Es ist wieder in Mode gekommen, anonyme Briefe zu verschicken, anonyme Drohungen auszusprechen, anonyme Beschimpfungen loszuwerden oder anonyme Geschenke zu verteilen. Ich habe heute einen anonymen Nussknacker bekommen! Er stand am hellen Mittag vor der Haustür. Sorgfältig mehrfach + wetterfest (in einer mehrfach verwendbaren wiederverschließbaren Tiefkühlplastiktüte, grrrr) verpackt. Ohne Absender. Ohne Adresse. Nur mit computergestützter Anleitung des Überbringers/der Überbringerin, wie das Paket zu öffnen sei und einer zweiten computergestützten Anleitung des Herstellers, wie sein Produkt zu benützen sei. Offenbar lag der verursachenden Person viel daran, dass ich sie nicht an ihrer Handschrift erkenne. Aus dieser Vermutung wiederum folgere ich messerscharf, dass ich ihre Handschrift kenne! Diese Tatsache engt den Kreis der Verdächtigen drastisch ein. Es muss eine Person sein, die 1. meine Bücher liest, die 2. - bei welcher Gelegenheit auch immer - mir schon einmal etwas Handschriftliches überreicht hat, die 3. weiß, wo ich wohne und die 4. last but not least heute genau die Regenpause abgepasst hat, in der ich nicht unter dem Maronenbaum zu Gange war.
Der Teufel aber liegt bekanntlich im Detail. Die sorgfältig zurechtgebogene Klammer, mit der der Zettel mit der computergestützten Anleitung zum Öffnen des Pakets am kunstvoll verschlungenen roten Geschenkband (also ist es ein Geschenk?) befestigt war, ist nicht jedermans Sache! Befänden wir uns im Reich der literarischen Kriminalistik, würden nun genau daran DNA-Spuren kleben und käme die Sache endlich ins Rollen.
Wir befinden uns aber im Reich der fallenden Blätter. In unserer wahren Welt (Warenwelt) gibt es Schlimmeres, als einen am 2. Oktober anonym zu-gestellten (zu der Haustür) Nussknacker aus Edelstahl mit einem geringen Anteil an Gummi. Bedanken werde ich mich dafür nicht.
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