In allen Geschichten, die sie seit drei, vier, fünf Jahren erzählte, war Erika unschlagbar. Zuerst ging es "nur" um die Küche. Um die ihr vertraute Welt. Kartoffelnschälen. Kochkünste. Kuchenrezepte. Dann um die Pflege. Ihr angelerntes Wissen. Sie hatte schließlich eine Ausbildung zur Altenpflegerin gemacht. Ihre Emanzipation. Als die Söhne selbständig waren, der Ältere Handwerker, der Jüngere auf dem Gymnasium. In ihren Geschichten erweiterte sie das Wissen und die eigene Erfahrung. Die Medizin kam dazu. Sie lebte eine Zeitlang ohne Herz, weil ihr eigenes gerade geparkt war. Sozusagen in der Aufladestation. Der Wald kam dazu. Begegnungen mit dem Wolf. Dem Löwen. Sie wusste sich immer zu helfen und zu retten.
Bis heute früh. Erika, meine so erzählfreudige Schwiegermutter wachte nicht mehr auf. Meinen Schwager, ihren Erstgeborenen hatte sie gestern abend stumm verabschiedet. Mit einer leichten Handbewegung. Ihren Zweitgeborenen vor ein paar Tagen mit nochmals einer Geschichte voller Wunder.
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