Donnerstag, 22. März 2018

Anna Bump

Anna Bump - wer war sie? Wir wissen es nicht. Aber sie muss so (einfluss)reich und/oder (handwerklich) begabt, gebildet gewesen sein, dass sie ihren dreieinhalb Meter langen Bildteppich signierte und mit dem Familienwappen versah.

Ausstellungseröffnung ANNA WEBT heute um 19 Uhr im Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf.

Ein Stück textile Zeitgeschichte kommt von Berlin und Jerusalem zurück nach Dithmarschen.
Der 3,50 Meter lange Wandteppich ist in Dithmarschen im Jahr 1667 zum 150. Jahrestag der Reformation fertiggestellt worden. Auf ihm sind 50 Szenen aus dem Leben Christi zu sehen. Der Wandteppich besteche durch "seine Detailliebe und hochwertige Handarbeit", sagt Museumsleiterin Dr. Jutta Müller. Bis heute beschäftige sich die Forschung mit seiner Herkunft.
Der Wandteppich befindet sich seit 1971 im Besitz des Museums für deutsche Volkskunde, dem heutigen Museum Europäischer Kulturen in Berlin. Zuvor hing er im Israel Museum in Jerusalem, wohin der Teppich 1955 durch eine Schenkung aus den USA gelangte.
Die Bildmotive sind vielfältig: Sie reichen von der Geburt Jesu bis zu seiner Wiederkehr als Weltenrichter. Bildzitate aus Luthers Bibel-Ausgabe von 1545 und Verweise auf Bibelstellen umrahmen in Hochdeutsch die Bilder. Außerdem sind darauf exotische Motive wie Elefant, Rhinozeros, Pflanzen und Fabelwesen zu entdecken, auf deren Geschichte die Ausstellung ebenfalls einen Blick wirft.

Der Titel der Ausstellung "Anna webt Reformation" verweist auf die in den Teppich eingewebte Signatur "Anna Bump" und ein Familienwappen. Anna Bump wurde 1644 in Kleve im nördlichen Dithmarschen geboren. Ob sie den Teppich tatsächlich webte, entwarf oder stiftete, ist nicht endgültig geklärt. Auch ob er für eine Kirche gefertigt wurde, an welchen Orten er im 19. Jahrhundert hing und warum er einst in drei Teile zerschnitten und wieder zusammengefügt wurde, ist bis heute ein Rätsel.
Auffallend sei das künstlerisch-handwerkliche Niveau, betont Museumsleiterin Dr. Jutta Müller. Es stelle die biblischen Geschichten und die Alltagswelt des 17. Jahrhunderts in vielen Facetten dar. "Er ist ein wertvolles Kunstwerk der nachreformatorischen Zeit, das international anerkannt ist", so Dr. Jutta Müller. Die handwerkliche Arbeit spiegele flämische Einflüsse wider, da viele Flamen, die wegen ihres protestantischen Glaubens fliehen mussten, in Norddeutschland eine neue Heimat fanden und als Weber über das Land zogen.
Ergänzt wird die Meldorfer Ausstellung durch zeitgenössische Objekte aus dem Kircheninventar der Region, Textilien, Möbel mit Schnitzereien christlicher Motive und verschiedene Objekte der Alltagkultur. Sie gewährt Einblick in die bäuerliche Welt Dithmarschens in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.

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