Donnerstag, 31. Januar 2013

Landunter

Landunter zum Monatsende. In der Nacht kam Lennart über die Nordsee und brachte Orkanböen mit, eine Sturmflut mit über zwei Meter über Normal wird für das Nachmittagshochwasser erwartet.
Wer wissen will, wie das aussieht, muss JETZT die webcam der Hallig Hooge anklicken: http://hooge.de/de/content/webcams.html
Oder später im Archiv die Bilder des heutigen auflaufenden Wasser suchen.
Mein Hausarzt hat mir heute versichert, dass ich nach Auswertung aller Laborwerte kerngesund sei. Auch die Schilddrüse sei mittlerweile gut eingestellt. Aber, fährt er fort, auch ein gesunder Mensch kann sich mal schlecht fühlen, schlapp, lust- oder mutlos sein, Kopfschmerzen haben, Nachtschweiß, Schwindel, Daumenschmerzen, Wadenzwicken, usw. Weltschmerz in den Schulterblättern spüren - wie romantisch! Damit war ich entlassen. Schwere Sturmböen zerzausen Dithmarschen, vereinzelt bis 100 km/h (Bft 10), laut Prognose bis spät in die Nacht.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Starkwind

Seit gestern produziert der Starkwind von der Nordsee zuviel Strom. Er pustet heftig um unser Haus, das höre, sehe und spüre ich. Deshalb sind jetzt die Kaltreserven angefahren worden. Lese ich. Und schreibe ab, ohne Sinn und Verstand. Die Kaltreserve sichere eine stabile Stromversorgung. Und jetzt sei eine "kritische Netzsituation" eingetreten. Weil  der Windstrom zu massiv ins Netz drückt. Braucht man die Kaltreserve als Puffer. Nicht, dass ich das verstünde.
In den nächsten Tagen, lese ich weiter, werden Windstromspitzenleistungen von 24.000 Megawatt erwartet. Dies entspricht der Leistung von fast 20 Atomkraftwerken.
Warum, zum Teufel, schaltet man denn nicht einfach diese 20 Atomkraftwerke für immer und ewig ab? Braucht keine Kaltreserve und hat Windstrom in Hülle und Fülle???  

Dienstag, 29. Januar 2013

Farbige Fischstäbchen

An Samstagen überquillt der Briefkasten jeweils mit bunten Angebotsprospekten der lokalen Billiganbieter für die kommende Woche. Ich studiere sie sorgfältig. Auch ich bin ständig auf der Suche nach dem ultimativen Kick. Vermute ihn (vergeblich!) in wunderlichen Wörtern, Joghurtbutter oder Pinguinklodeckel. Diese Woche liegen in den Tiefkühltruhen einer Supermarktkette republikweit zum Sonderpreis farbige Fischstäbchen. Aus "zertifiziert nachhaltiger Fischerei". Mit "gelber, roter oder grüner Panade". Aus "100% Alaska-Seelachsfilet". Leider ist nicht angegeben (dafür fehlt im Prospekt der Platz und die Moral), wie das Rot, das Grün, das Gelb in die Panade kommt. Die Kinder werden also lernen, dass Fische nicht nur rechteckig, paniert und tiefgefroren in der Beringsee herumschwimmen, sondern auch schön bunt sind. Womit sie ja nicht ganz falsch liegen. Bon appétit!
für W. in Paris

Montag, 28. Januar 2013

96. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt, Meldorf
Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg

Japan erwartet einen Sommer ohne Atomstrom:
http://www.n-tv.de/ticker/Ein-Sommer-ohne-Atomstrom-article10005301.html

Das Atom-Referendum in Bulgaren ist nach amtlichen Angaben gescheitert - an der Wahlbeteiligung. Nicht am Willen des Volkes gegen Atomkraftwerke.

Sonntag, 27. Januar 2013

Paganinivariationen

Noch einmal Lutosławski. Zum 27.1. eine Komposition von 1941. Und weil Sonntag ist, erst nach der Messe. Die Variationen zu Paganini. Eines der wenigen Werke, das im Krieg entstanden war und ihn überlebte. Das meiste, was Lutosławski in den Kriegsjahren schrieb, verbrannte während des Warschauer Aufstands.
Speziell für W. in Bilbao ein Hinweis auf den Genitiv - ja! Auch der Name Paganini wird im Polnischen dekliniert. Der Originaltitel lautet Wariacje na temat Paganiniego. Für mich zu Hause im Blitzeis: die optische Täuschung mit dem doppelten Bösendorfer. Für die Welt: das sexistische Bild eines polnischen Pianistenpaares. Natürlich wird nur der halbnackte Rücken von Emilia Sitarz gezeigt. Ihr gegenüber spielt Bartłomiej Wąsik.

Für die connaisseurs das klassische Original Argerich/Freire: 
http://www.youtube.com/watch?v=iFsvmq-C9Kk

Und hier - aller guten Dinge sind drei - die freien Wilden Pace/Roma (unbedingt bis zum Ende hören!)
http://www.youtube.com/watch?v=J856VKlltvA

Samstag, 26. Januar 2013

subito

Lutosławskis subito für den heutigen sabato, da wird der Geist sofort hellwach, auch bei kräftigem Frost (derzeit -8° Celsius am Wattenmeer, ha!):
https://www.youtube.com/watch?v=r8e1NKcsECw

Freitag, 25. Januar 2013

Witold Lutosławski

Witold Lutosławski ist heute vor einhundert Jahren geboren worden. In Warschau. Gestorben ist er am 7. Februar 1994. Ebenda. Er lebt also nicht mehr. Im norddeutschen Kulturradio wird sein runder Geburtstag begangen, als stünde er noch immer am Dirigentenpult. Und jede Moderatorin, jede Programmankünderin, jede Kommentatorin aus der Musikredaktion müht sich seit Tagen mit dem verflixten "ł" in seinem Namen ab. Tja.


Donnerstag, 24. Januar 2013

Girona

W. hat in der "Herrgottsfrühe" (Zítat aus meinem höchstpersönlich eigenen Text) das Haus verlassen und schickt mir zum Eindunkeln dieses Foto aus Girona mit beneidenswert blauem Himmel:


Mittwoch, 23. Januar 2013

Zu Fuß auf den Haleakala

Ich sitze auf einem der roten Sofas im Wohnzimmer und lese meinen eigenen Roman. Mit einem Bleistift in der rechten Hand und einem Stapel unbeschriebener Blätter daneben. Mir fällt das Lesen schwer. Mit fällt das einhändige Schreiben schwer. Mir fällt der Weg zurück schwer.

Dienstag, 22. Januar 2013

Toshiki

Toshiki spielt Trompete und schreibt Haikus. Ich hörte ihn vor 8 Jahren in Ushiku. Damals war er vielleicht 8 Jahre alt. Also ist er heute doppelt so alt, doppelt so klug, doppelt so kreativ. Ein junger Mann, ein junger Künstler.
Er kam an einem Heiligabend in Tsukuba mit Down-Syndrom zur Welt.
Seine Mutter ist Jazzsängerin. Auf ihrer neuesten CD singt sie ein Lied nach einem Gedicht von ihm. Tobira - die Tür. Und Toshiki bläst aus voller Seele die Trompete.
Der 22. Januar gilt in Japan als der Tag des Jazz.
für Eiko zum Geburtstag

Montag, 21. Januar 2013

95. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Mahnwache gegen Atomkraft

Im Pazifik vor Fukushima wurde ein Fisch gefangen, der 2500-fach über dem gesetzlichen Grundwert strahlt:
http://www.n-tv.de/ticker/Fischfang-mit-enorm-hohem-Strahlenwert-article9972666.html

Sonntag, 20. Januar 2013

Probesonntag

Der Sonntag zur Probe. Oder die Probe am Sonntag. Wir proben den ganzen Tag für unser Dvorak-Konzert an Lichtmess. Und singen eine Motette, deren Noten ich zum ersten Mal in den Händen halte.
Eine Motette (für W. zu Hause) ist ein mehrstimmiger geistlicher Chorgesang, meist ohne Instrumentalbegleitung. Im Gegensatz zum Madrigal, einem mehrstimmigen Vokalwerk weltlichen Inhalts mit meist reichen Klangeffekten.

Samstag, 19. Januar 2013

Kunst gegen Atom

14:30-16:00 literarisch-musikalische Finissage der Fotoausstellung was wäre wenn ... von Alexander Neureuter. 
Neue Holländerei, Jungfernstieg 4, Meldorf
Eintritt frei, Spenden nehmen die Veranstalter gerne entgegen.

Ich lese aus meinem Japan-Manuskript den abschließenden Text über das japanische Glück. Das Buch liegt deutsch noch nicht vor, polnisch erschien es letzten Sommer graphisch fein gestaltet beim Warschauer Verlag errata unter dem Titel "Moja zima w Tsukubie" (Mein Winter in Tsukuba). Es kann - wie alle anderen Bücher von mir - heute Nachmittag in der Neuen Holländerei käuflich erworben werden ;-)

Zu den Fotos siehe Artikel in der DLZ vom 14.1.:
http://zeitungen.boyens-medien.de/tageszeitung/meldorfer-zeitung/zeitung/artikel/bilder-einer-toten-stadt.html

Die Ausstellung wandert von Meldorf weiter nach 
  • Kiel 28.1.-10.2. Atelierhaus im Anscharpark, 11.-15.2. Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule 
  • Berlin 31.1.-14.2. TU Hauptgebäude 
  • Lüneburg 16.2.-2.3. Wasserturm
  • Flensburg 24.2.-17.3. St. Nikolai Kirche 
  • Elmshorn 25.2.-15.3. Rathaus 
Weitere Orte i.V., siehe www.ausgestrahlt.de

Freitag, 18. Januar 2013

Schnee

Es schneite die ganze Nacht und ich bin damit beschäftigt, den Zugang zum Haus freizuschaufeln.

Donnerstag, 17. Januar 2013

Die Ulpiano

Die nordfriesischen Außensände - wir wissen es bereits - sind aktiv, dynamisch und wandern kontinuierlich nach Osten. Süderoogsand hat gleich drei Wracks auf seiner Westseite freigelegt: die spanische Dreimastbark Ulpiano, die an Heiligabend 1870 auf ihrer Jungfernfahrt bei schwerem Eis vor Nordfriesland strandete. Ein hölzernes Wrack aus der Zeit um 1700. Sowie Überreste eines etwa einhundert Jahre alten Stahlschiffes.
Die zwölf spanischen Matrosen der "Ulpiano" hatten übrigens Glück: sie konnten sich auf die Rettungsbake auf Süderoogsand flüchten. Von dort retteten sie einige Tage später die Bewohner von Süderoog. Zehn Wochen verbrachten die Spanier auf der Hallig. Das reich verzierte Heckschild der "Ulpiano" erinnert bis heute an diese spektakuläre Strandung. Der Kapitän soll begeistert gewesen sein von den Friesen: "Sie haben uns nicht wie Schiffbrüchige behandelt, sondern wie Söhne."
Hier wunderbare Bilder von dem Wrack, das so wahrscheinlich nicht mehr lange zu sehen sein wird. Die Winterstürme werden es zerschlagen, oder der Sand wieder verschlingen.
http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/wrack133.html

Mittwoch, 16. Januar 2013

Meine Kopflosigkeit

Ich muss einkaufen. Gerstengraupen für das neueste Rezept aus der Biokiste. Vergesse die Schreibtischbrille abzulegen und die Außenweltbrille aufzusetzen. Das passiert mir in meiner Kopflosigkeit ab und zu. Die Optikerin hatte mich gewarnt: mit der Arbeitsbrille dürfte ich auf keinen Fall auf die Straße. Sie meinte: ins Auto. Da wir kein Auto besitzen, ignoriert mein Hirn konsequent diesen erhobenen Zeigefinger. Draußen umgarnt mich der Frost. Ein eiskalter Himmel. Eine schneidende Sonne. So viel Licht war schon lange nicht mehr. Ich steige auf mein Fahrrad. Graupen kaufen für ein raffiniertes Risotto. Als ich unter der Bahnlinie durch bin, am Kreisverkehr vorbei, fahre ich weiter. Einfach weiter. Die Vernunft meldet sich ein letztes Mal. Es ist bitterkalt. Ich habe nichts dabei. Kein Handy, kein Wasser, kein Brot. Kein einziges Auto überholt mich mehr, nachdem ich hinter Mannheim die Miele überquert habe. Am Alten Meldorfer Hafen vorbei. Durch die starre Landschaft. Jeder einzelne Grashalm sticht scharf und blendend weiß in die Luft. Nicht zu reden von den Sanddornsträuchern. Dem Wermut. Dem Schilf im Speicherkoog. Den Rotorblättern am Horizont. Nichts bewegt sich mehr. Nur ich. Vorwärts. Immer westwärts. Auch der grüne Deich ist weiß. Schneeweiß. Eisweiß. Alle Farbe ist aus der gefrorenen Welt verschwunden. Nur das Licht der Sonne spiegelt sich tausendfach in den Eiskristallen. Die Nordsee hat sich kilometerweit von der Küste zurückgezogen. Es muss gerade niedrigstes Niedrigwasser sein. Ich darf nicht stehen bleiben. Solange ich trete, erfriere ich nicht. Mit zwei Stunden Verspätung stehe ich vor dem Regal mit den laktosefreien Perlgraupen und reibe mir verwundert die Augen. Ich trage immer noch die Innenweltbrille.

Dienstag, 15. Januar 2013

Unsere Ahornbäume

Unsere Ahornbäume gehören der Stadt und haben zu Weihnachten unten am Stamm kreisrunde weiße Farbmarkierungen bekommen. Sie werden demnächst gefällt. Sie sollen nicht mehr "standsicher" sein, sagt die zuständige Dame vom zuständigen Amt am Telefon. Die Wurzeln seien bereits gekappt worden. Keine Ahnung, wie. Ohne dass wir davon etwas mitbekommen haben. Der Nachbar klärt mich auf: das sei schon vor über zehn Jahren geschehen! Und die Stimme am Telefon erzählt weiter: Als man die Bäume pflanzte, habe niemand daran gedacht, dass sie einmal so groß werden könnten. Groß sind sie, das ist richtig. Aber Bäume haben nun einmal kein anderes Ziel im Leben, als möglichst hoch hinauf zu kommen. Sich am Himmel zu vergreifen. Im Gegensatz zu jeder irdischen Stadtverwaltung.
Also hier ein letztes Mal: drei Ahornbäume, kahl und trotzig, mächtig, großartig, selbstbewusst. Auch im Winter. Mit kerzengeradem Rücken. Und weißen Malen an den Fesseln. In ihren schattigen Kronen träumten tagsüber im Sommer gerne unsere Waldohreulen.

Montag, 14. Januar 2013

Sonntag, 13. Januar 2013

The Power of Musick

Rapper "Greis" (ein ganz junger Mann) und der Komponist Stephan Hodel bringen zusammen eine neue Komposition auf die Bühne. The Power of Musick. Nach Purcell und Händel - zu Ehren der heiligen Cäcilia, der Patronin der Musik. Eine halbe Stunde lang. Zwei Mal aufgeführt. Am Freitag im KKL Luzern (ausverkauft) und am Samstag im Kunst- und Kongresshaus in Aarau (dito). Mit dem Orchester Camerata Musica, dem Händel-Chor (und meiner Schuhfrau!) und Solisten. Unter Leitung von Pirmin Lang.
Baroque meets rap. Und nicht umgekehrt. Ein Rapper, der sich in die klassische Form einfügt. Ein Rapper, der nicht Notenlesen kann und keine Ahnung von einem 4/5-Takt hat(te). Auch ein Lehrstück über verschiedene Sprachen und deren Funktionen.
http://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/barockmusik-trifft-auf-rap

in schweizerdeutsch:
1: http://www.youtube.com/watch?v=dlDI90mvp8U&feature=relmfu
2: http://www.youtube.com/watch?v=9_1ylAbH1Cc&feature=relmfu
3: http://www.youtube.com/watch?v=WFl4uM8XTNk&feature=plcp

in englisch:
1: http://www.youtube.com/watch?v=oAa_aDaeddM
2: http://www.youtube.com/watch?v=ufFlPBS9tKY&feature=youtube_gda
3: http://www.youtube.com/watch?v=FKb1hx-4mv0&feature=plcp

Samstag, 12. Januar 2013

Der Sprengsatz

Es gibt andere berühmte Fingernägelkauer und Fingernägelkauerinnen. Und es gibt Menschen, die sich darüber auch schon Gedanken gemacht haben. Dank an W. für den link:
http://www.sprengsatz.de/?p=2986

Freitag, 11. Januar 2013

Die Farbe des Tannenbaums

Gestern steckte eine limettengrüner Umschlag im Briefkasten. Darin eine limettengrüne Weihnachtskarte. Darauf ein Kleber der Deutschen Post "Sdg  nachadressiert wg. unkorrekter Anschrift" ohne Punkt am Ende des Satzes. Auf der nächsten Zeile "Bitte Abs. verständigen!" Mit Ausrufezeichen.
Das habe ich getan. Abgestempelt wurden die drei Helvetia-Marken auf dem Umschlag am 7.12. in Willisau. Die Deutsche Post brauchte mehr als einen Monat, um meine Anschrift zu ermitteln, obwohl der Ort korrekt angegeben war. Und darunter sogar noch deutlich lesbar "Schleswig-Holstein". In die Postleitzahl aber hatte sich eine einzige falsche Zahl eingeschlichen. Statt 25704 stand da 27505. Zwischen 25704 (Meldorf) und 27505 (Marne) liegen Luftlinie genau 15,644 Kilometer. Wir bekommen jeden Montag aus Marne unser Biogemüse. Die Wege der Deutschen Post sind offenbar weder direkt noch einfach.
Kürzlich sagte mir N. in Basel, sie habe mir im Oktober eine Postkarte aus Sofia geschickt. Nachdem nun der limettengrüne Weihnachtsbaum angekommen ist, schöpfe ich wieder Hoffnung, dass mich eines Tages auch der Gruß aus Sofia erreicht.

Donnerstag, 10. Januar 2013

Die Decke des Nikolaus

Die Decke des Nikolaus ist eine Decke, die einem Menschen namens Nikolaus gehört. Oder die sich der als Nikolaus verkleidete Mensch eventuell überwirft. Denn es ist Dezember und kann gerade nächtens schon empfindlich kalt werden in den nördlichen Gefilden.
Die Nikolausdecke aber gehört in die Kategorie meiner Lieblingswörter. Wie Straßenbahnhaltestelle oder Dauerbrenner. Die Nikolausdecke ist ein Kompositum. Ein zusammengesetztes Substantiv, das, wie der Duden behauptet, "den Reiz der deutschen Sprache" ausmacht. Denn mit zusammengesetzten Substantiven lassen sich "komplizierte Zusammenhänge rasch und bequem in einem Wort zusammenfassen".
Die Nikolausdecke ist ein Straßenbelag,. Es ist die Asphaltdecke, die auf der Bundesstraße 431 zwischen Nindorf und Meldorf noch jetzt, im Januar, fehlt. Die Nikolausdecke ist der Fahrbahnbelag, der gegen Jahresende (zur "Nikolauszeit") aufgebracht wird, wenn noch Geld in den Kassen der Gemeinden übrig ist, das nicht  verfallen soll.

Mittwoch, 9. Januar 2013

Die Fingernägel der Kanzlerin

Unsere Kanzlerin kaut Fingernägel. Warum hat sich darüber eigentlich noch niemand den Mund zerrissen oder wenigstens Gedanken gemacht?
Ich frage mich, was das bedeutet, wenn ein Mensch, egal ob Mann oder Frau, in ihrer Position so etwas tut. Und ich frage mich, wann sie es eigentlich tut. Fotos von ihren Händen kennt man zur Genüge (eines zur Ansicht s.u., gemacht wohl anl. des diesjährigen Dreikönigssingens - das Bild gefällt mir besonders gut, zeigt es doch verblüffend deutlich den Unterschied von Kinderfingernägeln zu Kanzlerinfingernägeln). Aber ein Foto von der an ihren Fingernägeln nagenden Kanzlerin ist mir noch nicht untergekommen. Irgendwann muss sie es doch tun, und zwar immer wieder, kontinuierlich, fleißig, gründlich.
http://wiadomosci.gazeta.pl/wiadomosci/5,114944,13146399,Angela_Merkel_kontra_Krolowie__wiecej_niz_Trzej_.html?i=2

Dienstag, 8. Januar 2013

Die Außensände

Es gibt drei nordfriesische Außensände. Süderoogsand. Norderoogsand. Japsand. Auch Hochsände genannt. Weil sie aus dem Meer wachsen. Oder Außensände, weil sie außen liegen, den Halligen im Westen zum offenen Meer hin vorgelagert sind. Es gibt sie schon seit Jahrhunderten und sie schützen die Halligen und das Watt, letztlich auch das Festland vor der gefräßigen Nordsee.
Über das weitere Schicksal der neuen Düne auf Norderoogsand fachsimpeln nun die Fachsimpler. Angesichts des "dynamischen Systems" der Nordseeküste wagt keiner eine Prognose. Die nächste große Sturmflut kann das vier Meter hohe Sandgebirge mit einer Welle verschlingen.
Allerdings verschwindet das Material nicht, es landet immer wieder irgendwo an, sagen die Ozeanografen. Nur selten legt das Meer seine Transportwege offen. Auf Sylt versuchte man einst vergeblich, die Sandverluste mit eingefärbtem Sand zu verfolgen. Dass Dänemark oder Amrum vom Sylter Sand profitieren, sei "nicht mehr als eine nette Geschichte", sagt der Chef der Wattenmeerstation beim Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in List auf Sylt.
Anderswo in der Welt dämmen große Flüsse mit ihrem Geschiebe die Erosion des Meeres ein. Der Indus zum Beispiel spülte in seiner Geschichte schon so viel Sedimente aus dem Himalaja heraus, dass vor dem Flussdelta eine Insel-Perlenkette entstanden ist, nicht unähnlich der nordfriesischen Insel- und Halligenlandschaft.

Montag, 7. Januar 2013

93. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt, Meldorf
Mahnwache gegen Atomkraft

In der Schweiz reichten Greenpeace und der Trinationale Atomschutzbund Strafanzeige gegen die Betreiber der Atomkraftwerke Gösgen und Leibstadt ein. Vorwurf: Bilanzfälschung. Diese sei aber bloß die Spitze des Eisberges.
http://www.nzz.ch/aktuell/schweiz/strafanzeige-gegen-akw-goesgen-und-leibstadt-eingereicht-1.17921001
http://www.20min.ch/schweiz/dossier/atomenergie/story/Strafanzeige-gegen-Goesgen-und-Leibstadt-17206524

Sonntag, 6. Januar 2013

Samstag, 5. Januar 2013

Freitag, 4. Januar 2013

Die Zersiedlungstreiber

In der Schweiz, lese ich, wird laut mehreren Umweltorganisationen heute pro Sekunde ein Quadratmeter Boden überbaut. Pro Jahr sind das etwa 31 Quadratkilometer. In 23 von 26 Kantonen wächst die Siedlungsfläche schneller als die Bevölkerung.
Die Fachkreise sind sich einig: "Treiber der Zersiedlung sind das Bevölkerungswachstum" sowie "der wachsende Flächenverbrauch als Resultat steigenden Wohlstands".
Quo vadis, Helvetia? Raumplanerisch?
Aber vor allem: sprachlich?

Mittwoch, 2. Januar 2013

Bewurzelungen

In einem Vierteljahrhundert Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer habe es das nicht gegeben, jubeln die Naturschützer. Wie eine "Vulkaninsel" sei die Nordspitze des Norderoogsandes in wenigen Jahren aus dem Meer aufgetaucht.
Die Außensände wachsen nicht nur in die Breite und Länge oder sichelförmig, je nach Wind. Sie wachsen auch in die Höhe. Trotz Meeresspiegelanstieg. Bei uns ca. 3,5 Millimeter pro Jahr. Sände wachsen mit. Das Meer spült Sand auf. Der Wind bläst ihn auf bereits bestehende Flächen. Dünen bilden sich, sobald sich auf dem Sand Pflanzen ansiedeln. Bei beständigem Wind aus einer vorherrschenden Richtung kann sich Sand etwa hinter einem Stück Treibholz aufwehen. Ein Wurzelstückchen Dünenquecke genügt, um den Sand zu verfestigen. Bewurzelungen verhindern, dass der Sand flieht. Die Düne entsteht.

Dienstag, 1. Januar 2013

Primärdünenfelder

Die erste flächendeckende Dünen- und Salzwiesenkartierung an Schleswig-Holsteins Wattenmeerküste wurde im Sommer durchgeführt. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.
Auf dem Süderoogsand und im Süden des Norderoogsandes gibt es ausgeprägte, windgeformte, noch vegetationsfreie Sicheldünen sowie einige schütter bewachsene Primärdünen. Auf dem Japsand hat sich ein größeres, locker bewachsenes Primärdünenfeld ausgebildet. Im Norden des Norderoogsandes ist eine 14 Hektar große, zusammenhängende Fläche mit Primärdünen entstanden, manche Dünen sind über 4 Meter hoch, einzelne bereits mit Strandhafer und Strandroggen bewachsen, es haben sich Weißdünen gebildet, in den Dünentälern bilden sich Salzwiesen, auf denen Queller, Dreizack, Wermut und Keilmelde wachsen. Im gesamtem Dünenbereich wurden 49 Pflanzenarten gefunden, vor fünf Jahren waren es nur gerade fünf.
Alle Außensände verlagern sich ostwärts. Japsand wird bald Hooge einen Sandstrand bescheren. Norderoogsand trennen von Norderoog noch eineinhalb Kilometer.
Durch die bewachsenen Dünen entsteht neuer Lebensraum für Küstenvögel. Vor zehn Jahren, als der Sand noch fast frei von Dünen war, brüteten dort nur einzelne Silbermöwen und Austernfischer. Im Frühjahr 2012 wurden 149 Paare Silbermöwen, 74 Heringsmöwen, je 4 Austernfischer und Graugänse, je 2 Mantelmöwen, Eiderenten und Sandregenpfeifer sowie ein Wanderfalken-Paar gezählt.