Samstag, 14. September 2019
Vollmond
Eine schlaflose Nacht. Der Mond stand prall am Himmel, als ich spät heimfuhr. Glühte kalt. Immerhin! Das Universum existiert noch. Die Klänge aus Danksagmüllers "Sounding Climate" sind mir in die Knochen gefahren. Es war kein "schönes" Konzert im Meldorfer Dom, es war überhaupt kein Konzert, sondern eine Hirnwäsche. Das tönerne Scheppern unseres Raubbaus. Das Anstieg der Weltbevölkerung. Die Anstieg des Ausstoßes von Giften. Der Regen im Jahr 1950 (klang als einziger einigermaßen "heimisch" oder vertraut - ich hätte aber gerne als Vergleich den Regen aus dem Jahr 2018 gehört, bzw die Stille der Dürre). Die Entwicklung der Feuchtigkeit in einer Kirche (klang als Lückenbüßer, irgendwie mussten die 45 angekündigten Veranstaltungsminuten voll werden). Richtig ärgerlich war die viel zu tief hängende Leinwand. Natürlich sollte man sehen, was darauf projiziert wurde. Das war ein Teil des Kunstwerks, die Zahlen, die sich auch optisch, nicht nur akustisch, überschlugen. Jede/r verrenkte sich, wie er oder sie konnte. Ich bezahlte es mit Kreuzschmerzen, die mich auch nicht schlafen ließen. Und vollkommen unverständlich war mir der lieblos gestaltete, achtlos mitgeschnittene Kommentar. Natürlich "versteht" keiner, um was es da eigentlich geht, wenn man es ihm nicht vorbetet. Aber ich bin eine Wortfrau. Auch Sprache ist dazu da, gestaltet zu werden. Auch Sprache kann Stimmung evozieren. Eine Gänsehaut zum Beispiel! Nicht nur elektronic aus der Steckdose. Ich hätte mir mehr Ehrlichkeit gewünscht. Eine richtige Computerstimme. Ungerührtes Erklären. Meinetwegen auch Dozieren (Besserwissen). Aber um Himmels willen keine Gewissenserkundung, keine moralischen Fragen. Nein, wir können nicht mehr umkehren. Wir wollen es nicht! Aber: wir hätten im Kino - statt im Dom - sitzen können, in einem Raum, der dafür eingerichtet ist, dass alle sehen, was man ihnen zeigen will. Gute Lautsprecher gibt es dort auch.
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