Mittwoch, 28. Juni 2017

Konstrast

Manchmal entstehen durch reine Tippfehler neue wunderbare semantische Welten: Kontrastmusik wollte ich schreiben, als ich den Probenbericht zu Bachs Kantate "Schwingt freudig euch empor" verfasste - der Chorleiter verlangt beim ersten Notentextstudium, dass die Betonung auf "euch" fällt, nicht, wie im mündlichen Sprachgebrauch üblich, auf "freudig" - und dabei eine Radiosendung über das Jodeln im Muotatal hörte. Da wurde dann Konstrastmusik daraus. Und niemand meckerte. Kein Mensch. Kein Programm. Kein Duden. Denn Konstrast ist das Verschmelzen, der Zusammenzug von Konstruktion und Kontrast. Konstruierte Musik. Kontrastmusik. Konstruierte Kontrastmusik. Konstrastmusik. Dafür kennen die Linguisten bestimmt einen terminus technicus, denn sowas passiert ja ständig in der Entwicklung der Sprache. Kontraktion? Synäresis?
Bleibt für mich nur noch die Frage nach dem grammatikalischen Geschlecht: die Konstrast? der Konstrast? das Konstrast?
Beim Kompositum besteht kein Zweifel: die Konstrastmusik! Bestimmend ist hier, wie immer, der zweite Teil des Wortes. Vgl. zB. Der Musiklehrer. Die Kaffeemühle. Das Gartenhaus.

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