Toni Sailer wusste kaum von meinem kleinen Geheimnis: dass er in einem meiner Texte steckt und damit Unsterblichkeit lange vor seinem Tod erreicht hat. Schon zum Beginn des neuen Jahrtausends. Dass er als literarische Figur bei mir verantwortlich ist für das emotionale Drama anderer, frei erfundener Figuren. Ebensolange. Dass sein größter sportlicher Erfolg - drei Goldmedaillen bei den olympischen Winterspielen 1956 in Cortina d'Ampezzo - einher geht mit der Geburt einer Schuhmacherin in einem niemandem bekannten Dorf in den Napfabdachungen.
Der Österreicher, der "Schwarze Blitz aus Kitz", wie er genannt wurde, obwohl er eine weiße Skimütze trug, als er den versammelten Weltskiassen alle Medaillen vor der Nase wegfuhr, im Slalom, im Riesentorlauf, bei der Abfahrt, löste im Land des Wilhelm Tell eine nationale Tragödie aus. Die Buben im Napfgebiet trösteten sich mit dem Angst, dem männlichen Angst, obwohl es zwei waren, die Bobfahrerbrüder Angst, Max und Heinrich. Sie holten in Cortina d’Ampezzo Gold im Vierer und Bronze im Zweierbob.
Bis heute, als sich die Nachrichten von Toni Sailers Tod überschlugen, war mir nicht bewusst, dass auch ich nichts wusste von seinem kleinen Geheimnis. Obwohl es so offen liegt, wie es offener nicht liegen kann: Er ist ein Anton. So wie die Vorfahren meiner Schuhmacherin Antons sind. Also kann es kein Zufall sein, dass sie auf die Welt kam, als er der schnellste war - 3,46 Kilometer oder 2,52 Minuten schneller als jeder andere Skiläufer dieser Erde.
Es ist meine Pflicht, solche Zusammenhänge, so ich sie denn endlich erkenne, der Menschheit bekannt zu geben.
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