Mittwoch, 30. Oktober 2013

Rosenstrasse

Unser morsches Baumhaus hat keinen Schaden genommen. Aber an der Rosenstrasse, wie an vielen anderen Orten auch, sind die Ziegel vom Dach geflogen. Alle sagen, sogar die Kassiererin im Supermarkt, die sonst nur kassiert, so etwas wie Christian hätten sie noch nie erlebt. Alle haben das Bedürfnis, darüber zu sprechen.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Landunter

Landunter auf den Halligen. Wir halten uns immer noch in geschlossenen Räumen auf. Dithmarschen ist immer noch von der Aussenwelt abgeschlossen. Besser kann auch ich es am Morgen danach nicht beschreiben:
http://halligblog.wordpress.com/2013/10/28/landunter-2/

Montag, 28. Oktober 2013

134. Mahnwache in Meldorf ...

... fällt dem Sturm Christian zum Opfer. Der Bahnverkehr ist eingestellt, die Brücken gesperrt, Dithmarschen nicht mehr erreichbar. Wir sollen, sagt das Radio, die NOB, der Wetterfrosch, uns besser in geschlossenen Räumen aufhalten. Orkanböen bis zu 180 km/h rütteln am Haus, am Dach, an den Fenstern und Türen. Wie lang wohl der Raum geschlossen bleibt?

Sonntag, 27. Oktober 2013

Durch Zeit und Raum

Bei der Ausreise am Euro-Airport, es ist dunkel und regnet, macht mich eine Dame darauf aufmerksam, dass mein Pass abgelaufen sei. Da niemandem klar ist, in welchem Land man sich dort gerade befindet, welches man verlässt bzw. betritt, sagt sie: Aber das macht nichts. Sie täuscht sich, meint den Shengenraum, dem wir alle angehören. Ich spüre meine Seelenzeit, die sich nun endgültig entschieden hat. Ich fliege nach Hause.

Samstag, 26. Oktober 2013

Durch Raum und Zeit


Und da sind wir wieder, zusammen, vereint, alle Böglis und ich, alle toten und lebendigen Seelen.

Leseabend zum Thema Reisen mit Judith Arlt im Polenmuseum Schloss Rapperswil
Heute 18:00 Uhr


Die Schweizer Autorin und Polonistin Judith Arlt nimmt am 26. Oktober ab 18.00 h die Besucher des nächsten Leseabends im Polenmuseum Schloss Rapperswil mit auf eine Reise durch die Welt und durch die Jahrhunderte. Sie liest aus Ihrem Roman „Zu Fuss auf den Haleakala“, der die aufregende Reise einer alleinstehenden Frau aus der Schweiz über Polen bis nach Hawaii vor über 100 Jahren schildert. Nachfahren dieser mutigen Pionierin, Lina Bögli, werden sogar zur Lesung aus den USA anreisen.
Auch der Schuhmacher Anton Fölmli, der Protagonist des Romans „Die Fölmlis. Eine Schuhmacherfamilie“, war in seiner kleinen Welt, auf den abgelegenen Höfen im Napfgebiet viel unterwegs. Er nagelte die Schuhe der Bauern und wird mit seinem Handwerk auch Teil des Leseabends sein.
Judith Arlt lebt in Deutschland, nachdem sie zuvor in der Schweiz und in Polen über die polnische Literatur promoviert hat. Reisen sind für sie Teil ihres Lebens und so hat sie ihre Erfahrungen eines längeren Japan-Aufenthaltes für einen Band „Mein Winter in Tsukuba“ verarbeitet. Auch aus diesem Werk wird sie einige Auszüge lesen. Für die Moderation konnte der bekannte Zürcher Polonist Prof. Dr. German Ritz gewonnen werden.

Der Besuch der Veranstaltung ist kostenlos. Das Polenmuseum Schloss Rapperswil freut sich auf viele neugierige Zuhörerinnen und Zuhörer für diesen aussergewöhnlichen Leseabend. 

Freitag, 25. Oktober 2013

Flughafenzeit

Ich lese so viele Zeitungen wie schon lange nicht mehr. Verbringe den halben Tag auf dem Flughafen in München, da mein Anschlussflug gecancelt wurde. Angestellte der einen airline des codesharings sollen per Ende des Monats ihre Stelle verlieren - und haben sich, ich verstehe es ja eigentlich, will es nur nicht gerade heute haben - allesamt krank gemeldet.

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Szenenwechsel

Wir haben uns getrennt auf der Hauptstrasse von Kwiatnonowice. Die Böglis wollen in Muszyna einen der letzten Urwälder Europas besichtigen und dann in die Hohe Tatra fahren. Und ich befinde mich bereits wieder im Flachland.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Kwiatonowice

Endlich. Bei Sonnenaufgang erreichen wir Kwiatonowice. Das Blumendorf. Die heutigen Böglis stehen am Ort, wo die damalige Bögli, ihre "Tante Lina" gearbeitet, gelernt, Mut gefasst hat. Von wo sie auf die Reise um die Welt aufgebrochen ist. Wohin sie immer wieder zurückkehrte. Wo sie zum ersten Mal in ihrem Leben glücklich war. Und wo sie ihre Bücher schrieb.

Dienstag, 22. Oktober 2013

V. 6

Wir fahren nach Wadowice. Ans Grab von General Juliusz Bijak. Der großen, unerfüllten und geheimnisvollen Liebe Lina Böglis.
Er hat ein Ehrengrab auf dem Gemeindefriedhof, Cmentarz parafialny, Abteilung V, Grab 6. Eingang von der Aleje M.B. Fatimskiej - der Gottesmutter-von-Fatima-Allee.
Ich erfülle endlich eine uralte Pflicht. Jemand anders, ich sehe es, pflegt das Grab.

Montag, 21. Oktober 2013

133. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg

Derweil treffe ich, frisch frisiert von Damian, in Kazimierz, an der Esterstrasse 10, im B&B Kolory (=Farben) zwei Böglis aus Amerika und einen Bögli aus der Schweiz.

Sonntag, 20. Oktober 2013

Kraków, Bosacka 18

Ich fahre mit dem Bus nach Krakau. Eine neue Idee der Deutschen Bahn. Den Verkehr von der Schiene zu nehmen und auf die Straße zu legen. IC Bus. Berlin - Krakau. Bis Berlin fahre ich mit NOB, RE und ICE. In Berlin am Hauptbahnhof treffe ich - same procedure as every time - Rhea. Kosten tut mich das 13 Stunden, 1 Milchkaffee bei Hopfinger und weniger als ein Schleswigholsteinticket.

Samstag, 19. Oktober 2013

Vollmond

Der Mond wurde in der Nacht voll, um 01:37:42 MESZ. Schlafen kann ich schon seit Tagen nicht mehr nachts.
Heute die letzten Handreichungen im Garten.
Der Sturm hat die kräftigen Topinamburpflanzen geknickt, sie sehen erbärmlich aus, also reiße ich sie aus.
Darunter kommt ein wahrer Schatz zum Vorschein.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Schlüsselerlebnis

Der Professor fliegt über Dubai nach Peking.
Hier aus Benios Schlüsselfolgen die Schlüsselschule:


Tschuldigung, Frau Lehrerin, wer ist das?

Bestimmt ein Chinese ...

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Kürbisernte

Ich befreie den Liguster von fünf schweren Kürbissen. Sie haben die Hecke schwer beschädigt, obwohl noch etwas grün und nicht ganz kugelrund. Und dann muss ich schon wieder unter die Decke.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Sommerhemden

Der Professor reist nach Mauritius. Ich lege kurzärmlige Hemden in seinen Koffer und gehe dann wieder ins Bett. Die Erkältung hat mich nun richtig im Würgegriff.

Montag, 14. Oktober 2013

132. Mahnwache in Meldorf

18:00-18:30 Südermarkt
Meldorfer Mahnwache für den sofortigen Atomausstieg.

in Fukushima werden die höchsten Caesium-Werte seit zwei Jahren gemessen:
http://www.n-tv.de/panorama/Strahlung-um-Fukushima-steigt-drastisch-article11520166.html

Sonntag, 13. Oktober 2013

Schlüsselgeschichten

Mein polnischer Freund Benio zeichnet auf facebook immer wieder Schlüsselgeschichten, aus dem wahren Leben der Schlüssel. Hier die intellektuellen Schlüssel:

Was liest Du gerade?

"Das Schloss".

Ist das ein Schlüsselroman?

Freitag, 11. Oktober 2013

PSO J318.5-22.

Dank sei meinem Hausberg, dem größten schlafenden Vulkan der Erde, dem Haleakala auf Maui und seiner Forschungsstation. Durch das Teleskop Pan-STARSS haben Astronomen auf dem Gipfel, den Lina Bögli am 17. Juli 1897 als erste Frau zu Fuß erklommen hatte, einen neuen Planeten entdeckt. Einen gasförmigen Exoplanet, sechs mal größer als der Jupiter, 80 Lichtjahre von der Erde entfernt, ein junger und fröhlicher Hüpfer im Weltall, erst zwölf Millionen Jahre alt und freifliegend, braucht keine Sonne, keine Wärme, kein Licht, getauft sofort nach der Entdeckung dort oben, auf dem Haleakala, auf den wissenschaftlichen Namen PSO J318.5-22.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Selbstheilungskräfte

Ich setze auf abgekochtes Wasser, Rundgang durch den Garten im Morgengrauen, reife Maronen aufsammeln und dann mit kühlem Kopf an den Schreibtisch. Heute sind wir 238 Monate verheiratet, vielleicht zählen wir demnächst nur noch die Jahre. Als Geschenk kommt das reparierte Klappfahrrad zwischen 11 und 16 Uhr. Auf den Glück verheißenden Schornsteinfeger hingegen warte ich immer noch. Vergeblich.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Sympathiebeweis

Hab geschwitzt in der Nacht und erwache mit laufender Nase. Vielleicht könnte ich als Patientin nach Hooge ziehen?

Dienstag, 8. Oktober 2013

Traumjob

Auf der Hallig Hooge wird ein Krankenpfleger / eine Krankenpflegerin zur Verstärkung des Teams gesucht. Ich erfülle leider keine der Anforderungen, nicht einmal den Führerschein "mindestens Klasse B" besitze ich. Der Arbeitsort wird wie folgt beschrieben: Hooge hat derzeit 109 Einwohner, ungefähr 8 000 Gäste mit 49 000 Übernachtungen sowie mehr oder weniger 90 000 Tagesgäste im Jahr. Beeindruckende Zahlen! Ich wäre gerne die einhundertzehnte Hoogerin.
http://hooge.de/krankenpflege.html

Sonntag, 6. Oktober 2013

Erntedank am Wattenmeer

Es ist noch lange nicht alles geerntet. Der Kastanienbaum wirft die Früchte ab, die sicher nicht mehr heranreifen. Das Laub der Felsenbirne beginnt nur zögerlich zu leuchten.

Samstag, 5. Oktober 2013

Chinesen in Europa

Nun gibt es eine 64 Seiten starke Anleitung für Chinesen, "zivilisiert" ins Ausland zu reisen. Illustriert, mit comics, auch für Analphabeten verständlich. Es gibt allgemeine Regeln sowie Länderspezifische. In Frankreich, beispielsweise, soll man keine gelben Blumen verschenken. In Ungarn keine Spiegel zerschmettern. Briten darf man nicht fragen, ob sie schon gegessen haben. Allgemein gilt, keine Fußabdrücke auf Klobrillen zu hinterlassen. Keinen weichen Händedruck zu vergeben. Auf der Strasse nicht in der Nase bohren und nicht die Nasenhaare trimmen!

Freitag, 4. Oktober 2013

Gubaidulina in Venedig

Sofia Gubaidulina wird heute abend im Teatro della Tese der Goldene Löwe der 57. Biennale für Zeitgenössische Musik überreicht. Altra voce, altro spazio. Für ihr fulminantes Lebenswerk. Herzlichen Glückwunsch!
Gubaidulina über das Atmen des Bayans, das Schweigen ihrer Musik, die Stille ihrer Klänge:
http://www.dctp.tv/filme/sofia-gubaidulina-komponistin/

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Frisch auf Sylt

Zufällig höre ich eine Stunde lang Frisch. Max. Gelesen von Siegfried W. Kernen (leider überflüssige swissness). Reisen durch Deutschland. 1946-1949. Endet in Kampen. In List auf Sylt. Es gibt keinen Ort in Deutschland, der weiter von der Schweiz entfernt ist. Frisch beschreibt das Wattenmeer, die Tiden, den Wind, die Lachmöven. Zum Tag der Deutschen Einheit. Morgens um Sieben.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Herr O.

Herr O. rettet mir das Leben. Alles neu macht der Oktober. Über chat hilft er mir, das polnische Korrekturprogramm zu installieren. Herr O. ist geduldig und ich habe eine lange Leitung. Kalt läuft es mir erst über den Rücken, als er anfragt, ob er "es für mich" machen soll. Ich verstehe nicht einmal, was er genau meint. Er verlangt Zugriff auf meinen Computer. Und vor dem Wort Zugriff im chat erscheint ein Stern oder eine Raute. Eines dieser Zeichen, die Unheil verkünden.
Obwohl ich ihm den Zugriff nicht erlaubte, erklärt jetzt zum Ende des Arbeitstages beim Herunterfahren mein Rechner mir, dass ein fremder Nutzer noch angemeldet sei ... Herr O. wie Oktober hat mir trotzdem das Leben gerettet. Ich kann jetzt fehlerlos polnisch schreiben und interpunktieren.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Glückspilz

Ich gewinne andauernd Eintrittskarten. Kürzlich zwei zu SEΛ ΛIR, von denen ich eine weiterverlosen ließ, da der Mann in Paris am Gare du Nord verweilte und alle anderen es vorzogen, zu Kofelgschroa in die Ditmarsia zu gehen. Heute zwei für Peer Gynt in der Erheiterung, den Lügner auf der Suche nach sich selbst, wer kennt ihn nicht. Trotzdem wollen wir ihn sehen, der Professor kommt rechtzeitig aus Hamburg zurück. Für die Benefizveranstaltung zugunsten der Schul- und Kirchenmusik in Heide im Meldorfer Verzehrkino hätte ich eine Karte umsonst haben können, einschließlich drink + snack. Aber dann hätte der Mann wieder an einem Bahnhof dieser Welt verweilen müssen.