Neuer Monat, neue Wörter. Kürzlich las ich ein Interview mit Herrn Wellershoff, dem Ex-UBS-Chefökonom. Mich zog nicht der Titel des Mannes an, sondern der Titel des Interviews: "Mit tieferem Wachstum leben."
Seither zermartere ich mir das Hirn, was Tieferes Wachstum bedeuten soll. In Deutschland redet man gerade unablässig von einem "Wachstumsbeschleunigungsgesetz". Je mehr darüber geredet wird, desto weniger kann ich nachvollziehen, wie Wachstum per Gesetz beschleunigt werden soll. Ich dachte immer, Wachstum strebe von Natur aus nach Höherem. Aber warum rät Herr Wellershoff, mit tieferem Wachstum zu leben? Ist er plötzlich ein Rebell? Antizyklisch eingestellt?
Außerdem sagt Herr Wellershoff, die Schweiz müsse "aufpassen, dass sie das hochprofitable Vermögensverwaltungsgeschäft nicht zu Tode reguliert." Angesichts des neuesten Datendeals eine dreiste Wortwahl. "Hochprofitables Vermögensverwaltungsgeschäft" nennt man also unter Insidern das, was für Juristen vielleicht unter den Begriff der Begünstigung (im Fall von Steuerhinterziehung), der Mittäterschaft (Haitis Staatspräsident soll auch ein Konto bei der UBS haben - und wer hatte und hat ein solches nicht von all den Helden und Schurken und Diktatoren unserer Welt?) oder der Hehlerei (no comment, lange Tradition) fällt.
Antizyklisch, Herr Wellershoff, Antitypisch. Sie sind ein Auslaufmodell. Die Schweiz reguliert nicht ihr hochprofitables Vermögensverwaltungsgeschäft zu Tode, sondern verliert gerade ihr Gesicht.
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