Der Gottorfer Globus war einst weltberühmt. Dafür, dass er dies heute nicht mehr ist, gibt es gute Gründe.
Im rekonstruierten Barockgarten hinter dem Schloss Gottorf in Schleswig steht heute der neue Gottorfer Globus im neuen Globushaus. Der neue Gottorfer Globus ist ein Nachbau des alten Gottorfer Globus, des ersten Riesenglobus der Welt, einer Kugel aus Eisen, Holz, Kupfer und Leinwand, in der 12 Besucher von König Ludwig III bei Kerzenschein in 24 Stunden die Sternbilder und die Sonne in Echtzeit in ihrem Lauf vorbeiziehen sehen konnten. Das komplizierte Räderwerk wurde durch Wasserkraft angetrieben. Für ungeduldige Besucher konnte die Himmelsbewegung schon damals im Zeitraffer demonstriert werden - dank einer Handkurbel und einem muskulösen Diener, der sie bediente.
Der neue Gottorfer Globus hat ein neues Aussehen, ein neues Haus und einen neuen Antrieb. Wie der alte Gottorfer Globus ausgesehen hat, kann niemand mit Sicherheit sagen. Man nimmt an, dass er außen mit prächtigen Anschauungen der Erde, nach dem Wissensstand von 1650 bemalt war, innen mit Suggestivvorstellungen des Himmelszelts, mit den Gestirnen und den zwölf Tierkreiszeichen. Der neue Gottorfer Globus wurde nach Vorlagen aus dem 17. Jahrhundert bemalt. Er befindet sich im Globushaus, das keinerlei Ähnlichkeit mehr aufweist mit dem Lusthaus, das im 17. Jahrhundert dem Schlossherrn, Friedrich III von Schleswig-Holstein-Gottorf, als Ausflugsziel im eigenen Garten diente. Angetrieben wird er von drei Motoren für unterschiedliche Umdrehungsgeschwindigkeiten sowie Notlaufeigenschaften. Gesteuert wird er elektronisch, der Besucher kann ihn von April bis Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr besichtigen. Voranmeldung wird dringend empfohlen (http://www.schloss-gottorf.de/gh/oeffnungszeiten.php), im Eintrittspreis inbegriffen ist eine Führung inklusive einer acht Minuten dauernden Fahrt im Innern des Globus durch das Weltall.
Den alten Gottorfer Globus erbat sich 1713 Zar Peter I als Geschenk. Nach der Niederlage der Gottorfer im Nordischen Krieg marschierte der russische Zar als Verbündeter des dänischen Königs in Gottorf ein. Der dänische König hatte gegen die Bitte des Zaren nichts einzuwenden, besaß er doch selbst einen Globus nach dem Vorbild des Gottorfer Globus. Das Lusthaus musste abgetragen werden, damit der Globus in seine Einzelteile zerlegt und verpackt werden konnte. In zwei riesigen Holzkisten kam der Globus auf einem Schlitten in den Schleswiger Hafen. Auf dem Seeweg wurde er nach Pillau transportiert, von dort auf dem Landweg nach Riga. In Riga wurde er erneut verschifft und schaukelte auf der Ostsee nach Reval. In Reval mussten die Kisten auf Schlitten verladen werden, da ein weiterer Transport auf dem Seeweg angesichts der politischen Lage zu riskant schien. Nach dreieinhalbjähriger Reise traf der Globus in Sankt Petersburg ein. Die riesigen Kisten wurden im Elefantenhaus untergebracht, das leerstand, weil die indischen Elefanten das eisige Klima an der Newa nicht ertragen hatten. Die eigens für den Gottorfer Globus erbaute Kunstkammer wurde 1826 fertig gestellt und die Riesenkugel konnte im November von oben in die noch offene Kuppel gesenkt werden. Der Globus war aber in einem schlechten Zustand und nicht betriebsfähig. 1847 wurde er bei einem Brand in der Kunstkammer stark beschädigt. Die Reparaturarbeiten und die Rekonstruktion der Außen- und Innenbemalung wurden 1790 abgeschlossen.
1942 brachten deutsche "Kunstschutztruppen" den alten Gottorfer Globus mit der Bahn von Leningrad über Lübeck nach Neustadt/Holstein. Nach Kriegsende ordnete eine britische Kommission seine Rückführung nach Leningrad an. Vor dem Abtransport wurde er 1946 in der Gasanstalt Lübeck noch einmal ausgestellt.
Im Mai des Jahres 2005 wurde das Globushaus mit dem neuen Gottorfer Globus in Schleswig eröffnet.
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