Gestern Abend im Dithmarscher Landesmuseum: zwei kleine Schreibtische auf der Bühne, beide mit Tintenfässchen, Schreibfeder und Papier ausgestattet, das eine etwas femininer als das andere. Diese Tischchen und ihr Zubehör symbolisierten zwei mit Meldorf verbundene Briefschreibende des ausgehenden 18. Jahrhunderts: Luise Justine Mejer (1746-1786) und Heinrich Christian Boie (1744-1806). Sie kämpften zehn Jahre lang um ihre Liebe, schrieben sich 815 Briefe, lebten ein Jahr verheiratet in Meldorf zusammen bis Luise, immerhin schon vierzig Jahre alt, bei der Geburt des ersten Kindes mit diesem zusammen in ihrem Leibe starb. Lohnte es sich?
Für die Nachwelt sicherlich ja. Die Vorstellung der Neuausgabe der Briefe, als Lesung angekündigt unter dem Titel "Wenn es nicht Liebe war ...", war leider etwas Editorinnenlastig. Ich hätte gerne mehr von den in Liebe und Zweifel um Unabhängigkeit, Freiheit und Freundschaft Ringenden gehört und weniger von den Recherchierenden und Ordnenden. Herzzerreißend die Musikeinlagen! Opernduett. Nach einer Elegie von Klopstock, Selma und Selmar (1766). Vertont von Andreas Romberg. Klopstock schrieb die Ode, selbst untröstlich, nach dem Verlust
seiner ersten Frau Margareta (1758, bei einer Totgeburt!). Dieses Duett sollen Luise und Boie (sie nannte ihn in den Briefen ausschließlich mit dem Nachnamen) über alles gern gehört haben. Ja, auch die Geschichte der Tränen wiederholt sich.
Lohnte es sich? Diese 815 mit fountain pen ink auf kleine Zettel geschriebenen und nun in 4 dicken Bänden abgedruckten, kommentierten, sortierten Briefe heute zu kaufen?
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