Vorgestern kamen sie bei strömendem Regen und störten meine Nachmittagsruhe. Mit entsetzlichem Getöse. Kreissäge! Motorsäge! Mit blinkenden Warnlichtern, ihren leuchtenden Sicherheitsjacken und Regenhüten. Das ganze Straßendreieck war abgesperrt, Eckernförder, Flensburger und Schleswiger. Bis ich am Fenster war, lag bereits die zweite Birke auf dem Boden und wurde gerade in handliche Stücke zersägt. Die Männer warfen sich die Kaminholzstücke einzeln zu und stapelten sie auf ein Wägelchen der Stadt. Die dünnen Äste steckten sie in den Schredder eines andern Wägelchens. Der Mann mit der Motorsäge war der Boss und verschwand nach getaner Arbeit im Innern des größten Autos. Die anderen Männer standen noch lange im Regen herum, grell wie Warnfeuer, und warteten. Nur die Scheibenwischer an den Windschutzscheiben bewegten sich noch in meiner Welt.
In der Nacht auf gestern hatte es heftig geschneit und die Birkenfäller wagten sich nicht aus ihren Hütten. Wir schaufelten am Morgen zum ersten Mal Schnee. Hielten einen Gehweg rund um unsere Häuser eis- und schneefrei. Am Nachtmittag fuhr ich mit dem Fahrrad zum Meer. Kinder schlittelten auf der Rückseite der Deiche. Ein scharfer Nordwind hatte den Himmel blank gefegt. Auf der Vorderseite grasten ungerührt die Schafe. Ich konnte keine Spuren von Birkenfällern entdecken, als ich bei Einbruch der Dämmerung zurückkam und kontrollierte, ob der Weg um unsere Häuser rutschfest ist.
Heute früh nahmen sie ihre Positionen ein, als es noch dunkel war. Und warteten. Auf den Boss mit der Säge und dem Südwester auf dem Kopf. Kurz nach acht lag bereits die nächste Birke am Boden und bevor die Lesung von Bariccios „Oceano Mare“ im Radio begann, war alles, die Männer, der Lärm, die Signalfarben bis auf ein einziges Handwägelchen wieder aus meiner Welt verschwunden. Ich fürchte, nur zum luftholen und frühstücken.
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