Sonntag, 25. September 2016

Plötzlich befreit ...

... schreibe ich im Meldorfer Morgengrauen. Jemanden in die Mangel nehmen, heißt jemanden unter Druck setzen. Und das geht so lange gut, bis der Druck zu groß wird. Auch beim Bügeln. Irgendwann brennt die Wäsche oder bricht wie im Eis in der Mangelmaschine. Das Wort "mangeln" kann zweierlei bedeuten. Auf der Hallig mangelt es mir nicht an materiellen Gütern. Aber ich vermisse etwas, das ich der Einfachheit halber "Kinderstube" (poln. "kindersztuba") nennen könnte. Nach Kluge geht das Wort mangeln auf mhd "mange" = Steinschleudermaschine zurück. Die im 14. Jh aufgekommene übertragene Bedeutung des Wortes für Glättrolle sei "unverständlich", meint auch Seebold, der Nachfolger von Kluge. Etymologisch kommt es von gr "mágganon" = Achse im Flaschenzug; eiserner Pflock, Bolzen und mlat "manganum" = Schleudermaschine. Das Schleudern der Steingeschoße - es handelte sich um eine Kriegsmaschine! - wurde mit dem Gewicht von Steinkästen in Gang gesetzt. Die altherkömmlichen Plättwalzen in hochherrschaftlichen Haushalten funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip, insofern scheint mir die Übertragung so unverständlich nicht. Jemanden in die Mangel nehmen, heißt also, jemanden mit Hilfe von Gebirgssteinblöcken nicht nur physisch sondern vor allem geistig (in seinen höchstpersönlich eigenen Ansichten) und psychisch (in seinem angestammten Wohlsein) plattzuwalzen.
Ich werde von meinem Schreibtisch aufstehen und meine roten Pausenäpfel pflücken, sobald es hell wird.

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