Dienstag, 22. November 2011
Giardini
Eine verschüchterte Sonne zeigt sich über der Lagune. Wir wohnen in einer Nebengasse der Via Garibaldi, der Lieblingsstraße meines persönlichen Reiseführers. Nach zwei Schritten sind wir im Giardini. Und betrachten Ansammlungen von Zivilisationsmüll. Sortiert nach Ländern. ILLUMInazioni. Hirschhorn schmückt sich bei den Schweizern mit fremdem Leid. Grüne Plastikstühle, ausrangierte Mobiltelefone, Berge von Hochglanzzeitschriften mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum. Styropor, Bierdosen, Alufolie. Dazwischen unzensierte Fotos von Kriegstoten. Festgeklebt für die Ewigkeit mit extrastarkem braunem Paketklebeband. Da ist der deutsche Pavillon ehrlicher, denn er präsentiert einen wahrhaft Toten: Schlingensief. Sein Vermächtnis prangt schon an der Fassade. die ersten drei Buchstaben von Germania wurden mit schwarzer Farbe überschmiert: EGOmania. Und im Innern ein Andachtsraum, das Originalbühnenbild "Kirche der Angst vor dem Fremden in mir". Und so weiter. Vor dem amerikanischen Pavillon ein Panzer auf dem Kopf. Die Raupen dienen als Antrieb für ein Fitnessgerät. Alle paar Stunden läuft einer wie blöd auf dem Laufband auf dem Panzer auf dem Kopf und kam doch nicht vorwärts. Eigentlich sollte während der Öffnungszeiten der Biennale immer ein Mensch dort oben gegen den Sinn laufen, aber offenbar fand man zu wenig Freiwillige. Und so fort ...
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