Seit ich sie habe, denke ich - nicht ständig, sondern in individuellen Wellen, die meiner eigenen, inneren, personalisierten Tide folgt - darüber nach, was sie eigentlich mit mir macht: die doppelte Staatsangehörigkeit. Sie ist ein Unding und spaltet immer aufs Neue. Identität, Heimat, Gefühl, usw. Aber sie stiftet auch Freiheit. Mal geht mich die eine Seite nix an, dann wieder die andere. Und sie garantiert ein Höchstmaß an Unverbundenheit: ich gehöre nicht dazu.
Wer nun aber von meinen Schweizer Mitbürgerinnen und Mitbürgern triumphierend ausruft, Lukas Bärfuss habe in seiner Rede die Schweiz mit keinem Wort erwähnt und das Böse (eine nicht erfolgte Entnazifizierung, das kollektive Vergessen, die ungebrochene Kontinuität nationalsozialistischen Gedankenguts u.a.) nur jenseits der Grenzen angesiedelt, dem oder der sei empfohlen, nicht nur zwischen den Zeilen sondern auch zwischen den Wörtern und Wesen lesen oder hören zu lernen. Und zum Ausgangspunkt zurückzukehren: zum "Ich", das spricht und bekennt: "Ich hatte vergessen ...".
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