Dienstag, 8. September 2020

Igeltreue

Nein, erhebend war die gestrige Chorprobe nicht. Da lob ich mir das täglichfrohe Einsingenumneunlive vor dem Bildschirm allein zu Hause, mit der Möglichkeit, das Fenster zu öffnen oder zu schließen, die Heizung auf- oder abzudrehen, mit einigen Hundert virtuellen Mitsängerinnen und Mitsängern. 

 

Nein, die Stimmung gestern abend war nicht locker, wir sangen zwar ganz nett, bewegten uns aber linkisch wie Marionetten. Es gab eine Art Anwesenheitsappell, wir mussten uns nicht mit Namen, sondern mit einer Nummer, die uns beim Betreten des Raums zugeteilt wurde, auf unseren Sitzplätzen melden. Vielleicht eine Vorschrift (sprich Schikane) des KGR oder des Gesundheitsamtes oder von Herrn Spahn persönlich. Ich war die Nummer Eins und fühlte mich trotzdem krank, als ich nach Hause kam. Eine Stunde im Durchzug sitzen, ist wahrscheinlich auch singend schädlicher für unsere Gesundheit als einmal Hände nicht desinfizieren. Durchgefroren bis auf die Knochen hatte ich nur einen Wunsch: unter die Decke. Für Sauna war ich zu erschöpft. Vor der Flucht ins Bett musste ich aber den Igel versorgen. Er wartete tatsächlich an der Hausecke und guckte mich vorwurfsvoll an. Ja, beruhigte ich ihn, du bekommst dein Abendbrot, angereichtert mit den letzten Vitamintropfen von Herrn R.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen