Montag, 30. April 2012

Rindfleisch zum Monatsletzten

1979 war ich zum ersten Mal in Warschau - mit dem Fahrrad von Basel kommend, in kurzen Hosen. Boguś' Mutter bekochte mich zwei Tage lang in einer Wohnung in Żolibórz, danach fuhr ich weiter nach Norden.
Von 1983-1985 studierte ich in Warschau und bekam neben meinem Stipendium zu jedem Monatsersten Lebensmittelmarken. Für Zucker, Mehl, Butter, Kasza (Grütze) usw. Und natürlich für Fleisch. Die Marken drückte ich am Monatszweiten meiner Schlummermutter im siebten Stock an der Kopernikusstrasse in die Hand. Ich wusste damit nichts anfangen. Sie stand täglich irgendwo Schlange, stundenlang, und kam begeistert mit fünf Kilo Zucker nach Hause, einem Stück Suppenfleisch voller Fett und Sehnen, aber immerhin. Mehreren Pfund Butter. Unter der Woche aß ich in der Mensa an der Dobra-Strasse - dort, wo heute die supermoderne neue Universitätsbibliothek steht - und lebe immer noch.
1993 baute ich im Auftrag Helvetiens in Warschau die Schweizerische Mediathek auf.
Dazwischen und danach (nach dem ersten Mal) war ich immer wieder in Warschau. Heute habe ich zum ersten Mal in meinem Leben in Warschau Fleisch gekauft. Frisches Fleisch. Bestes Rindfleisch ohne Knochen. Und dabei endlich das Wort gelernt. Wołowina. Rindshuft. Udziec wołowy. Für Pako und Joga.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen