Mittwoch, 25. Juli 2018

Die erste Maus

Ich dachte, ich müsste den Kater füttern, eh er auf seine nächtliche Streife geht. Ich müsste ihn stärken für das Katzendating. Ich bürstete ihn von allen Seiten am Nachmittag. Trotz unerträglicher Hitze. Damit er, der Neue, in der Nacht eine gute Figur abgibt. Lächerliche Menschengedanken, wird sich der räkelnde Kater gedacht haben, der meine Gedanken natürlich längst lesen kann!
Am Abend setze ich ihm einen Geflügelcocktail vor, Ente und Truthahn, den er restlos und ohne sich zu bedanken, wegputzt, ehe er, ohne sich noch einmal umzusehen, das Haus verlässt. Ich hinter ihm her, nicht zur Kontrolle, sondern zur Gießkanne. Zum Gartenschlauch. Zur Arbeit.
Unverhofft treffen wir eine halbe Stunde später an der Ostseite wieder aufeinander, laufen uns fast in die Arme, resp eher in die Beine. Ich stolpere über ihn, den Schwarzen, in der Dämmerung. Und staune: Mein Untermieter, Herr Rasputin geht nicht etwa fremd! Wildert nicht in fremden Gärten! Ist überhaupt nicht auf der Suche nach seiner Herzensdame. Oh nein, er bewacht mein Haus! Sein Revier! Macht Jagd auf Wühlmäuse und anderes Getier! Ich will sehen, was er in der Schnauze hat, aber er zeigt es mir nicht, verzieht sich unter den Rhododendron und macht sich, ich sehe es doch, genüsslich über seine Beute her. Ich ziehe mich zurück zu meinem Gartenschlauch. Wozu hab ich zehn Kilo vom besten Bio-Trockenfutter bestellt?

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