Der Tag sei bereits eine Stunde länger als zu Weihnachten, höre ich in der Morgenandacht im Radio. Für uns am Wattenmeer trifft das nicht zu, ich habe es überprüft. Am 25.12. lagen zwischen SA und SU in Meldorf genau 7,38 Stunden. Heute sind es 8,98. Die Differenz beträgt 1,6 - also mehr als anderthalb Stunden! Gefühlsmäßig stimmt das auch: seit ein paar Tagen geht die Sonne, wenn man sie überhaupt zu Gesicht bekommt, erst nach 17 Uhr unter. Und in ein paar Tagen, genauer gesagt ab nächstem Mittwoch, wird sie wieder vor 8 Uhr aufgehen. Und dann haben wir wieder deutlich über 9 Stunden Tageslicht.
Die Kirche sieht die Welt anders als die Wissenschaft oder der Markt. Heute ist Mariä Lichtmess - und früher endete in katholischen Ländern an diesem Tag die Weihnachtszeit. Das ist heutzutage nicht mehr zu machen, weil ja direkt nach den Silvesterraketen die Ostereier in die Supermärkte kommen. Wie sollen die geplagten Mütter ihren Kindern beim Einkaufen also erklären, dass immer noch Weihnachten ist, auch ohne Geschenke?
Wir gingen früher, als ich noch Kind war, am 2. Februar abends zur Messe, egal auf welchen Wochentag er fiel. Wir ließen uns, nicht ganz freiwillig natürlich, vom Priester zwei geweihte und brennend Kerzen über Kreuz an den Hals halten. Die - sowie das entsprechende Gebet dazu - würden, erklärten unsere Mütter, uns vor Halsweh, Schnupfen und Husten bewahren. Niemand hatte damals einen Grund, solche und andere Rituale anzuzweifeln, geschweige denn sich ihnen zu widersetzen.
Menschen, die von "früher" berichten, sind alt geworden. Also auch ich.
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