Sonntag, 16. Juni 2013

Sonntagsdachpredigt

Unser Dach erfüllt mehrere Funktionen. Seit einiger Zeit vermuten wir, dass die Amseln da oben nisten. Irgendwo unter den Solarplatten. Gut versteckt. Auch vor unseren Augen. Die Amseleltern sind zu schnell, wenn sie heruntergeflogen kommen. Und hinauf fliegen sie nur, wenn wir nicht zugucken. Erst heute Vormittag gibt sich mir das Amselweibchen zu erkennen. Es lockt Würmer aus der Erde. Ein Kinderspiel nach dem Regen. Es trampelt auf dem Rasen herum und ein Regenwurm nach dem andern streckt neugierig seinen Kopf heraus. Mehrere, noch zappelnde Würmer hält die Amsel bereits in ihrem  Schnabel. Sie legt die Beute jeweils im Gras ab, bevor sie den nächsten Neugierigen in voller Länge und unerbittlich aus dem Boden zieht. Dann packt sie die übrigen in aller Seelenruh dazu. Alles sozusagen zu meinen Füßen. Mich fürchtet sie überhaupt nicht. Und die Würmer scheinen die Situation - die kurze Freiheit - nicht ausnützen zu können. Sie sind nicht schnell genug. Sie laufen nicht weg, wenn der Schnabel sie loslässt. Reaktionsverhindert. sie haben keine Beine. Die Amselmutter fliegt mit dem fetten und lebendigen Fresspaket auf unser Dach. Unter die alten Solarplatten, die nicht so nah auf den Ziegeln aufliegen, wie die neuen. Der Appetit des Nachwuchses scheint groß. Die Amsel kommt sofort wieder angeflogen. Zum nächsten Beutezug.

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