Dienstag, 26. August 2014

Aisthanomenon

Gestern abend war ich in Heide zum Konzert. Ganz Dithmarschen versammelte sich in Meldorf zum Konzert. Zum letzten Sommerkonzert im Dom. Mit dem Bassbariton Klaus Mertens, dem Trompeter Joachim Pliquett und dem Organisten Arvid Gast. Bach, Händel, das Übliche. Sicherlich schön. Und umsonst. Ich hätte zwei Karten haben können.
Gegendämmerung
© Sigi Schoop
Aber ich eilte in die mickrige St. Jürgen Kirche nach Heide, zu Guillaume de Machaut und Gerald Eckert, zu "La Messe de Nostre Dame" von ungefähr 1360, gesungen vom ensembleVOCESberlin. Und zu zeitgenössischen Kompositionen für Violoncello, Tonband, Flöte und Stimme(n), ausgeführt vom Duo Reflexion K. Grandios die "Gegendämmerung" mit Beatrix Wagner (Flöte) und Katja Kanowski (Stimme). Geheimnisvoll das "Aisthanomenon" für Violoncello und Tonband von Gerald Eckert selbst aufgeführt. Ich zitiere aus dem Programmheft: "Aisthanomenon ist ein Begriff aus der Philosophie Platos und bedeutet in etwa die Projektion von Sein, die vom Menschen wahrgenommen werden kann." Großartig das Zusammenspiel, der Wechsel, die Synergie von alt und neu.
Und wie immer, wenn mich zeitgenössische Musik wie der Donner durchfährt. Balsam auf meine Seele! Wache ich am nächsten Morgen auf. Ernüchtert und verstimmt: Warum bringt die Literatur seit Jahrhunderten nichts Neues zustande?

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