kaum zu glauben: tropfnasse Raichles |
Montag, 9. Juli 2012
Meile 22
In Kircaldy (Meile 18) regnet es. Wir schlagen uns, full scottish breakfast im Magen, durch die hässliche Hafengegend (im Regen erscheint nichts schöner als es ist) zum Ravenscraigh Park durch, laufen völlig durchnässt den schönen alten Befestigungsmauern entlang und erreichen pünktlich zur Regenpause das Harbourmaster House im Hafen von Dysart, "Fife's first Coastal Centre", zur "promotion of Fife's countryside" - wie der Prospekt sagt. Wir schauen uns einen Film an über unseren Wanderweg, Fife Coastal Path, und wundern uns über die sonnigen Beach-Szenen mit fröhlichen Kindern und gar keinen Wanderern. Nach Kaffee und Tee brechen wir wieder auf. Der Weg führt uns der Straße Pan Ha' entlang (holländische Häuser) zur ehemaligen Kohlemine Frances, dann auf Treppen abwärts zum Strand, weiter durch einen verwunschenen Märchenwald. Moorig. Unausweichlich. Wir waten durch eine wadentiefe Stelle. Der Edekatüten-Test gelingt nicht. Sie hat entweder ein Loch oder das Moor ist stärker. Meine Raichles laufen zum zweiten Mal voll. Zum zweiten Mal verfluche ich diese Schwammschuhe. Auch W's Lederschuhe sind vollgelaufen, er nimmt es gelassen. In West Wemyss erklärt uns eine Amerikanerin, wie man solche Stellen heil übersteht: mit den Schuhen in den Händen! Ich bitte im Café um eine alte Zeitung und stopfe sie in meine Schuhe. W. ist derweil auf der Herrentoilette am elektrischen Handtrockner zugange, die es zu unserem Glück in diesem Land überall gibt, da man so angeblich natural resources schont. Ich kann zusehen, wie meine Schwämme die Feuchtigkeit nach innen abgeben. Nach 5 Minuten sind die Zeitungen durchnässt. Also bringt es auch gar nichts, wenn ich für den weiteren Weg trockene Strümpfe anziehe. Was ich dennoch tue. Der Steilküste entlang, an der Ruine des Macduff Castle vorbei gelangen wir auf die stillgelegte Eisenbahntrasse. Sehen viele niedliche Häschen. Es hat aufgehört zu regnen. Von Meile 25 bis 28 ein unendlich langer, aber trockener, pfützenfreier Weg durch Backhaven, Methil, über die Brücke, über den River Leven in die Stadt Leven zum Lomond Guest House. Eine etwas schulmeisterliche Dame empfängt uns und befiehlt als erstes, die Schuhe auszuziehen. Das Haus ist durch und durch ausgelegt mir weichem rosarotem Teppich. Aber die resolute Hausdame ist als einzige auf unserer ganzen Reise auf nasse Schuhe vorbereitet, sie sammelt alte Zeitungen! Ich renne die ganze Nacht alle halbe Stunde die rosa Treppe hinunter und stopfe meine verdammten Schuhe mit alten Sun's und verblichenen News aus. Die Strümpfe trocknen wir im Morgengrauen mit dem Haarföhn.
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