Sonntag, 15. April 2012

Eine halbe Stunde im Goldvreneliland

Meine alte Mutter (siehe blog vom 11.4.) bekam von der Schweizerischen Post die Nachricht, sie habe einer ihr unbekannten Person, wohnhaft an einer ihr nicht bekannten Adresse, eine Postvollmacht erteilt. Diese Leistung sei ab dem 1. April 2012 (kein Scherz) kostenpflichtig. Falls die Bevollmächtigte nicht gelöscht werde, würde ihr, meiner Mutter und angeblichen Vollmachtgeberin, im Juni die Jahresrechnung zugestellt.
Diese Postvollmacht, das erklärte ich heute während meines sonn-täglichen Telefonats, erteilte ich vor 19 Jahren meiner damaligen Mitbewohnerin in meiner damaligen Wohnung am Rheinufer für das halbe Jahr, das ich an der Weichsel verbringen wollte. Nach dem halben Jahr kehrte ich nur ans Rheinknie zurück, um besagte Wohnung aufzulösen, mich ordnungsgemäß von jener Postadresse abzumelden, und nach Berlin umzuziehen. Ich hatte geheiratet und trage seither den Namen meines Mannes. Die wahre Vollmachtgeberin von damals gibt es bürokratisch und zivilstandsamtlich nicht mehr. Meine Mutter hat einen anderen Vornamen als ich. Immer schon. Noch nie, seit wir beide leben, verwechselte irgendeine Behörde, irgendein Amt, irgendeine Firma uns beide. Obwohl - aber woher soll das die Post wissen? - wir uns äußerlich, dem Alter entsprechend, zum Verwechseln ähnlich sehen.

Mein Goldvreneliland und seine verdammte Geheimniskrämerei. Mein Vaterland und seine ungestillte Besitzgier. Mein edles Bankgeheimnishüterland. Mein Postgeheimnisverräterland. Mein makelloses Fluchtgeldparadies. Mein allen Despoten dieser Erde untertänigst ergebenes Hehlerdienstbotenland. Oh, heilige Helvetia, hilf!

Frohe Ostern für Nada und alle, die heute Auferstehung feiern!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen