friedas gangarten

Premierenlesung in Menznau:

Schuhassistenz

Mein letzter (und erster) Dienst in/an der Werkstatt: ich assistiere meiner Schuhfrau und färbe ein rostrotes Paar Knöchelhohe Warmgefütterte Winterstiefelchen tiefschwarz. Trage eine Schuhmacherinnenschürze. Pinsle zweimal mit tropfender Farbe, die das Leder durstig verschluckt. Und fette dann mit Lederfett. Poliere mit einer Bürste und bin verblüfft, über das Resultat. Wie es sich sehen lassen kann!

26. Februar

Ein Tag im ICE - die Frage stellt sich nicht, ob das richtig ist, was ich tue. Ich denke nicht darüber nach, ob ich je wieder zurückkomme in meinen frischen Norden. Oder ob in ein paar Tagen alle Verkehrswege abgeschnitten sein werden.

Schneesturm

Der Winter räkelt sich vor dem Fenster.

Mahnwache

Meldorfer Montagsmahnwache für den sofortigen Atomausstieg 
18:00-18:30 Uhr Südermarkt

Die Raben vom Säntis

Walter Mayr zum 75.
Fotoausstellung im Traumausstatter. Schatzgrabung im Photoarchiv. Vernissage heute 16 Uhr.
Raben. Wüsten. Lava. Scharf und unscharf.
Dauer der Ausstellung: bis zum 28. März. Öffnungszeiten DO, FR, SA 15-18 Uhr oder nach Vereinbarung unter Tel. 04825 8933

Hinterbeine

Der Kater lahmt und leidet. Mag sich nicht bewegen. Ist aber sehr hungrig. Natürlich passiert so etwas immer am Wochenende.

Vorderbeine

Wie das Leben so spielt: Der Sturm ist in diesem Buch ein Name! Lesung im Traumausstatter über die Liebe im 18-Jahresrhythmus. 18-36-54. Berlin Tegel. Verwunschene Welt.
Judith Kuckart: Kein Sturm, nur Wetter.
Ich werde auf dem Hin- und Rückweg tropfnass. So spielt das Leben.

Wiltrud

Nach Sabine, Uta, Victoria kommt nun also Wiltrud auf uns zu. Die Namen der Sturmtiefs sind Gold wert! Ich habe vorsorglich in einer Regenpause neue Gebetsfahnen in den Garten gespannt. Direktimport aus Kathmandu. 

Melli B.

Im Radio nun am Morgen die fiktionalisierte Geschichte der Melli B. - Nelly B's Herz. Was für ein Titel? Ich kenne die Figur ganz anders und höre von Tag zu Tag irritierter zu.

Schreibfehler

Ärgerlich ist, dass blogger die Rechtschreibprüfung abgeschafft hat. Oder ich zu dumm bin, sie zu finden. Dort, wo sie sich bisher immer befand, ist nun etwas für mich absolut Unbrauchbares: "Formatierung entfernen". Weiß der Himmel, wer sich so etwas ausdenkt! Jedenfalls werden sich die Schreibfehler hier nun mehren.

Mahnwache

Meldorfer Montagsmahnwache für den sofortigen Atomausstieg 
18:00-18:30 Uhr Südermarkt

Rasputin One

Er ist froh, dass ich wieder zu Hause bin, dass ich die Terrassentür öffne, um Sturmschäden zu beseitigen. Er holt eine Maus aus der anderen Ecke des Gartens und legt sie auf meinen Perser. Ich sage ihm, er solle bitte sein Mahl draußen einnehmen. Was er brav auch tut. Und mit Inbrunst. Da soll noch jemand sagen, Katzen (Kater! Senioren!) könne man nicht erziehen. Er versteht alles und gehorcht immer.

Rendsburg Zwo

Mir fällt es schwer, selbst in eine Rolle zu schlüpfen. Aber erstaunlich ist es schon, was aus den Leuten herausbricht, kaum trifft einer den richtigen - oder falschen Ton.

Valentin

Und wir werden den ganzen Tag in Rendsburg sitzen. Mit dem Rücken zum Kanal.

Wasser

Es fällt immer noch viel Wasser vom Himmel. Es ist Donnerstag der Dreizehnte. Nichts Ungewöhnliches.

Dopingverdacht

Es pustet immer noch um die Hausecken und gießt zuweilen wie aus Kübeln. Dass ein Schuh dopingverdächtig sein könnte, habe ich mir in meiner kühnsten schuhaffinen literarischen Fantasie am Schreibtisch leider nie ausgedacht. Schade! Nun kommt mir die Wirtschaft zuvor. Die Wissenschaft. Die Sportwissenschaft. Das IOCm Chef-Designer und andere Experten.
Alle männlichen Medaillen-Marathonläuer bei Olympia 2016 trugen "Vaporfly" Das Folgemodell heißt "Alphafly" und kommt demnächst in den freien Handel. Alphafly verspricht noch mehr Leistung, noch mehr Rekorde. Damit wurde schon die 2-Stunden-Marathon-Marke geknackt, allerdings nicht unter Wettbewerbsbedingungen. Sondern einfach so mal schnell um die Ecke gezischt. Heutzutage steigern die Schuhe die Leistung, nicht mehr die Läufer. Denn die sind schon am Ende angekommen.
Dopgiong schreien die einen, Unsinn die andern. Es geht um einen halben Millimeter Gummisohle. Lächerlich! Die Sportschuhhersteller haben ein anderes Verständnis von Doping als die Wettbewerbshüter und argumentieren, Alphafly würde den Sportler nur dabei unterstützen, weniger Energie zu verbrauchen. Alphafly würde dem Läufer keine (unerlaubte) Energie zuführen.
Ausserdem kann jeder diesen Alphafly kaufen und über seine Lauffüße ziehen. Dann sind die Voraussetzungen wieder ausgeglichen und demokratisch.

Das Neinsagen

Es pustet immer noch heftig. Die Halligen sind nun auch geflutet. Seit ihrer Rückzugs- und Verzichtsankündigung wird sie in Nachrichten und Kommentaren nicht mehr AKK genannt, sondern beim vollen Namen plus "Frau". Als ob sie erst jetzt, wo man sicher ist, sie bald los zu sein, endlich einen Hauch von Respekt - oder wenigstens das Recht auf den eigenen Namen! - verdiente. Seltsam ist dieses Land! Ich betrachte es nach wie vor von außen.
Dass Herr K. nun ein bisschen shit-storm abkriegt, geschieht ihm recht. Nicht nur die einen dürfen sich das Recht herausnehmen, auf andere einzuprügeln - verbal oder physisch. Auch die anderen sollen mal auf die einen eindreschen. Denn: es gibt auch Haltung. Rückgrat. Kleiderbügelschultern! Aufrechte Neinsager und Neinsagerinnen gab es nämlich immer auch, neben all den Duckmäusern und Wendehälsen. Durch alle Jahrhunderte und alle Belange des Lebens hindurch:
https://www.tagesspiegel.de/kultur/thueringen-ist-nicht-ueberall-elf-beispiele-fuer-ein-nein-zum-richtigen-zeitpunkt/25523838.html

Die Mahnwache

Heute geht es nur zu Fuß. Oder zu Hause bleiben. Sabine hat meinen Bambuszaun geöffnet. Zwei Teile herausgepustet. Eines kann ich sofort (bis zum nächsten Orkan) wieder einsetzen. Das andere lege ich zuerst trocken. Alles ist ziemlich nass und zerzaust.
Am Abend trotzdem: 
Meldorfer Montagsmahnwache für den sofortigen Atomausstieg 
18:00-18:30 Uhr Südermarkt

Sabine

Sabine ist im Anmarsch. Die Sturmtiefpatin, die im Lauf des Tages auf eine Orkantiefpatin hochgelobt werden wird. Zusammen mit dem Vollmond sorgt Sabine für die Springzeit, eine Sturmflut, landunter und unruhige Stunden. 

Ruhe vor dem Sturm

Fast gespenstisch. Die Nachbarn räumen ihre Gärten leer. Herr Rasputin genehmigt sich zum Mittagessen eine ausgewachsene Amsel. Junge (knackige) gibt es noch keine. Da ich ihn nicht ins Haus lasse mit der blutigen und Ferdernlassenden Beute, verspeist er sie unter dem Gartentisch. Und holt sich zum Nachtisch eine Maus. Zum Vorneiderblassen! Ich reibe mir Rohkost aus Gelber Beete und Karotten.

Baumkletterer

Die Gärtner sind da und begeben sich als erstes in die Bäume. Denn eigentlich sind sie Baumkletterer. Aber sie erledigen auch alles andere. Bauen die windschiefe Pergola ab, entfernen morsches Holz, bringen neue Balken ins Lot und retten sogar den Efeuwildwuchs. Am frühen Nachmittag ist der Spuk vorbei, der Garten gewappnet für den kommenden Sturm und der Kater glücklich. Wetzt seine Krallen am frischen Holz.

Böses Erwachen

Willkür ist immer Ausdruck von Unverbindlichkeit. Wem (welchen politischen Akteuren) soll man jetzt noch glauben? Ein abgekartetes Spiel, bei dem sich nun alle Pontius Pilatus gleich die Hände in Unschuld waschen. Wer glaubt, so etwas - nicht die Wahl eines FDP-Politikers sondern die Taktik hinter dieser Wahl - könne (nach dem Willen der ewigen Kanzlerin) "rückgängig" gemacht werden, ist dumm, naiv oder blind. Oder alles zusammen.

"Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen." (Mt 34-37)

Glasklar

Auf eine der wenigen eisigen Nächte folgt einer der wenigen sonnigen Tage in diesem Winter. Meine Schuhmacherin begibt sich heute in den Ruhestand. Nicht wirklich, denn bis Ende des Monats muss sie noch arbeiten. Aber sie erreicht heute ihr Rentenalter. Seltsam! Glückauf!
https://www.srf.ch/news/regional/zentralschweiz/schuhmacherin-hoert-auf-111-jaehrige-familientradition-in-menznau-geht-zu-ende

https://www.tele1.ch/artikel/159060/bei-mir-bleibt-der-fuss-im-zentrum

Krokusse

Die Krokusse blühen. Ich entferne das Laub aus den Beeten, aus denen Farbe guckt. Osterglocken und Tulpen treiben aus dem kalten Boden. Die Blutpflaume hat schon blutrote Knospen. Diese Zuversicht ist irgendwie halsbrecherisch. Ich nutze eine Stunde Licht im Garten.

Mahnwache

Meldorfer Montagsmahnwache für den sofortigen Atomausstieg 
18:00-18:30 Uhr Südermarkt

Kalk

Kalk lebt. Nicht nur in der Waschmaschine oder im Wasserkocher wächst er ständig nach. Auch bei Stachelhäutern wie Herzseeigeln, die in einem Kalkpanzer leben. Wachsen die Tiere, muss ihr Panzer mitwachsen. Der Kalk enthält ein Netzwerk lebender Zellen. Griffelseeigel haben zehn Zentimeter lange Stacheln. Bricht einer ab, muss er neu gebildet werden. Aus einem einzigen Kalzitkristall, das angeblich dreitausendmal härter ist als gewöhnlichee Kalziumkarbonat.
Kalk lebt im Meer. Es gibt Kalkfabriken unter Wasser. Und so etwas wie "Schneegrenzen". Algen, Schwämme, Schnecken, Muschlen, Koralen sorgen dafür, dass der Kalkkreislauf in Gang gehalten wird. Kalk ist die Allianz von Wasser und Stein.
Kalk lebt auf den Dreitausendern dieser Erde. Am Hochtor. In den Dolomiten. In Guilin.

Kaffeeklatsch

Na ja. Das ist eigentlich nichts für mich. Aber ich nutze das trübe Tageslicht für einen Ausflug an die Süderstraße. Kämpfe gegen mächtigen Wind. Immer wieder Samstags. Der erste Monat ist um. Mein erstes Raunachtorakel hat sich bestätigt. Der Regen hält sich zurück.