Sonntag, 14. Oktober 2018
Notruf
Das Wasser ist so warm, dass ich beschließe bis zur Boje rauszuschwimmen. Aus der Ferne sind Martinshörner zu hören. Sie schwellen an. Kommen näher. Über den Deich schwärmen plötzlich Feuerwehrmänner. Sie winken mich und den Pastor aus dem Wasser. Wir sollen rauskommen, rufen sie. Ja, ich bin dabei, antworte ich. So schnell geht das nicht. Dann rasen mehrere Einsatzwagen über die Straße am Wasser, die normalerweise nur Fußgängern, Hunden und Fahrrädern gehört. Notarztwagen. Schweres Feuerwehrgerät. Feuerwehrboote brausen durch die Fahrrinne. Ein Kitesurfer sei in Not geraten. Aber die Hundertschaften zu Land und zu Wasser können nichts ausrichten. Einer entschuldigt sich bei mir, dass er mein Badevergnügen vorzeitig beendet habe, als ich nackt aus dem Wasser steige. Sie müssten freie Sicht haben. Ich verstehe. Freie Bahn. Obwohl ich sehe, dass sie nichts ausrichten. Und alle, die freiwillig aus dem Wasser steigen, sind quicklebendig. Gesund. Mit prickelnder Haut, geröteter Brust. Ich habe meine Tagesnorm übererfüllt. Sie ziehen ab nach Nordermeldorf. Ich nach Meldorf.
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