Samstag, 11. Mai 2013
Ich trinke
Die Nicht-Ausbeute von drei Tagen Berlin: Ich trinke seit Jahren jeden Morgen eine Tasse, frisch aufgebrüht, zehn Minuten gezogen, gemischt Ginkgoblätter, Weißdornblüten und Buchweizenkraut. Die Ginkgoblätter hatte mir Maria K., meine polnische Maria aus damals Schöneberg, heute Marienfelde, einst empfohlen; Weißdorn und Buchweizen eine umsatzbewusste Verkäuferin. Die Mindestmenge von 100 Gramm pro Kraut, weniger verkauft kein Kräuterhaus der Welt, mischte ich jeweils zu Hause in einer großen Schüssel. Mischen darf angeblich kein Kräuterhaus der Welt seine Kräuter selbst. Diese 300 Gramm Kräuter reichten mir jeweils ungefähr ein Jahr lang. Seit wir am Wattenmeer sind, fehlt mir das Kräuterhaus. Ich komme nur noch über Umwege, manchmal nur dank des Nürnberger Wurzelsepps, an meine Kräuter. Eine Zeit lang war Ginkgo schwer zu bekommen, auch in Hamburg nicht. Angeblich gab es Dauerlieferengpässe. Mittlerweile ist Ginkgo verboten, hörte ich nun in meinem Lieblingskreuzberger Kräuterhaus. Angeblich wegen giftiger Ginkgolsäuren, die Allergien hervorrufen sowie das Erbgut und Nervenzellen schädigen. Klingt dramatisch. Ich glaube es trotzdem nicht. Die Deutschen Apotheker haben hier gute Arbeit geleistet. Angeboten werden mir Kapseln, die mindestens das Zwanzigfache kosten. Aber ich will am Morgen Tee trinken, nicht Tabletten schlucken.
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