In der Nacht fiel endlich Regen. Auf meinen frisch gemähten und vertikutierten Rasen. Ich stand lange in der Dunkelheit und konnte mich nicht sattriechen.
Dauergrünland ist eine bürokratische Welt für sich. Offenbar bezahlt die EU Prämien für Flächen, die "zum Anbau von Gras und anderen Grünfutterpflanzen genutzt werden und mindestens fünf Jahre lang nicht Bestandteil der Fruchtfolge waren." Früher war das einfach eine Weide.
Dauergrünland ist eine sprachliche Welt für sich. In Dithmarschen, lese ich, gibt es immer mehr Anträge auf "Dauergrünland-Umbruch". Das heißt, man will aus Weideland Ackerland machen. Weil das wirtschaftlich attraktiver und bürokratisch unkomplizierter ist, als Jahr für Jahr zu belegen, dass Prämien aus Brüssel fällig geworden sind. Aber es gibt eine Dauergrünland-Erhaltungsverordnung. Zum Schutz der Brutgebiete von Wiesenvögeln, Uferschnepfen, Kiebitze usw. In Schleswig-Holstein. Auf der Eiderstädter Halbinsel. In Dithmarschen. Wer Dauergrünland umbrechen (sprich: umpflügen) will, muss deshalb eine Ersatzfläche "in derselben naturräumlichen Haupteinheit (Marsch, Geest, Hügelland) zu Dauergrünland umwandeln." Diese Ersatzfläche darf auch weit entfernt von der umzubrechenden Wiese liegen. Sie kann sich sogar außerhalb Dithmarschens, zum Beispiel in Nordfriesland, befinden. Deswegen gibt es zuweilen so absonderliche Anzeigen in unserer Zeitung, in denen beispielsweise "Pflugrechte meistbietend" zum Verkauf angeboten werden.
Es gibt auch eine "zweite Dauergrünland-Welt". Bauern, die wollen, dass eine Fläche Ackerland bleibt, obwohl sie dort Grünfutter ernten oder dauerhaft Stiere oder Schafe weiden lassen, schlitzen angeblich regelmäßig Kleegras in die Grasnarbe ein.
Ich habe gestern den ganzen Nachmittag Moos und Klee aus meiner Grasnarbe herausgeschlitzt. Hinter dem Haus und vor dem Haus. Mit meinem vor Anstrengung heulenden elektrischen Vertikutierer.
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