Donnerstag, 26. November 2015

Donnerstag, Großstadt

Ein letzter Ausflug in die Zivilisation. Die letzte Mitteilung einer NOB-Schaffnerin: dass inskünftig keine Fahrscheine mehr im Zug verkauft würden. Dass jetzt schon sämtliche Fahrscheinautomaten in den Zügen stillgelegt seien. Dass nach einer "Kulanzphase" jeder Fahrgast in Meldorf den Zug mit gültigem Fahrschein besteigen müsse. Ansonsten würde er mit dem erhöhten Bußgeld bestraft. Ich verrate ihr nicht, dass mir das ziemlich egal ist. Merke nur an, dass auf dem östlichen Bahnsteig immer noch kein Fahrscheinautomat stehe. Dass es wohl unzumutbar sei, Fahrgäste, die im Osten der Stadt wohnen wie ich, durch die monströse Unterführung auf den Westbahnsteig zu jagen, um den Fahrschein aus dem Automaten zu ziehen, der ja im übrigen auch nicht immer funktioniere, und dann den Weg hechelnd zurück machen zu lassen. Wie soll ich das schaffen in meinem Alter? Mit Gepäck? Ohne Klapprad? Sie zuckt ziemlich unverblümt mit den Schultern. Ihr Körper spricht, nicht ihr Mund: "Das ist mir völlig wurscht". Oder, falls das Achselnhochziehen auch in englisch funktioniert: "I couldn't care less." Die letzten Kopfschmerzen. Der letzte verspätete Zug. Ich warte noch einmal fast eine halbe Stunde auf dem ungastlichen Bahnhof in Heide auf den Zug nach Meldorf. Da ist die Sonne längst untergegangen.

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