Donnerstag, 27. Juni 2019

Klosterleben

Herr Rasputin bringt mitten in der Nacht eine tote Maus ins Haus und bemiaut sie so laut, dass ich aufwache. Ich lobe ihn, erkläre aber, dass ich keine Leichen im Haus dulde. Trage das Mäuschen hinaus in den Garten. Am Morgen ist es verschwunden. So wie das Futter, das Herr R. tagsüber verschmäht, über Nacht immer verschwindet. Ich füttere Igel, Eichhörnchen, Vögel. Ich fahre mit H. zum Morgenschwimmen. Es ist so kalt am Deich und das Hochwasser reicht uns gerade mal bis zu den Knien, dass ich den Rest des Tages vor Kälte zittere. Am Abend Domchorprobe. Ich nehme an, meine letzte. Draußen lebe ich wie eine Nonne im Einklang mit der Natur, mit den Tieren, mit der Tide, dem Wind und Wetter - drinnen im Einklang mit einem wieder erwachten Raubtier. Respektlosigkeit begegnet mir nirgends.

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