Samstag, 27. Januar 2018

Unna

Unna ist eine Stadt am östlichen Eingang des Ruhrgebiets.
Der Name der Stadt Unna kommt nicht aus dem Lateinischen - es wäre eine zu schöne Legende: ab unitate animorum - von der Einigkeit der Gemüther der Bürger unter einander. Nein, der Name geht auf einen klassischen Nachbarschaftsstreit zurück. Die Stadt Unna ist der nahe der Stadt Camen gebaut worden: Uns to nah!
Unna ist die Stadt des Lichts. Das Licht hat sie unter die Erde gelegt. Im Kellergewölbe der ehemaligen Lindenbrauerei ist das Zentrum für internationale Lichtkunst. Unna - bzw. die in Unna ansässige Sybil-Westendorp-Stiftung - leistet sich eine Stadtkomponistin, die während ihres Aufenthaltes eine Unna-Komposition schaffen soll. Hinter der Stiftung steht eine Künstlerin, die nie in Unna gelebt hat. Eine Komponistin, von der nie ein Werk aufgeführt wurde.
Letztes Jahr war die junge Chinesin Yiran Zhao Stadtkomponistin von Unna. Klang, sagt Zhao, ist das Zusammenspiel verschiedener Elemente. Und Komposition bedeutet nicht nur Klang, sondern ist die strukturelle Entwicklung von Licht, Bewegung, Haptik uws. Licht ist zwar geräuschlos, aber immer in Bewegung. So benützt sie in Ohne Stille 2 (2015) eine Trommel als Licht und Klangquelle, als atmosphärenbildendes Requisit. Wir erinnern uns an Tanizaki Jun'ichiro. Die Betrachtung des Mondes vom japanischen Scheißhaus aus.
Zhao erkundet alternative Klangerzeuger und lässt in Sch einen Schlagzeuger einen einzelnen Publikumskopf mit seinen Händen bespielen, er betastet Ohren und Haar, die Musik findet buchstäblich nur im Kopf des einzelnen Hörers statt. Nicht Lautsprecher sondern die eigene Schädelresonanz verstärkt die Klänge  und jeder Außenstehende ist buchstäblich außen vor! Damit ist das klassische Konzert als kollektiv erfahrbares Ereignis ad absurdum geführt. Und in Verwickelte Synästhesie dirigieren vier Dirigenten ins Leere. Die Stille. Erklingt hier Musik dadurch, dass sie nicht zu hören ist? Entsteht hier eine visuelle Musik? Wird der Klang choreographiert?

  
Mein persönliches Dilemma bleibt: wo finde ich vergleichbare alternative Spracherzeuger? Doch nicht im Internet, nicht in der altmodischen Zeitung, schon gar nicht im Fernsehen (talk show!) und im Radio auch nicht.

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