Heute lag oben auf der Gemüsekiste, über den Saftflaschen von der Streuobstwiese und dem Tofu Natur, dem Feldsalat mit Postelein, den Bundmöhren, Butterrübchen und der Roten Beete und einem Laib Joldibrot wie ein weiches dickes Kopfkissen ein riesiger Sack mit Grünkohl.
Mein Hauskoch ist mit solch bodenständigem Gemüse meist aus rein zeitlichen Gründen überfordert, also begebe ich mich klaglos in die Küche. Auf meinem Schreibtisch liegt nämlich zur Zeit ein ziemlich kompliziertes Problem. Und unsere Naturkostlieferanten legen zur Aufmunterung immer zur Rechnung ein persönliches Schreiben mit Rezeptvorschlägen. Also lese ich, steige mit dem Blatt in der einen Hand auf die rote Rutsche und durchsuche mit der anderen unsere Gewürzvorräte. Ich bin immer bereit, das zu kochen, was man mir am Montag vor die Füße legt. Ich habe noch nie im Leben selbst Grünkohl zubereitet. Das einzige, was mir von den empfohlenen Zutaten fehlt, sind Haferflocken. Da ich auf sie nicht verzichten will, verlasse ich die Küche schnell wieder, ziehe mich warm an und steige aufs Fahrrad.
Danach bin ich eine geschlagene Stunde damit beschäftigt, die krausen Blätter von den dicken Blattrippen zu zupfen. Natürlich fällt das Kopfkissenvolumen schnell in sich zusammen. Ich lösche mit Dithmarscher Pilsener ab, gebe Haferflocken, Senfkörner, Pfeffer, mittelscharfen Senf, Honig und Sahne sowie, entgegen der Angaben auf dem Beipackzettel, eine höllischscharfe Chilischote (getrocknet, eigene Ernte) dazu und lasse das Ganze nur noch kurz aufkochen. Bissfest ist nämlich auch ein Genuss. Dazu gibt es Kartoffel-Gemüserösti.
Mein Hauskoch kommt nach Hause. Aus seinem Rucksack zieht er zwei Flaschen Coronas. Statt Blumen, sagt er. Beim Essen erkläre ich ihm, dass der Grünkohl bekömmlicher werde, wenn er mit Senf gewürzt sei, die Senföle regten die Verdauung an. Bei anderen Kohlarten nehme man aus dem selben Grund Kümmel, zum Grünkohl schmecke der aber nicht.
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