Freitag, 28. Februar 2014

Latvian Voices

7 Frauen füllen den Meldorfer Dom - à capella. Leider viel zu wenig Musik und zuviel Sumsumsum, Bienchen summ herum. Schade. Die Sängerinnen sind Profis. Wer ihnen dieses unprofessionelle Programm aufgeschwatzt hat? Ich hätte viel lieber viel mehr von sowas gehabt:
http://www.youtube.com/watch?v=9U0-VOID878
oder sowas (trotz der alten Zöpfe - wer ihnen die aufgebunden hat?):
http://www.youtube.com/watch?v=7KQcMGKEkyA
http://www.youtube.com/watch?v=BxTgbC4xBHU

Donnerstag, 27. Februar 2014

Das Eisenbahnende

Gestern Nacht auf NDR Kultur: das Ende von Anna Karenina. Nicht das Ende von Tolstois Roman, sondern das Ende seiner titelgebenden Figur. Ihr Entschluss, sich am Bahnhof Obiralowka unter einen vorbeifahrenden Güterzug zu werfen - und ihn, den Entschluss, während des bereits nicht mehr aufzuhaltenden Falls, zu bereuen. Und den lieben Gott um Vergebung zu bitten.
Literarisch überzeugt mich das Ende der weiblichen Hauptfigur nicht. Hier versucht ein Mann, die Verzweiflung einer Frau in Worte umzusetzen. Vor allem aber: seine Konstruktion zu vollenden. Die Klammer zum Eisenbahntoten am Beginn der verhängnisvollen Bekanntschaft Annas und Wronskis zu schließen. Eine stolze, schöne, selbstbestimmte Frau wollte auch im 19. Jahrhundert nicht so sterben! Nicht in aller Öffentlichkeit, nicht vor dreckigem Gesindel an einem dreckigen Bahnsteig in einer gottverlassenen Provinz ...
Noch 7 Tage nachzuhören - der "tragische Höhepunkt", die 76-ste von insgesamt 81 Folgen :
http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/sendungen/am_abend_vorgelesen/annakarenina137.html

Mittwoch, 26. Februar 2014

Die Gewissheit

Endlich: sehe ich von meinem Fenster aus zwei rote Eichhörnchen in den noch unbelaubten Buchen des Nachbarn herumspringen. Nein, es sind drei, vier oder noch mehr. Munter und wohlgenährt. Offenbar trotz Nieselregen zu Späßen aufgelegt. Also sterben sie nicht aus. Nicht bei uns am Wattenmeer.

Für W. zum 57.!

Dienstag, 25. Februar 2014

Die Fehldiagnose

Wahrscheinlich hat eine medizinische Fehldiagnose eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur im 20. Jahrhundert hervorgebracht. Katja Mann wurde 1912 von ihrem Münchner Hausarzt an die frische Luft geschickt. Nach Davos. Zur Luftkur, vielleicht auch Lichtkur. Angeblich litt die Patientin an Lungenspitzenkatarrh und der Arzt fürchtete den Ausbruch einer offenen Tuberkulose.
Als Katja Mann ein halbes Jahrhundert später einem Lungenspezialisten die alten Röntgenbilder zeigte, konnte der darauf keine pathologische Veränderung der Lungenflügel erkennen. Katja Mann hätte seiner Meinung nach nie zur Kur in die Schweiz fahren müssen. Aber sie tat es mehrmals über Wochen und Monate bis 1914. Sie schrieb viele Briefe an ihren Mann. Der besuchte sie und hospitierte gründlich bei der Kurgesellschaft, wie er 1930 in seinem Lebensabriss vermerkt. Und schrieb den Zauberberg.

Montag, 24. Februar 2014

Donnerstag, 20. Februar 2014

"Die gegen den Strich gestreichelte Sonne"

Jean Paul Sartre schrieb wild-romantische Jugendwerke. Seine Freunde, erklärt er im Alter seiner Lebenspartnerin, die er immer noch siezte, hätten schallend über solche Sätze gelacht. Schreiben ist Risiko. Sagt Sartre. Und schreiben muss nicht richtig sein: "Ja, man riskiert. Wenn man gegen den Strahl gestreichelte Sonne schreibt ... hat man unrecht."

Dienstag, 18. Februar 2014

Fressfreunde

Mein neuestes Haustier: das rote Eichhörnchen (angeblich am Aussterben). Hat Schwiegervaters Futterhaus im Apfelbaum entdeckt und knackt Sonnenblumenkerne. Die Amseln und Meisen halten sich derweil vornehm zurück.

Montag, 17. Februar 2014

150. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg
Standfest sind die Dithmarscher!
Heute vor 514 Jahren fand die Schlacht bei Hemmingstedt statt, bei der die Dithmarscher Bauern die dänischen, schleswigschen und holsteinischen Krieger zu Tode schlugen, in den Gräben ersaufen ließen und die, die nicht sterben wollten, zum Teufel jagten.

Sonntag, 16. Februar 2014

Sonntagssturm

Der Vollmondwetterwechsel erreichte Dithmarschen mit fast einem ganzen Tag Verspätung. Gestern herrschte hier eitel Sonnenschein, Himmelblau und Holzkreuz.
Erst in der Nacht raubt der Sturm mir den Schlaf. Das Grollen um Hausecken. Das Rütteln an Dachziegeln. Und die Bilder vom Rigifuss, dem Scheideggschoss, Burggeistern und Obergschwend.
Gersau war immerhin von 1433 bis 1817 eine reichsfreie Republik, mit nur 24 km2 wahrscheinlich die winzigste auf Erden. Was nun aber seit gestern am Vierwaldstättersee eigentlich gefeiert wird (1814-2014), ist mir nicht klar. Gersau wurde nämlich gegen den Willen der Gersauer, nach Beschluss der eidgenössischen Tagsatzung, per 1.1.1818 dem Kanton Schwyz zugeschlagen.
Und die Dithmarscher? Waren überhaupt nie "lehensunabhängig", hatten zwar zuweilen Lehensherren, die ihre Lehenshoheit nicht so streng nahmen. Und die berühmte Schlacht bei Hemmingstedt am 17. Februar 1500 bescherte ihnen gerade mal 59 Jahre republikanischer Geschichte.
Es bildeten sich nie adlige Gutsherrschaften aus, das ist richtig, weder hier noch dort.

Samstag, 15. Februar 2014

Vertreter einer "anderen" Frühen Neuzeit

Gersau und Dithmarschen haben eines gemeinsam: die Widerspenstigkeit gegen Obrigkeiten. Das hochautonome Gemeinwesen. Ach! Der Vierwaldstättersee rückt immer näher. Die Gersauer waren einst Bürger einer reichsfreien Republik. Eine Mikrorepublik mitten in den Alpen. Und Dithmarschen einst eine freie Bauenrepublik. Eine Kirchspielföderation an der Nordsee.
Der Historiker Kümin sagt, die Frühe Neuzeit werde "üblicherweise" mit Prozessen wie Zentralisierung, Staatsbildung und Konfessionalisierung in Verbindung gebracht. Nicht so in Dithmarschen. Und nicht in Gersau.
Heute eröffnet in Gersau die Ausstellung "Spurensuche durch die Zeit" im Alten Rathaus. Dazu sind u.a. Ehrengäste aus Dithmarschen geladen, die mit den Veranstaltern "die republikanische Geschichte" teilen.
http://www.gersau-2014.ch/index2.php

Freitag, 14. Februar 2014

14.2.14

Ausnahmsweise fällt der Valentinstag auf den Vierzehnten Zwoten Vierzehn. Also hier etwas aus der Mottenkiste, bzw. neudeutsch soundcloud:
https://soundcloud.com/brainpicker/a-a-milne-reads-from-winnie-the-pooh

Donnerstag, 13. Februar 2014

Wo ist vorwärts?

Im Tai Chi, sagt meine Lehrerin, gibt es fünf Schritte. Nach rechts, nach links, nach vorne, nach hinten und in der Mitte stehen. Stehen ist ein Schritt, eine Richtung. Meine Protagonistin steigt auf den Haleakala, sie ist die erste Frau, die das zu Fuß tut, vielleicht sogar der erste Mensch. Das ist verbürgt. Ich bekomme Cover-Entwürfe und bin vollkommen hilflos mitten in der Nacht. Wie wird ein Buch zum Buch? In welcher Himmelsrichtung liegt vorwärts?

Mittwoch, 12. Februar 2014

Wortgewalt

Ich lese den zweiten Teil, akzeptiere Korrekturen oder verwerfe sie. Bin erschüttert von der Gewalt meiner eigenen Worte. Von der Musik, den Pferden, dem Töten und Lieben - der Roman erscheint im Jahr des Pferdes. Das ist gut so!

Dienstag, 11. Februar 2014

Eisenbahnfahren

Hab den ganzen Tag über meinem eigenen Text verbracht und gelesen, was in einem fahrenden Zug alles passieren kann. Eine zähe Z(w)eitreise. Heidi, meine neue Dithmarscher Frisöse, würde, wenn sie nicht schon vor Jahren wieder nach Heide zurückgekehrt wäre, jetzt endgültig zum Opfer helvetischer Hornochsen werden. Aus enttäuschter Liebe ist sie damals in den Zug nach Hause gestiegen, obwohl sie den Wind dafür hasst, dass er sich ausgerechnet an ihren Haaren vergreift. Meine Protagonistin steigt aus dem selben Grund in den Zug, aus enttäuschter Liebe, fährt aber in die entgegengesetzte Richtung.

Montag, 10. Februar 2014

149. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg.
Nötiger denn je!

Sonntag, 9. Februar 2014

"Die große populistische Versuchung"

Mein Hornochsenland! Ist einmal mehr Blochers populistischer Versuchung erlegen und wehrt sich gegen "Masseneinwanderung". Die Stimmbeteiligung von 56% wird jubelnd als "überdurchschnittlich hoch" beurteilt. Soviel steht fest: Hornochsen sind mathematische Analphabeten.
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Das-koennen-wir-nicht-hinnehmen/story/11226822

Freitag, 7. Februar 2014

Luxusgüter

Zum Wachwerden ein Satz aus der Zeitung:
"Die Unterhaltung der Kirche wird angesichts des demografischen Wandels zum Luxus."

Donnerstag, 6. Februar 2014

Heidi

Heidi hat mir die Haare in so phänomenal kurzer Zeit geschnitten, dass ich bereits wieder auf dem Weg nach Hause bin. Ein Satz, den kein Mensch zu verstehen braucht. Ich wollte mir eigentlich nur noch von Männern die Haare schneiden lassen. Manchmal findet frau nicht, was sie sucht (einen männlichen Damenfrisör), dafür aber etwas besseres. Heidi.

Mittwoch, 5. Februar 2014

Die Erde ist rund ...

... Irgendwann ist man dran. Russisches Sprichwort. Gerade gefunden in einer Mail.
Die Erde ist rund wie ein Glücksrad. Die Erde ist rund wie ein Roulettespiel, wie ein Roulettetisch, wie eine Roulettemaschine. Die Erde besteht aus Algorithmen - einer endlichen Anzahl wohldefinierter Einzelschritte.
Frideswida Zapateira Honorabilis zum Geburtstag

Dienstag, 4. Februar 2014

Mein neues Schreibtischfenster

Bin mit meinem Schreibtisch unter das Norddach gezogen. Und gucke jetzt seitlich aus dem Fenster auf blattlose Buchen und Tannen der Nachbarn, auf Vögel und Raben, die immer im obersten Geäst hocken und rote Eichhörnchen, die am Aussterben sein sollen, wie es heißt und hier herumtollen, was das Zeug hält.

Montag, 3. Februar 2014

Sonntag, 2. Februar 2014

"Die Welt war schneller als die Worte" 2

Exklusiver Vorabdruck zum Jahr des Pferdes:

"In Carolina regte sich Widerspruch. „Niemand weiß, wer Träume hat, und wer sie nur verschweigt.“ Das Pferd verträgt keine Einsamkeit. Es versteht sich gut mit der Ziege. Der Schmerz sitzt im Zahn. Der Offizier aus Wadowice war ein Affe. Mira kam im Jahr des Drachen auf die Welt. Davon weiß der Affe aus Wadowice bis heute nichts. Der Schmerz, der vom Zahn ausging, besetzte das ganze Hirn. Der Affe, hatte ihr der chinesische Großhändler im Aussichtswaggon erklärt, sei das launenhafteste aller Mondzeichen."
© Judith Arlt

Samstag, 1. Februar 2014

Pferdeliebe

Lina Bögli wurde in einem Jahr des Yang Erde-Pferdes geboren. Ihre unerfüllte Liebe, General Juliusz Bijak in einem Jahr des Yang Metall-Affen. Chinesische Astrologen sagen, das Pferd sei ein Herdentier und ertrage die Einsamkeit schlecht. In der Partnerschaft blieben Pferde am besten unter sich. Aber: "Auch der Affe ist ein passender Partner, hier bleiben die Gefühle eher oberflächlich und hier gibt es nur selten diese Leidenschaft, die Leiden schafft."
Mhm. Das Pferd Lina Bögli hat sehr gelitten unter ihrer Liebe zum Affen Juliusz Bijak.
In der Liebe, sagen die Astrologen, habe der Affe wenig Glück: "Affenbeziehungen halten selten lange, sie sind immer auf der Suche nach einem Augenhöhe-Partner. Ein Drache hat hier gute Chancen, sein Machtgehabe beeindruckt den Affen zwar nicht, aber es führt auch nicht zu Enttäuschungen. Mit dem Tierzeichen Pferd kann ein Affe seinen Spieltrieb auch in sexueller Hinsicht gut ausleben und eine Beziehung mit einem Tiger deckt alle Hochs und Tiefs seiner Leidenschaft ab."