Hochschuldozentin. Kurzer Abriss der Geschichte der niederländischen Literatur. Wir sind alle noch voll aufnahmefähig. Um 22:05 Uhr wird die Autorin auf das Podium gebeten, nachdem man ihr dort einen Tisch und eine Leselampe hingestellt hat. Bei Lesungen darf das Logo unserer ausgezeichneten Buchhandlung nicht fehlen! Sie liest und fragt zwischendurch freundlich, wie viel Zeit ihr noch bleibe. Ja, wenn wir das wüssten! Ihre Lesung endet um 22:20 Uhr und der Moderator kündigt noch einmal das Gitarrenduo an. Ich nutze die Umbaupause und das Notenblättern zum Entwischen.
Draußen ist dunkle Nacht. Schade um den schönen Abend, den Sommer und um die Literatur!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen