Der Schweizer Komponist Klaus Huber, der als 15-Jähriger dank seinen Komponistenvaters die Uraufführung von Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug mit Béla Bartók am einen, seiner Frau Ditta Pásztory am anderen Klavier, leibhaftig miterlebt hatte, wird heute 90 Jahre alt.
Polykulturelle Musik schreibt er, der versierte Geiger, sagt man. Komponieren sei für ihn, sagt er selber, "ein Akt der Befreiung, immer auf die Zukunft gerichtet". Er musste sich aus einer "störungsanfälligen Konstellation" zu seinem Schul- und Kirchenmusikervater befreien. Die Wörter sind wundersam. "Zwergenmenuett" heißt ein uveröffentlichtes Jugendwerk. Alle großen Künstler haben unveröffentlichte Werke. Er hänge "schief in der Zeit" bezeugen ihm die Manager des Avantgarde-Betriebs. Er begibt sich in die innere Emigration, inszeniert verbraucht geltende Intervalle, monumentale Oktaven, Terzenstudien. Später fügt er Dritteltöne und Vierteltöne ein, entdeckt konstruktive und expressive Möglichkeiten. Im Alter erforscht er die arabische Musik, verleibt sie sich ein.
Heute sagt die Fachwelt, sein Kammerkonzert aus dem Jahr 2002 "Die Seele muss vom Reittier steigen" könnte als sein Vermächtnis gelten. Eine Metapher für die Komplexität polykulturellen Zusammenlebens, jenseitS von Exotismus und Effekt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen