Im Sommer kauften wir auf einer unser Eintagesradtouren durch Nordfriesland eine Teekanne. Eine schlichte weiße Teekanne mit Sieb und vier henkellosen Teebechern. Doppelwandig, versprach der Verkäufer im Teeladen, Sie verbrennen sich die Finger garantiert nicht!
Ich verbrannte mir die Finger, W. trinkt keinen Tee. Aber zurückbringen konnten wir die Teebecher nicht, es war schwierig genug gewesen, das Porzellan unzerbrochen an einem Samstagabend in einer von Sylt kommenden, völlig überfüllten NOB auf dem Fahrrad nach Hause zu transportieren.
Außerdem tropft die Teekanne gnadenlos. Und ich ärgere mich jedes Mal grün und blau, wenn ich Tee trinke.
Heute nun glaubte ich die Lösung für das zweite Problem gefunden zu haben. Das erste löse ich, indem ich abwarte, ohne Tee zu trinken. Ich kaufte im Fachgeschäft einen Tropfenrücksauger und ließ mir genau erklären, wie er funktioniert. Das "pfiffige" Metallteil, wie sich der Juniorchef ausdrückte, sorgt auf mechanische Weise dafür, dass der letzte Tropfen beim Ausgießen nicht auf die Tischdecke (das ist nicht mein Problem, wir führen keine Tischdecken in unserem Haushalt) fällt. Der Teetropfenfänger nutzt die waltenden physikalischen Kräfte: Die Schwerkraft zieht den letzten an der Teekannentülle hängenden Teetropfen zu Boden bzw. bei uns zu Hause auf den Glastisch. Der Schwerkraft wirkt die Adhäsionskraft entgegen, erklärt der Fachverkäufer, das heißt die geringe Masse und die verhältnismäßig große Oberfläche des Wassertropfens - Tee ist auch Wasser! - sowie sein anhaltender, allmählich aber erschlaffender Widerstand gegen das früher oder später eintretende Fallen Müssen. Der Tropfenrücksauger wendet das Kapillarprinzip an, und damit ist die Adhäsionskraft stärker als die Schwerkraft. Der Teetropfen wird beim Wiederaufrichten der Teekanne zurückgesaugt in den warmen und dunklen Teekannenbauch.
Passend soll der Teetropfenrücksauger für jede Teekanne sein, unentbehrlich und unzerstörbar, gemacht für die Ewigkeit. Es gibt ihn in zwei Größen. Ich lasse mir den größeren aufschwatzen. Den kann ich zu Hause nicht in den Ausgießer meiner schlichten nordfriesischen Designerteekanne stecken, er ist zu breit, also tausche ich ihn um gegen den kleineren. Der fällt beim Ausgießen mitsamt aller Tropfen in meinen einwandigen Teebecher. Schade! Die Physik hörte sich so überzeugend an aus dem Mund eines Dithmarscher Haushaltwarenfachverkäufers.
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