Samstag, 10. März 2018

Kater

Nein, ich habe keinen Kater. Susanne Mayer las gestern Abend in Begleitung ihres Hundes, eine irischen Rüden. Seinen Namen hab ich vergessen, den Namen der Rasse auch, nur die Nationalität ist mir geblieben. Er verwickelte sich zu Beginn der Veranstaltung in den Kabeln, die vom Lesetisch herabhingen. Weil er selbst auch verkabelt, also angeleint war. Ein Kater hätte sich frei bewegen können und also weniger Aufsehen erregt. Deshalb setze ich ihn jetzt schnurrend und schleichend nachträglich in Szene. Wie er auf der Suche nach Haaren an den Beinen der Zuhörer den Saal beherrscht! Es ging nur um Macht den ganzen Abend. Um die Macht des Wortes, die Macht der Kolumne (einer Erfindung der PR-Abteilungen in den Redaktionen zur Intensivierung der Leserbindung, also ein Machtausübungsmittel), die Macht des Themas, die Macht des Witzes, die Ohnmacht der Zeit, die Ohnmacht der Vergänglichkeit - journalistische Texte sind nun mal kurzlebig - und die Ohnmacht der Karikatur. Mein nicht existierender Kater hat keine Berührungsängste, sondern ein weiches Fell. Einen verregneten Vormittag verbringt er natürlich schlafend auf meinem Fensterbrett.

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