Mittwoch, 16. Juni 2010

Zaunkönigleben

Seit zwei Tagen ist Max Göldi wieder zu Hause in der Schweiz. Er kehrte nach 23 Monaten aus Libyen zurück. Etwa 17 davon hatte er als "Geisel" in der Schweizer Botschaft in Tripolis verbracht, 2 an einem unbekannten, vor dem Zugriff der Helvetier "sicheren" Ort, fast 4 in einem libyschen Gefängnis.
Man konnte sich nicht oft genug die Augen reiben vor Verwunderung über das (Ver-)Handeln, das (Ver-)Schweigen, das (Ver-)Tun der Schweizer Regierung. Nun heißt es, die "vorzeitige" Entlassung Göldis aus der Haft - es handelte sich um wenige Tage - sei dem italienischen Ministerpräsidenten zu verdanken. Einem Freund des libyschen Staatschefs. Sowie einem großen Batzen Geld aus Bern.
Das hätte man ja so schon früher haben und das Leben eines unschuldigen Max schonen können. Er hat einen Moritz zum Bruder, lese ich und reibe mir wieder verwundert die Augen. Alles an dieser unseligen Sache scheint wie aus dem Bubenstreichbilderbuch abgeschrieben. Oder den Akten der letzten Hexenverfolgung in Europa entnommen.

Anna Göldi, die angeblich letzte Hexe Europas, wurde im August 2008, also 226 Jahre nach ihrem Tod durch den Henker in Glarus von der Glarner Regierung "rehabilitiert". Aus heutiger Sicht wird ihre Hinrichtung als "Justizmord" gewertet, das Urteil kam 1782 aufgrund eines damals schon "nicht rechtmäßigen Verfahrens" zustande.

Es bleibt geduldig abzuwarten, zu welcher Bewertung der causa Max Göldi die Schweizer Regierung in den nächsten 200 Jahren kommt.

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